Mit FRACTURES – Brüchen – stellen Leon Emanuel Blanck und Markus Kaesler Arbeiten „Modedesign & Fotografie im Dialog“ aus, deren Grundgemeinsamkeit in der Philosophie ihrer Entstehung liegt. Das Aufbrechen und Zusammenfügen. Aus der Mode und der Fotografie kommend findet diese Synthese aus Kreation, Destruktion und Rekonstruktion zwei – als auch dreidimensionalen Ausdruck.
Primäre Eigenschaften des Materials gewinnen an Einfluss auf die Arbeiten.
Klassische Regeln der Verarbeitung werden gebrochen und zeigen die Emergenz in der Ausdruckstärke der Materialien im Kontext ihrer Bearbeitung auf. Ehrlichkeit und Authentizität in der Materialität spielen dabei eine zentrale Rolle.
Leon Emanuel Blanck stammt aus der “Anti-Mode“-Bewegung der 1990er Jahre und wurde 2012 vom gleichnamigen deutschen Designer ins Leben gerufen. Seit dem kreiert er in seinem Atelier in Deutschland. In den letzen Jahren hat Leon seinen Horizont über die Mode hinaus erweitert und drückt seine Kreativität in den Bereichen Skulptur und Design aus.
Seine Kunst basiert auf einem originellen Konzept namens Anfractous Distortion. Die dreidimensionalen Arbeiten haben einen düsteren und antikonformistischen Charakter und basieren auf der Interaktion zwischen Material und Körper.
Die Arbeiten der Heidelberger Fotografen Markus Kaesler nehmen in ihrer Entstehung direkt Bezug auf die Arbeitsweise von Leon Emanuel Blanck. Kaesler setzt seine Fotografien, die sich mit zentralen gesellschaftlichen Problemen wie Umweltzerstörung oder Vertreibung auseinandersetzen, aus geschaffenen Einzelteilen so zusammen, dass die Kanten prominent in Erscheinung treten und den Bildeindruck prägen.
Über Teile der Ausstellung legt sich eine Videoarbeit von Klaudia Laux mit dem Namen #1 auto_nomía | CAR WASH: Die automatisierte Autowaschanlage als Metapher für die zeitlich rationierte, effizienzorientierte Endphase des Industriekapitalismus, für den Gegensatz von Innen- und Außenleben.
Ausstellungseröffnung: 5.November 2020, 19:00
Ausstellungsdauer: 5.November – 27.November.2020
Öffnungszeiten: Mi-Fr, 16:00 bis 19:00 Uhr und mit Anmeldung.
Tandem Art Space, Heumarkt 2, Heidelberg-Altstadt
Anmeldungen: tandemartspace@kulturtandem.de
Zu den Künstlern:
Leon Manuel Blanck –
seine Kollektionen werden in Concept Stores wie L’Eclaireur in Paris, Gullam in Tokio, eth0s in Shanghai und The Lab Store in London verkauft. Leon wurde von MKG Hamburg (Hamburger Kunstmuseum & Kunsthandwerk) ausgewählt, neben Namen wie Yohji Yamamoto, Rei Kawakubo und Thom Browne, um in Ins Ausstellung „Sport /Nosport“ 2016 mitzuwirken.
Seit 2016 erkundet der Designer sein Konzept „Anfractuous Distortion“ kontinuierlich und entdeckt dabei immer wieder neue kreative Ausdrucksformen, wie zum Beispiel Ausstellungen mit seinen Skulpturen oder seit kurzer Zeit neue Experimente im Design Bereich.
Klaudia Laux
ist die Alter ID des autobiografischen Charakters Piroschka Ex Oriente. Oder umgekehrt. Ex Oriente [lat. aus dem Osten] ist Programm: 1978 im multikulturellen Timisoara im damals dekadenten, sozialistischen Rumänien als Tochter eines Vaters der deutschen und einer Mutter der ungarischen Minderheit geboren und 1984 im Orient Express vor George Orwell in den Stuttgarter Speckgürtel geflüchtet, drehen sich am Ende des Tages viele ihrer transmedialen Arbeiten um den Autonomiebegriff und seine ganz hyperlokale, ökonomische und gesellschaftliche Bedeutung.
Realsozialistische Indoktrinierung mit einer trotzenden Haltung und 15 Jahre Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Marketing Consulting in der Industrie halfen ihr dabei, die Mechanismen zu sezieren. Eine Ausbildung zur Fotografin und ein innerer Erzähler sind die Transfer-Werkzeuge für Geschichten in Worten, Fotografien und Videosequenzen. Ihre bevorzugten Vehikel für diese Bilder und Geschichten sollen öffentlich gelebt werden, als Plakat, Cover, Novel, Werbung etc. Neben ihren freien Projekten erzählt sie (Künstler-)Portfolios, findet die Ästhetik der Architektur, begleitet Ausstellungen und interdisziplinäre Projekte. Ihr inneres Auge auf die Dinge ist mal satirisch und bunt, mal morbide und monochrom, sie bezeichnet es als UNDARK [in Anlehnung an die Radium Girls]. Philosophie und Leitbild ist der Autonomiebegriff nach Kant. Für Klaudia gibt es keine installierte Autorität, keine Limitierung und keinen Markt. Sie möchte nicht „regiert“ werden und bietet auch selbst weder Wettbewerb, noch Hierarchie. Sie respektiert bestehende Strukturen, nimmt aber nicht an allem Teil. Leben und leben lassen.
Markus Kaesler
beschäftigt sich hauptsächlich mit linsenfreien Aufnahmetechniken. In Zeiten zunehmender Digitalisierung arbeitet er fast ausschliesslich mit traditionellen, analogen Materialien. Fotografie ist für ihn eine Art des Geschichtenerzählens. Daher entstehen die meisten Arbeiten konzeptionell – seriell über längere Zeiträume hinweg.
Vordergründig betrachtet ist Fotografie ein technisches Medium zur Abbildung von Wirklichkeit. Die digitale Technik stellt dafür immer bessere Möglichkeiten zur Verfügung. Markus Kaesler beschreitet mit seiner pinhole-Fotografie den entgegengesetzten Weg. Der vollständige Verzicht auf moderne Technik reduziert das Medium auf das Wesentliche: Licht und Zeit, Ort und Bewegung. Kaeslers Arbeiten reflektieren damit auf grundsätzliche Weise die Bedingungen ihres Entstehens.
Er stellt Fragen, die weit über das bloße Abbilden hinausgehen: Was passiert beispielsweise, wenn Licht unterschiedlichen Ursprungs am selben Bild arbeitet? Oder: Wie sieht die Zeit und die Distanz zwischen zwei Orten aus? Die Übergänge und Zwischenräume, die dabei entstehen, machen den besonderen Reiz von Kaeslers Arbeiten aus. (Mathias Wiebach)
Markus Kaesler ist berufenes Mitglied der DGPh / Deutsche Gesellschaft für Photographie e.V.. Preisträger des Jobo – Grossformat – Preises 2018.