Der Islamische Staat will „auf symbolträchtige Aktionen in Europa weitgehend verzichten – was aktional zählt, sind für diese Terroristen Effizienz und Grausamkeit.

In einem öffentlichen Aufruf beklagen Necla Kelek, Seyran Ates, Susanne Schröter, Joachim Wagner und andere die Indifferenz in Deutschland gegenüber dem islamistischen Terror: „Auffällig ist regelmäßig das Schweigen der Politik, der Medien, der Kirchen und zivilgesellschaftlicher Organisationen. Mit Recht wurden nach rechtsextremen Anschlägen Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen durchgeführt, Maßnahmen gefordert und an die Namen der Getöteten erinnert.
Warum nicht auch bei islamistischen Anschlägen? Kennt jemand spontan auch nur einen Namen eines deutschen Opfers islamistischen Terrors?

Als im Mai 2020 George Floyd in den USA bei seiner Verhaftung durch die Polizei getötet wurde, löste das in Deutschland nicht nur Massenproteste gegen Rassismus, sondern auch den Ruf nach analoger Überprüfung deutscher Verhältnisse aus. Wo waren die Demonstrationen nach der Ermordung von Samuel Paty, nach dem ersten Anschlag in Nizza oder dem Abschlachten des katholischen Geistlichen in einer Kirche in Frankreich? Jene, die gegen Rassismus auf die Straße gehen, bleiben bei islamistischer Gewalt stumm, weil es als anstößig empfunden wird, die Täter und ihre Motive klar zu benennen.“

„Das ist nicht blinder Furor. Das ist Taktik.“

Der islamistische Terror legt es darauf an, Europas Gesellschaften zu spalten, erinnert Ronen Steinke nach dem Attentat von Nizza in der SZ, seine Drahtzieher lechzen geradezu nach antimuslimischen Reaktionen: „Je größer der Leidensdruck für Muslime in Europa, desto größer die Chance, dass sie den Hass auf die europäischen Länder übernehmen, so das Kalkül der Agitatoren in Syrien, im Irak. Und, leider auch in der Türkei, wo Präsident Recep Tayyip Erdoğan die europäischen Muslime nicht nur vor einer ‚Assimilierung‘ an ihre Umwelt warnt. Sondern angesichts des europäischen Diskurses über den Wert der Presse- und Kunstfreiheit gar von einer ‚Lynchkampagne‘ gegen Muslime schwadroniert und zum Boykott französischer Waren aufruft. Das ist nicht blinder Furor. Das ist Taktik.“

Ein bisschen verwirrend liest sich Jürg Altweggs Bericht in der FAZ über das französische Gesetz, das die „Apologie des Terrors“ unter Strafe stellt. Klar wird allerdings, wie rigoros der Staat gegen die Rechtfertigung des Terrors im Internet vorgeht: „In Besançon kommentierte eine neunzehn Jahre alte Biologiestudentin auf Facebook den Aufruf zu einer Gedenkveranstaltung für Samuel Patiy: ‚Die Enthauptung hat er nicht verdient, aber den Tod ja.‘ Sie muss für zwei Monate ins Gefängnis. Gemeldet wurde auch der Eintrag eines Zwanzigjährigen aus Toulouse. Er gab sich als fanatisierter Muslim aus – der er nicht ist – und verbreitete die Szene der Enthauptung. Er wollte die Öffentlichkeit schockieren. Zwölf Monate, zehn auf Bewährung, lautete das Urteil. Der junge Mann sitzt im Gefängnis. Vor das Jugendstrafgericht muss ein Schüler in Vesoul: ‚Alle Ungläubigen soll das gleiche Schicksal ereilen wie Monsieur Paty‘, schrieb der Sechzehnjährige.“

Nov. 2020 | Allgemein, In vino veritas, Junge Rundschau, Kirche & Bodenpersonal, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren