Wer erlöse uns von dem Bösen?

In den Städten und Dörfern spritzt das Blut tausender Geißler. Denn nur eins ist so bitter wie der Schwarze Tod selbst: die Erkenntnis, dass die Kirche in der größten Krise versagt hat.

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Apr. 2021 | In Arbeit | Kommentieren

Die „Schwörtags – Traditionen in ehemaligen Reichsstädten“ und der „Streuobstanbau“ sind durch Beschluss der Kulturministerkonferenz in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. „Das Immaterielle Kulturerbe steht für unsere lebendige Alltagskultur. Die Bewahrung dieses Erbes trägt dazu bei, dass gelebte Traditionen fortgeführt und weiterentwickelt werden. Sie prägen das Selbstverständnis des deutschen Südwestens als Kulturland maßgeblich mit“, (mehr …)

Apr. 2021 | Heidelberg, Senioren, Zeitgeschehen, Metropolregion Rhein-Neckar | Kommentieren

Immer mal wieder beginnt ein „Neues“ Jahr, dies (naja) aktuellen Anlasses wegen das: Beim Versuch, mein Alter aus der Perspektive eines noch sehr jungen Menschen zu betrachten, erinnere ich mich an einen kurpfälzischen Spruch: „Alle wolle se alt wärre, bloß käner wills soi“. Und stelle fest, dass ich auch damals schon nicht alt werden wollte, es nun aber doch geworden bin. Und denke daran, wie wir selbst die Welt gesehen haben, als wir 16 waren: Da gab es „uns“ und die wenig Älteren.
Und es gab die anderen.

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Apr. 2021 | Heidelberg, Allgemein, Essay, Feuilleton, Gesundheit, In vino veritas, Junge Rundschau, Senioren, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Ihr konntet Euch – hoffe ich – über Ostern ein wenig erholen vom alltäglichen Corona-Wahn. Die „erweiterte Ruhezeit“ ist Deutschland nach dem entschuldigungsreichen Zurückrudern der Kanzlerin ja erspart geblieben, und ich meine, mit diesem Eindruck nicht falsch zu liegen: Die Bürger haben sich trotz alledem nicht zu ausgedehnten Saufgelagen oder ausschweifenden Orgien im Stadtpark oder im Wald getroffen. Man möchte es kaum glauben: Der ganz überwiegende Teil der Bevölkerung handelt auch ohne permanente Schulmeisterei seitens der Politik durchaus vernünftig und eigenverantwortlich. Wenn aber praktisch jeden Tag irgendwelche neuen Eindämmungsmaßnahmen gelten, ist es ohnehin am besten, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.

Doch der Osterhase war noch in voller Betriebsamkeit, da legte prompt Armin Laschet das nächste Ei und kam mit seinem Vorschlag für einen harten „Brücken-Lockdown“ um die Ecke. Der CDU-Chef und nordrhein-westfälische Ministerpräsident, bisher fest verortet im Lager der Lockerer, wechselte also auf einmal ins „Team Vorsicht“ von Markus Söder und Angela Merkel. Was ihn wohl zu diesem Schritt bewogen haben mag, wo doch gleichzeitig sein Amtskollege Tobias Hans exakt die Gegenrichtung einschlägt und im Saarland vorsichtige Öffnungsschritte erprobt?

Über sieben Brücken musst du gehen

Fakt ist: Deutschland verheddert sich immer mehr in seinem widersprüchlichen Corona-Management, und jetzt kommt auch noch der Wahlkampf dazu. Dass Armin Laschet Kanzlerkandidat der Union werden möchte, steht mittlerweile wohl außer Frage – und in diesem Licht muß wohl auch sein jüngster „Brücken-Lockdown“-Vorstoß zu verstehen sein. Freunde haben versucht, die Situation zu entwirren und gelangten zu einem interessanten Ergebnis. Mit seiner Corona-Brücke, meinen sie einvernehmlich, komme Laschet jedenfalls nicht zur Kanzlerkandidatur, geschweige denn ins Kanzleramt.

