Albrecht Müller beschäftigt sich seit über 50 Jahren professionell mit Meinungsbildung und Manipulation. Er war Bundestagsabgeordneter der SPD und zur Zeit von Bundeskanzler Willy Brandt verantwortlich für die Strategie des Bundeswahlkampfs. Heute ist er vor allem bekannt als Begründer und Betreiber der Nachdenkseiten, dessen Team sich täglich professionell und kritisch mit den Veröffentlichungen der Medien in Deutschland auseinandersetzt und die Leser zum Selberdenken anregt.
Wir erinnern uns an seine Kandidatur zum Heidelberger Obürgermeister – damals hat es Beate Weber geschafft …
Zum Einstieg zeigt Albrecht Müller einige Veränderungen im Bereich der Medien auf, die für die heutige Urteilsbildung eine Rolle spielen. Zum Beispiel der Einfluss von Influencern wie Rezo, der mit seinem Video „Die Zerstörung der CDU“ deutschlandweit für große Diskussionen gesorgt hat. Oder dass es bei fast allen Leitmedien wie Zeit, Frankfurter Rundschau, Taz oder Süddeutsche Zeitung erhebliche Veränderungen in ihrer Ausrichtung stattgefunden haben und in zentralen politischen Fragen eine bemerkenswerte Anpassung stattgefunden hat.
17 Methoden der Manipulation
Ein wichtiger Teil des Buches ist ein Kapitel mit 17 Methoden der Manipulation, die Müller mit konkreten Beispielen erklärt. Selbst wer sich schon mit diesem Thema beschäftigt hat, wird manches Neue erfahren. Zwei Beispiele hierzu:
Manipulationsmethode Sprachregelungen
Der Autor legt dar, wie es heute bei wichtigen Institutionen Standard ist, nur ganz bestimmte Sätze und Formulierungen an die Presse zu geben, damit genau dasjenige erzeugt wird, was man haben möchte: Sprachregelungen.
Wichtige Einrichtungen wie die Nato oder die Bundespressekonferenz kommunizieren nur vorab genau festgelegte Formulierungen . Zum Beispiel werden fremde Regierungen, die den eigenen Interessen widersprechen, als „Regime“ oder „Diktatur“ bezeichnet –auch wenn dies sachlich vielleicht gar nicht zutrifft. Diese Sprachregelungen sind vorab festgelegt, um bestimmte negative Meinungen in der Bevölkerung zu etablieren.
Sprachregelungen bei Bundespressekonferenzen sind üblich. Am Umgang mit kritischen Nachfragen von Journalisten lässt sich dies gut erkennen.
Manipulationsmethode Übertreiben
Eine andere Methode ist das Übertreiben. Der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler bezeichnete die SPD als die „fünfte Kolonne Moskaus“ und mit dieser absichtlichen suggestiven Übertreibung blieb bei vielen hängen, dass man der SPD nicht ganz trauen kann. Es ist bereichernd für das Buch, dass Müller auch Beispiele anführt, die schon länger zurückliegen, denn so lässt sich leicht nachvollziehen, dass es eine lange Geschichte der Meinungsmanipulation gibt.
Beispiele für systematische Kampagnen zur Meinungsmanipulation
Im zweiten großen Kapitel seines Buches beschreibt Müller sechzehn Fälle von Meinungsmanipulationen durch systematische Strategien: Zum Beispiel die Verhinderung einer möglichen deutschen Wiedervereinigung bereits Anfang der 1950er Jahre, der unkritische Umgang der Medien mit Digitalisierung – trotz erheblicher Risiken für Kinder oder der Aufbau einer neuen Konfrontation mit Russland.
Wahlplakat 1953 – Systematischer Feindbildaufbau und beginnender Kalter Krieg.
Diese etwas ausführlicheren Beispiele helfen dem Leser einen neuen Blickwinkel zu gewinnen, denn dem Leser wird klar: Das systematische Erzeugen und Manipulieren von Meinungen durch strategisch geplante Kampagnen ist in unserem Land die Regel und wird seit Jahrzehnten umgesetzt – mit steigender Tendenz. Der Einzelne kann dadurch seine oft naiv – gutgläubigen Annahmen zur Rolle der Medien verändern und besser erkennen, dass diese weniger wegen der Wahrheitsfindung schreiben, sondern einen „wichtigen“ Teil auf den großen Gebiet der Meinungsmanipulation erfüllen.
Fazit
Das neue Buch von Albrecht Müller ist empfehlenswert für all jene, die sich einen guten Überblick über das Thema „Manipulation in Medien“ verschaffen möchten. Es ist ein guter Einstieg für Leser, die ihre Nachrichten aus den bekannten Leitmedien beziehen und sich noch wenig mit alternativen Medien beschäftigt haben.
Etwas zu kurz kommt nach meiner Ansicht in dem Buch das Problem der enormen Informationsfülle. Denn wer Manipulationen durchschauen möchte, der sollte auch daran denken, das Maß seiner täglichen Nachrichten sinnvoll zu begrenzen. Je mehr man mit einseitigen oder falschen Medienberichten überflutet wird – umso schwieriger wird es die ganzen Manipulationen zu durchschauen. Sich informieren ist ohne Frage wichtig, kann aber dem heutigen gestressten Bürger leicht zu viel werden und zu einer negativen oder frustrierten Gemütsstimmung bezüglich des politischen Zeitgeschehens beitragen.