An der Front, was die Romankunst der Gegenwart angeht: Howard Jacobson.Live a Little, das nun auf Deutsch bei Klett-Cotta unter dem etwas umständlichen, bräsig kalauernden Titel Rendezvous und andere Alterserscheinungen vorliegt, ist vielleicht Jacobsons bestes Buch. Es ist etwas Gewagtes, literarisch monströs heikel – eine komplett politisch unkorrekte „geriatric comedy of manners“, eine Senioren-Gesellschaftskomödie mit und über zwei Figuren, die höchstbetagt sind.
Alt, noch älter: Etwa achtundsiebzig
Oder gar 90: Beryl Dusinbery, über 90, die „Prinzessin“, gallig-scharfzüngig, impulsiv, sarkastisch, die in ihrer Wohnung in der Finch ley Road zu London von zwei Betreuerinnen, einer aus Afrika, einer aus Moldawien, gepflegt wird. Richtig hinfällig ist sie nicht, doch das Gedächtnis scheint sie nach und nach im Stich zu lassen. Gegenfigur ist Shimi Carmelli, Sohn einer Jüdin, die starb, als er Teenager war, und eines Vaters aus Malta, der ein Jahr nach dem Tod der durchscheinend fragilen Frau spurlos verschwand, stramm auf die 91 zugehend. (mehr …)

Marsilius von Ingen – von Pfalzgraf Ruprecht I. zum ersten Rektor der Universität Heidelberg berufen
Marsilius von Inghen studierte und lehrte an der Universität in Paris, an der er zeitweise auch zum Rektor aufstieg. Als sich die mittelalterliche Kirche 1378 durch die Wahl von zwei Päpsten aufspaltete, stand er aufseiten des römischen Papstes, während Paris dem in Avignon residierenden Gegenpapst zuneigte. Wie viele andere Universitätsangehörige musste Marsilius daraufhin seine Lebensplanung ändern. Kurfürst Ruprecht I. gelang es, ihn als „anheber und regirer“ und somit als Gründungsrektor für die 1386 eröffnete Universität Heidelberg zu gewinnen. Marsilius vollendete in Heidelberg sein in Paris begonnenes Theologiestudium und wurde 1396 – kurz vor seinem Tod am 20. August desselben Jahres – zum Doktor der Theologie promoviert. Er hinterließ der noch jungen Universität seine umfangreiche Büchersammlung und sorgte auch für die Gründung eines Universitätsarchivs.