Einen konkreten Effekt aber hatte die Idee des CDU-Vorsitzenden dann doch: Einer der Freunde verriet uns, dass er seit dem Wochenende ständig Peter Maffays Song „Über sieben Brücken musst du gehen“ im Kopf habe. Und ich hatte nicht den Eindruck, dass sie Laschet für diese Trigger-Leistung dankbar ist.

Apr. 2021 | In Arbeit | Kommentieren

Kunstmuseum St.Gallen | Pressemitteilung

Kommunikation

Einblicke – Ausblicke
Sammlungsperspektiven II

5. Juni – 10. Oktober 2021, Kunstmuseum St.Gallen

In einem wechselvollen Parcours schaut die Ausstellung Einblicke – Ausblickeauf Landschaften, Innenräume und Stillleben aus der Sammlung des Kunstmuseums. Viele Hauptwerke, aber auch Arbeiten, die selten zu sehen sind, umfassen fast 500 Jahre Kunstgeschichte – von der Renaissance bis zur Gegenwart, in allen Medien: Malerei, Plastik, Grafik, Fotografie, Video…

Bartholomäus Lämmler, Viehweide unter Kamor, Hohem Kasten und Staubern, 1854, überwiesen vom Historischen Museum St.Gallen 1978

Die frühe „symbolische“ Landschaft ist ebenso vertreten wie der Realismus der holländischen Malerei im „Goldenen Zeitalter“ und die bäuerlichen Lebenswelten der Appenzeller Senntumsmaler. Auf Camille Corot und die „Ecole de Barbizon“ folgt das impressionistische Highlight Palazzo Contarini von Claude Monet. Die Schweizer Kunst nach 1900 repräsentiert, neben Ferdinand Hodler, eine starke Ostschweizer Abteilung mit Sebastian Oesch und Ferdinand Gehr. Klassisch moderne Positionen markieren Ernst Ludwig Kirchner, Sophie Taeuber-Arp und Le Corbusier, während Franz Ackermann zeitgenössisches urbanes Lebensgefühl und David Claerbouts Video die Wahrnehmung von Zeit thematisieren.

Die Präsentation versteht sich als komplementäres Gegenstück zur gleichzeitig laufenden Ausstellung Blicke aus der Zeit, die auf das Gesicht und das menschliche Auge fokussiert. Was dieses er-blickt, wenn es sich nicht auf ein Gegenüber, sondern auf das ganz Naheliegende oder das weit Entfernte richtet, entfaltet sich hier in ikonografischer, motivischer, stilistischer und medialer Vielfalt.

Kuratoren: Lorenzo Benedetti, Matthias Wohlgemuth

Wenn Sie Interesse an einem Presse- oder Interview-Termin haben, melden Sie sich unter kommunikation@kunstmuseumsg.ch

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www.kunstmuseumsg.ch

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Bartholomäus Lämmler, Viehweide unter Kamor, Hohem Kasten und Staubern, 1854, überwiesen vom Historischen Museum St.Gallen 1978

Bartholomäus Lämmler-Viehweide unter Kamor Hohem Kasten und Staubern1854.jpg

Franz Ackermann, Nenn mich nicht Stadt, 2003

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Anonymer Haarlemer Meister, Stillleben mit Austern, um 1630, Foto: Sebastian Stadler

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Herri met de Bles, Der Weg zum Kalvarienberg, um 1540, Foto: Sebastian Stadler

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Kirchner Ernst Ludwig, Bahnhof Davos, 1925, Foto: Sebastian Stadler

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Monet Claude, Palazzo Contarini, Venedig, 1908, Foto: Sebastian Stadler

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Apr. 2021 | In Arbeit | Kommentieren
Seit Ausschreibungsbeginn haben die sieben Jurymitglieder 240 Titel gesichtet, die seit Mai 2020 erschienen sind. Jurysprecherin Dr. Kia Vahland, Süddeutsche Zeitung: „Die Bücher dieser Auswahl variieren im Stil, den Themen, dem Umfang und den Methoden. Alle aber erforschen die Welt auf sehr eigene Weise und gehen den Dingen auf den Grund. Ihre Verfasser wollen erst verstehen, bevor sie erklären; sie meiden eingetretene Pfade, stellen sich der Geschichte und immer auch der Gegenwart. Ihr Blick ist schonungslos, auf andere und sich selbst. Sie bringen sehr unterschiedliche Erfahrungen und Kenntnisse mit – und begnügen sich nicht mit diesen, sondern erkunden beim Schreiben Neuland. Der Zweifel, die Neugier und eine Portion Hartnäckigkeit treiben sie um und an. Sie suchen Erkenntnis statt Bekenntnis und stellen Fragen, die größer sind als ihre jeweiligen Sujets. So inspirieren sie eine breite, wissbegierige Leserschaft.“

