Es soll zwar künftig als Ergebnis der Islam-Konferenz ansatzweise eine deutsche Ausbildung für Imame geben (Bericht in der taz). Aber der von der Türkei gesteuerte Moscheeverband Ditib macht nicht mit. Der Religionskritiker Hamed Abdel-Samad erklärt in einem offenen Brief, den er auf Facebook veröffentlicht (nachzulesen auch hier), seinen Austritt aus der Islamkonferenz:
„Der Staat biedert sich bei den Vertretern des politischen Islam in dieser Konferenz an und ignoriert alle Warnungen und Vorschläge der kritischen Stimmen. Bei der letzten öffentlichen Sitzung erklärte der Ditib-Chef, dass er Absolventen der Fakultäten für islamische Theologie der deutschen Universitäten nicht als Imame einstellen würde, weil diese die Ditib-Standards nicht erfüllen würden. Ich habe danach erwartet, dass die anwesenden Vertreter des Staates sich über diese Arroganz empören, doch dies ist nicht passiert. Stattdessen unterstützt der Staat nun, dass die Ditib und andere Vereine selbst ihre Imame ausbilden und zwar auf Kosten der Steuerzahler. Nein, ich mache nicht mehr mit. Denn die Ditib-Standards sind: Loyalität zu Erdogan und zum türkischen Nationalismus.“
Seltsame Symmetrien konstruiert Christian Meier im Leitartikel auf Seite 1 der FAZ zur Frage, ob ein „neuer Kulturkampf“ zwischen dem „Islam“ und dem „Westen“ drohe. „Wenn etwa Macron gelobt, er wolle ‚alle Unterschiede respektieren‘, zugleich aber in Frankreich Pläne verkündet werden, ein Buch mit religiösen Karikaturen an Schulen zu verteilen – dann fühlen viele Muslime sich eben nicht respektiert. Wenn auf der anderen Seite ein Politiker wie Pakistans Ministerpräsident Imran Khan dazu aufruft, den ‚Kreislauf von Hass und Gewalt‘ zu beenden, die im eigenen Land geltende Todesstrafe für gegen den Islam gerichtete Blasphemie aber nicht antastet – dann steht das aus westlicher Sicht für die Doppelmoral, die in der islamischen Welt und auch bei vielen Muslimen im Westen in solchen Fragen herrscht“
Ein Buch mit Karikaturen gleich Todesstrafe auf Blasphemie? Bei dem Buch handelt es sich um ein Projekt der französischen Regionen, das sowohl mit politischen als auch religiösen Karikaturen und einordnenden Texten von Historikern „das Recht auf Karikatur in der politischen Geschichte unseres Landes“ erklären sollen. Mehr bei francetvinfo.fr.
Nein, es gibt keinen Krieg der Kulturen, schreibt Bernard-Henri Lévy in La Règle du Jeu, sondern nur Konflikte innerhalb dieser „Kulturen“ – Reformisten versus Fundamentalisten im Islam auf der einen Seite. „Und diesen anderen Krieg, wenn man schon an diesem Wort festhalten will, jenen Krieg, der außerhalb des Islams die Gesellschaft spaltet in jene, die bei jeder neuen terroristischen Attacke die Regeln des Rechts, die Asylgesetze und grundsätzliche Werte Europas über Bord werfen wollen, und jene, die dem Heroismus der philosophischen Vernunft treu bleiben, die der Kultur der Beschwichtigung und Beleidigungen nicht nachgeben, die aber weder in Rache noch in den Ausnahmezustand abgleiten.“
Im Interview mit der Berliner Zeitung spricht sich die französische Autorin Cécile Wajsbrot zwar für eine Trennung von Staat und Kirche aus, aber die Religion ganz herauszuhalten, findet sie problematisch: „Die Laizität, wie sie jetzt verstanden ist, hat eine ungute Nebenwirkung: Es findet kein Gespräch über Religion statt. In den Schulen wird nichts über Religion gelehrt. Ich meine keine Bibelstunden, sondern einen Unterricht, der aufklärt über die Geschichte und Inhalte der Religionen.
Helmut Ortner, Hrsg: Exit. Warum wir weniger Religion brauchen –
eine Abrechnung. Frankfurt, Nomen Verlag 2019. 360 Seiten, 24 Euro.
Die Praxis des Glaubens ist natürlich Privatsache, aber vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass die monotheistischen Religionen sich wie die Äste an einem Baum verhalten, also von einem gemeinsamen Stamm abgehen.“