Im Süden gewöhnt man sich die Hektik ab, nimmt sich die Zeit, vergeudet sie. So wie die alten südländischen Männer, die einfach so dasitzen, auf Stühlen, ein halbvolles Glas vor sich, nichts mehr erwarten.

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Aug. 2021 | In Arbeit | Kommentieren

Zu seinem in diesem Jahr 200. Geburtstag möchten wir Ihnen sein fulminantes Plädoyer für den „Genuss des Weins“ näherbringen, Charles Baudelaire, Gründervater der europäischen Moderne, verdankt diesen Titel seiner 1857 erschienenen Gedichtsammlung „Les Fleurs du Mal“ (Die Blumen des Bösen). Wobei das „Mal“ eher etwas wie „widerwärtig, abstoßend, schlecht, krank“ meint als ein viel zu moralisches „Böses“. Kurz nach dem Erscheinen der Sammlung hatte sich Baudelaire einem Prozess wegen „Beleidigung der öffentlichen Moral und der guten Sitten“ zu stellen. Sechs Gedichte aus dem Band wurden verboten – vor allem Verse, die die lesbische Liebe feierten.

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Aug. 2021 | Allgemein, Essay, Feuilleton, In vino veritas, Senioren | Kommentieren

Jede Bewegung braucht eine große und attraktive, aber simple Erzählung, der man sich anschließen kann. Das kann ein ideologischer Kern sein, eine emotionale Weltsicht oder eine historische Verkürzung. Die Funktion dieser Idee muss man sich auch als eine Art Filter oder Brille vorstellen, mit der alles Geschehen betrachtet und bewertet wird. Die Bewegung, zu der querdenkende „Querlinge“ geronnen sind, hat die Essenz ihrer Erzählung inzwischen gefunden: Wir sind die Opfer!
Es geht dabei nicht mehr nur um die klassische Opferpose, die viele radikale Bewegungen als Instrument verwenden. Sondern um einen umfassenden Kult des Opferseins. Mit allen dazugehörenden Kultelementen wie Märtyrern (»Er hat sich für uns geopfert!«), Dolchstoßlegenden (»Wir wurden von denen verraten, die uns beschützen sollten!«), Endzeit-Verschwörungen (»Die Pandemie ist nur der Anfang!«) und Erlösungsfantasien hinsichtlich des Opferdaseins (»Bald stürzen wir das Merkel-Regime und werden endlich frei und glücklich sein!«).

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Aug. 2021 | Allgemein, Essay, Gesundheit, In vino veritas, Junge Rundschau, Sapere aude, Senioren, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | 1 Kommentar

Dominik Graf langt für diese Verfilmung mit beiden Händen ins filmhistorische Archiv und nutzt das riesige Reservoir der Möglichkeiten für einen Avantgardefilm, der wenig mit avantgardistischem Pathos, aber mit der Sinnenfreude des Kinos viel zu tun hat: Das Problem mit der Avantgarde ist ja, dass sie immer so avantgardistisch ist, heißt es an einer Stelle in loser Kästner-Verfilmung „Fabian oder der Gang vor die Hunde“. Was sich in dieser lustvollen Szene – Sommer, Wasser, Leute drin – ausplaudert, ist vielleicht auch die Haltung dieses schönen Films: Was muss die Filmkunst oft so unsinnlich sein? Was müssen das Spiel und Experiment mit den Formen, der Griff ins filmhistorische Archiv oft so ernstelnd ausfallen?