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Apr. 2021 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Senioren | Kommentieren
Kanonenfeuer in der Schlacht von Vimy, Mai 1917

Christopher Clark hat eine Studie über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verfasst: „Die Schlafwandler“ ist das Buch des Jahres. Und eine Mahnung an alle, die militärische Konflikte regional begrenzen wollen.

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Apr. 2021 | In Arbeit | Kommentieren

Der Bürgerentscheid über die Verlagerung des Ankunftszentrums für Flüchtlinge auf das Areal Wolfsgärten findet am Sonntag, 11. April 2021, statt. Briefwahlunterlagen und Wahlbenachrichtigung hat die Stadt Heidelberg allen rund 109.000 Wahlberechtigten zugesandt. Die Stadt Heidelberg bittet, die Briefwahl zu nutzen und Kontakte in Wahllokalen zu vermeiden. Die ausgefüllten Briefwahlunterlagen können kostenfrei per Post an die Stadtverwaltung geschickt werden. Die Unterlagen müssen dafür rechtzeitig, spätestens am Mittwoch, 7. April 2021, abgeschickt werden. Außerdem können sie in den Briefkasten der Stadtverwaltung, Bergheimer Straße 69, eingeworfen werden – auch noch am Wahltag bis spätestens 18 Uhr. (mehr …)

Apr. 2021 | Heidelberg, InfoTicker aktuell | Kommentieren

Wir sind die Kurve! – Mit Freunden in den Park oder mit den Verwandten auf einen Tee. Machen wir uns nichts vor: Aus privaten Treffen werden zigtausend Corona-Risiken.

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Apr. 2021 | In Arbeit | Kommentieren

Kaiser Konstantin I. mit den Ergebnissen des Konzils von Nicäa

Zur Ostergeschichte scheint sowohl theologisch als auch von der historisch-kritischen Bibelwissenschaft alles gesagt zu sein. Mag sein, offenbar aber doch nicht von allen. Der Publizist und Bestsellerautor Franz Alt versucht sich in einem neuen Buch mit Breitenwirkungscharakter wieder an einer Frage: Was, wenn die Übersetzungen der Ostergeschichte unscharf wären und Jesus gar nicht am Kreuz starb? Alt argumentiert mit der aramäischen Variante der Evangelien – und fordert die Rückkehr der Kirche zu einer „jesuanischen“ Institution. Einmal mehr wird die Rolle von Paulus in der Auslegung der Geschehnisse nach Golgatha kritisiert.

Was haben die Anti-Atom-Bewegung, die Krise der CDU, die Grünen-Bewegung, die Debatten über den Standort der Kirche, Diskussionen über die Gleichberechtigung und Greta Thunberg mit der Ostergeschichte zu tun? Eigentlich nichts, könnte man meinen; für den deutschen Publizisten, Buchautor und einstiges Mitglied der Union, Franz Alt, wiederum alles. Er sieht Jesus als Vorbild für die Neuordnung der Politik, Gesellschaft – und nicht zuletzt der Kirche, seiner Kirche. Dass Alt seine guten Absichten vom „pazifistischen Jesus“ auch in der „Nationalzeitung“ abdrucken ließ, hat dem Grimme-Preisträger auch zusätzliche Kritik eingetragen.
Helfen würde laut Alt die Änderung des bisherigen Bildes von Jesus von Nazareth. Verkürzt: Er rät zur Verabschiedung vom Dogma der göttlichen Natur Jesu, was gelinde gesagt, die katholische wie reformierte Theologie auf den Kopf stellen würde. Bereits im 4. Jahrhundert, zum Konzil von Nicäa, als das Christentum unter Konstantin I. toleriert und auf den Weg Richtung Staatskirche geschickt wurde, hielt man die Gottesnatur von Jesus Christus als Dogma fest. Davon abfallende Glaubenslehren wie der Arianismus wurden unter Strafe gestellt.
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Eine Rückübersetzung und ein neuer Blick
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Alt vertraut zwar auf den Text der Evangelien, vor allem auf die Rückübersetzung der Evangelien ins Aramäische, wie sie vom deutschen Pater Günther Schwarz über Jahrzehnte hinweg durchgeführt und propagiert wurde. Gestützt auf die Thesen von Schwarz geht Alt aber von Übersetzungsfehlern der Evangelien aus und spricht von dogmatisch-theologischen Wunschzurichtungen der Bibel, die nichts mit den Absichten Jesu zu tun hätten. Von der historisch-kritischen Bibelforschung ist dieser Ansatz nicht gedeckt (und wer eines der Bücher von Schwarz mit seinem Text der Evangelien haben möchte, muss auf den Buchantiquitätenmark 300 Euro aufwärts hinlegen).

Der spät zum Pfarrer berufene Schwarz ging in seiner Forschung vom Versuch einer Rückübersetzung aus, in dem er die griechische Bibel ins Aramäische rückübersetzte und missverständliche Stellen mit einer Art Nachinterpretation zu füllen suchte, um eine im Aramäischen stimmige Version herzustellen. Für den Quellenabgleich zog Schwarz etwa die Peschitta heran, die Bibel für die Kirchen in der syrischen Tradition, deren Wurzeln bis ins 1. Jahrhundert zurückreichen. Schwarz meinte, er habe dabei den Sprachduktus eines Propheten der damaligen Zeit rekonstruieren können, etwa indem er alle Aussagen Jesu in Versform setzte. Begründung dafür: Die Propheten der Zeit hätten damit ihren Äußerungen die Gestalt leichter merkbarer Thesen gegeben.

Abrechnung mit Paulus

Schwarz’ Erkenntnisse rechnet Alt nun auch in diesem Band stimmungsvoll hoch für eine Auseinandersetzung mit dem Amtskirchentum. Alle Leser, die sich freilich immer schon mit dem Konzept der Wandlung in der Liturgie schwertaten, werden bei der Lektüre von Alt jubilieren. Er tritt gegen die paulinische Losung (1. Kor. 1, 23) an, die die Auferstehung „zum Dreh- und Angelpunkt des Glaubens“ mache. Das verstelle den Blick auf die zentralen Botschaften Jesu, der wie alle Propheten seiner Zeit in einer Mode von Wiedergeburtsüberzeugungen unterwegs gewesen sei (eines der Fundamente der Annahmen auch bei den Übersetzungen von Schwarz).

Bücher zum Thema

  • Franz Alt: Die größte Liebe aller Zeiten. Die wahre Geschichte von Jesus, Maria Magdalena und Judas. Herder, 320 Seiten, 24,70 Euro.
  • Johannes Fried: Kein Tod auf Golgatha. Auf der Suche nach dem überlebenden Jesus, C.H. Beck, 195 Seiten, 20,60 Euro.

Auch wenn Alt in der Frage, ob Jesus am Karfreitag gestorben sei oder nicht, nicht klar Stellung beziehen will, so sagt er, dass an keiner Stelle der Evangelien der Tod Jesu festgehalten sei. Alt verweist auf die Einheitsübersetzungen der Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, in denen sich überall die Metapher des „ausgehauchten“ oder „aufgegebenen Geistes“ finde. Er möchte, wie er selbst sagt, in der Ostergeschichte nach den „Fakten“ suchen, „und nicht nach den christologischen Ideen, die zu bestimmten Lehren der Kirche passen“. Muss er nicht, er ist Publizist und nicht Theologe. Nur werden ihm die Theologen kaum folgen können, etwa wenn er mit Verweis auf ein Zitat aus der Schwarz’schen Rückübersetzung zur Begegnung von Jesus mit Maria von Magdala am Ostermorgen zitiert: „Berühre mich! Denn ich bin gar nicht gestorben.“ (Joh, 20, 17 RÜ)

Neuausrichtung des Kirchenbildes

Alt würde ein bisschen mehr Bescheidenheit guttun, meinten Kritiker seines Ansatzes, hielten ihm aber zugute, dass er sich für eine positive Betonung der Botschaften Jesu und für eine optimistisch-empathische Kirche einsetze. Dass man freilich aus der bemüht projektiven Lesart einer Rückübersetzung nicht über die Quellenproblematik zur Bibel hinauskommt, liegt auf der Hand.