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Aug. 2021 | Allgemein, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Film | Kommentieren

Unter dem knappen Vermerk «Bundesrepublik 1946» findet sich in Salcia Landmanns umfänglicher Sammlung jüdischer Witze folgender Eintrag: «Was ist der Unterscheid zwischen einem Saupreiss und einem Saujud? – Saupreiss darf man sagen.» Liest man das heute, hat man den zeitlichen Abstand vor Augen. Vor 75 Jahren konnte man, wenn man denn wollte, so etwas witzig finden, weitererzählen und einem Sammelwerk über die Geschichte des jüdischen Witzes einverleiben. Man musste nicht befürchten, als Juden- oder Preussenhasser blossgestellt, am Ende sogar vor Gericht geschleppt und bestraft zu werden. Heute ist man da längst nicht mehr so sicher. Ein falscher Witz kann böse Folgen haben, weshalb man ihn am besten unterlässt.

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Aug. 2021 | Allgemein, Essay, Feuilleton, Junge Rundschau, Senioren | Kommentieren

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Aug. 2021 | Allgemein | Kommentieren

 

 

Krabat in der Zaubermühle, wie der Illustrator Herbert Holzing ihn sah. Bild: Herbert Holzing/Thienemann Verlag

Über zehn Jahre lang hat Otfried Preußler an seinem „Krabat“ gearbeitet. Der Blick in den unbekannten Nachlass zeigt, wie sehr er mit dem Stoff gerungen hat.

Wer Otfried Preußlers Bücher liest, stößt in beinahe jedem auf Magie: Da werden Menschen in Vögel verwandelt und Hunde in Krokodile, ein weißes Gespenst wird schwarz, Papierblumen fangen an zu duften, und aus einem Krug fließt im selben Moment Himbeersirup und dann wieder derber Schnaps. Wenn man Glück hat und an einen freundlichen Magier gerät, dann erfährt man, wie man vom Milchgesicht zum stärksten Mann weit und breit wird, zum „Starken Wanja“ – sieben Jahre auf der Ofenbank liegen, Sonnenblumenkerne verspeisen und anderen bei der Arbeit zusehen. Wenn man dagegen Pech hat, geht es einem so wie einem anderen Milchgesicht, dem jungen Krabat. Und aus der harmlos erscheinenden Zauberei wird plötzlich eine Angelegenheit von Leben und Tod.

Wenn das erzählerisch gelingt, so wie in Preußlers Meisterwerk „Krabat“, für das der Autor vielfach ausgezeichnet worden ist, das zweimal verfilmt und längst zur Schullektüre geworden ist, dann entsteht ein Werk von großer Selbstverständlichkeit. Den mühseligen Weg bis zum fertigen Buch, die vielen Zweifel, die den Autor plagten, der sich seiner Sache gerade bei diesem Roman bis zuletzt alles andere als sicher ist – dem „Krabat“ ist all das nicht abzulesen.

Er wolle sich „das Manuskript eines Abenteuerbuches, das im Dreißigjährigen Krieg spielt, wieder vornehmen“, schreibt Otfried Preußler am 16. Oktober 1958 an Lotte Weitbrecht, die Leiterin des Thienemann-Verlags, in dem seit 1956 seine Kinderbücher „Der kleine Wassermann“, „Die kleine Hexe“ und „Bei uns in Schilda“ erschienen waren. In einem Brief vom 8. Oktober 1959 wiederum an Lotte Weitbrecht schreibt Preußler: „Sie erinnern sich an den Plan mit den Zauberersagen. Ich habe mich nun doch dazu entschlossen, einen einzigen der sich thematisch ohnehin manchmal überschneidenden Sagenkreise herauszugreifen und durchzuarbeiten, den Sagenkreis um den wendischen Zauberkünstler Krabat aus der Lausitz, einen hier kaum bekannten, sehr bunten und zu allem Überfluß auch noch ‚moralisch einwandfreien‘ Stoff.“ Übrigens rechne er damit, im Januar 1960 ein Manuskript abzugeben, dessen Länge dem seines 1958 erschienenen Buchs „Bei uns in Schilda“ entsprechen werde und das für das selbe Lesepublikum gedacht sei („also von 10 bis 70“).