„Tatsache ist, dass außer einigen außerhalb des Neuen Testaments überlieferten Worten alles, was Jesus gesagt hat (haben soll), nur in den vier griechisch geschriebenen Evangelien überliefert ist“, erinnert etwa der Theologe und Sozialphilosoph Franz Magnis-Suseno an die Ausgangslage zur Beurteilung der Bibel. Mit dem bei Alt gerne verwendeten Wort „Fälschung“ solle man allerdings – dies zumal und gerade dann – wenn man selbst nur Projektionen zur Hand habe, bescheidener umgehen.

Wer schon kann das: Ein wahres Jesus-Bild behaupten?

Die Lanzenstiche, die Jesus in der Geschichte der Kunst erhalten hat, hätte er schwerlich überlebt. Mal traf es ihn links, mal auf der rechten Seite

Wäre das Christentum allerdings tatsächlich nur einer Fälschung aufgesessen, dann wäre „der wirkliche Jesus tatsächlich seit 2.000 Jahren sehr tot“ – und zudem ohne jede Folgewirkung geblieben; so jedenfalls wäre die Kritik von Magnis-Suseno zu deuten.
Alt wiederum – was ehrenwert ist – möchte Jesus als „Eingeborenen des Nahen Ostens seiner Zeit“ verstanden wissen. Das ermögliche, von den dogmatisierten und ideologisierten Jesus-Bildern des Abendlandes wegzukommen. Der Boden für seinen Ansatz bleibt jedoch dünn und letztlich ebenso eine Glaubens- wie Überzeugungsfrage.

Fehlende Belege für die Auferstehungsthese

Die These vom Tod Jesu wird aber auch von geschichtswissenschaftlicher Seite und ohne Rückgriff auf aramäische Spitzfindigkeiten zumindest mit einem großen Fragezeichen versehen. Neben zahllosen Scheintod-Debatten-Strängen äußerte zuletzt der Historiker Johannes Fried in seinen Büchern, etwa „Kein Tod auf Golgatha“, Zweifel an der These vom Ableben Jesu auf Golgatha.

Oder,  anders: Fried sieht fehlende Belege für eine Auferstehungsthese. „Die Darstellung und der Sprachgebrauch bei Paulus und in den Evangelien liefern keinerlei Beweis für die ‚Auferstehung‘, sondern nur für die Bereitschaft, an eine solche zu glauben“, so Fried. Als die erste von Paulus bezeugte Glaubensformel entstanden sei, habe das griechische Wort egeirein im situativen Kontext nur „aufgewacht“ bedeutet und habe erst durch christlichen Einfluss die Bedeutungsebene von „auferwecken“ bekommen. „Jesus ist gestorben und auferstanden“ (1 Thess., 4,14, 1 Kor. 15,3-4) beziehe sich auf das griechische Verb anhistánai (KFG), das im zeitgenössischen Griechisch bloß „aufstehen“ oder „sich aufrichten“ meinte. Die Interpretation des Paulus setze also einen „schon elaborierten Glauben“ voraus.

Dass Gott Jesus von den Toten auferweckt habe, lasse sich nicht vor Paulus datieren, betont Fried: „Erst die Evangelisten formulierten und propagierten die endgültige, die ultimative Geschichte.“

An ein leeres Grab zu erinnern, so Fried, habe sich bei Paulus erübrigt: „Er verschmolz das wunderbare Handeln Gottes an Jesus mit seiner eigenen Christusschau.“

Apr. 2021 | In Arbeit | Kommentieren

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