Otfried Preußler 2013 im Alter von 89 Jahren, kurz vor seinem Tod
Otfried Preußler 2013 im Alter von 89 Jahren, kurz vor seinem Tod : Bild: dpa

Der Brief des damals knapp 36 Jahre alten Autors wirft ein Licht auf die Absichten, die am Anfang eines Projekts stehen, das er so rasch ausarbeiten wollte und doch erst nach zwölf Jahren mit mehreren Abbrüchen und Neuanfängen beenden konnte, wobei es seinen Ur­heber, wie es scheint, wiederholt in ernsthafte Krisen stürzte. Zudem erschien dann im Sommer 1971 ein „Krabat“, der sich in jeder Hinsicht grundlegend von den ersten Plänen und auch der fragmentarisch erhaltenen ersten Fassung unterscheidet, sodass man von einem ganz neuen Buch sprechen kann, auch wenn es auf derselben sagenhaften Vorlage basiert. Und wenn in Preußlers Brief Krabats „Abenteuerlust“ benannt wird, die vielleicht auf das „Abenteuerbuch“-Manuskript verweist, wenn zudem dieselben Leser angesprochen werden sollen wie die seiner schwankhaften Nacherzählung des „Schilda“-Stoffes, dann werden in diesem Konzept ganz andere Akzente gesetzt als im „Krabat“ der letzten Fassung. So ist die Geschichte der Ent­stehung dieses großen Jugendromans, der quer durch alle Figuren von Verführung, Macht, Ohnmacht und Todesangst erzählt, auch die einer Emanzipation: In einem jahrelangen Prozess löst sich der Autor von den Quellen und gibt dem tradierten Stoff eine Fassung, die ganz ihm selbst angehört und wesentlich mit den Erfahrungen seines Lebens zu tun hat.

Aug. 2021 | In Arbeit | Kommentieren
Das Karlstorkino Heidelberg veranstaltet vom 12. bis zum 18. August das erste Schaufensterkino zum Thema jüdisches Leben. Ein Dutzend Heidelberger Schaufenster werden in diesem Zeitraum zu einem kleinen Kino, das spontan einlädt im Vorbeilaufen innezuhalten und einen Film zu genießen. Gezeigt werden verschiedene Kurzfilme, die unterschiedliche Facetten jüdischen Lebens in Europa und anderswo erlebbar machen. Informativ, witzig, traurig, alltäglich – das Schaufensterkino lädt ein zum Schauen, zu dem, was Filme über Geschichte und Kultur jüdischen Lebens erzählen können.

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Aug. 2021 | Heidelberg, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Film | Kommentieren

Kaum hat man über ein bestimmtes Produkt gesprochen – schon erscheint eine entsprechende Anzeige bei Instagram. Viele Nutzer befürchten, von Facebook belauscht zu werden. Was dahintersteckt. (mehr …)

Aug. 2021 | In Arbeit | Kommentieren

Action pur: Das Ferienpass-Programm bietet jede Menge Abwechslung für 6- bis 16-Jährige Bild: David Thibaut

Um Jugendlichen niedrigschwellig den Zugang zum Ferienpass zu ermöglichen, bietet die Stadt Heidelberg am Mittwoch, 4. August 2021, einen Extra-Verkaufstag für 12- bis 16-Jährige ganz ohne Vorabtermin an. „Mit dem ,Ferienpass-Special-Sale‘ möchten wir Schülern den unkomplizierten Zugang zum Ferienpass mit seinen kostenfreien Extras erleichtern. Einfach vorbeikommen ohne Vorabanmeldung und feste Termine, das kommt den Jugendlichen am ehesten entgegen“, sagt Katja Weiß von der Kinder- und Jugendförderung. Darum öffnet das Ferienpass-Team am 4. August von 15 bis 18 Uhr exklusiv seine Türen in der Plöck 2a für Heidelberger Jugendliche, die nach Ferienbeginn noch einen Ferienpass erwerben möchten.

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Aug. 2021 | Heidelberg, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau | Kommentieren

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