[1]Am Dienstag, 6. Oktober 2020, ist Herbert Feuerstein im Alter von 83 Jahren in seinem Haus in Erftstadt verstorben. Komisch und nachdenklich, absurd und manchmal todernst. Der Kabarettist und Autor Herbert Feuerstein prägte die deutsche Humor-Kultur – etwa in der Sendung „Schmidteinander“. Er sah die Dinge immer ein wenig anders und ließ das Publikum daran teilhaben.
Humor als Antwort auf die Eltern
Geboren wurde Feuerstein in Zell am See. Sein Vater sei ein bekennender Nazi, seine Mutter eine sehr intensive, hysterische Frau gewesen, meinte er einmal über seine Eltern. Humor sei seine Form der Opposition gewesen, sagte er in den 1990er-Jahren.
Einem abgebrochenen Musikstudium folgte ein Umzug in die USA. Dort lebte Feuerstein in New York mit seiner Frau und arbeitete als Journalist. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland leitete er den „Pardon“-Verlag und war bis 1992 Chefredakteur der Satirezeitschrift „MAD“. Sein Motto: Die Welt ist blöd, aber man selber auch.
Durchbruch an der Seite von Harald Schmidt
Der endgültige Durchbruch gelang Feuerstein als Sidekick von Harald Schmidt in der TV-Sendung „Schmidteinander“. Es wurde eine Hassliebe, die absurd-komischen Humor hervorbrachte.
Feuerstein saß dabei immer im Hintergrund, während Schmidt vorne durch die Sendung führte. Trotz seiner Dauerrolle als Prügelknabe gewann Feuerstein zunehmend an Popularität.
„Hemmungsloser Mut zum Chaos“
Im Herbst 1994 erhielt Feuerstein den Fernsehpreis „Bambi“ für Kreativität, seine nach Meinung der Jury „anarchistische Originalität“ und den „hemmungslosen Mut zum Chaos“. Ein halbes Jahr später ließ der WDR mit der Begründung, dass das Konzept der Sendung verbraucht sei, „Schmidteinander“ auslaufen.
Aufhören wollte er jedoch noch nicht. Am Theater und bei verschiedenen Fernsehsendungen blieb er kreativ. Unter anderem war er als Kidnapper von Mutter Beimer in der „Lindenstraße“ zu sehen und als Forscher und Entdecker in „Feuersteins Reisen“. Ausgezeichnet wurde Feuerstein neben dem Bambi auch mit dem Grimme-Preis und dem Comedy-Ehrenpreis.
Herbert Feuerstein hat also zusammen mit WDR 5-Redakteur Michael Lohse eine zweistündige autobiografische Sendung produziert, die erst nach seinem Tod ausgestrahlt werden sollte. Darin beleuchtet er alle Phasen seines bewegten Lebens und vielseitigen Schaffens: Geboren 1937 in Zell am See, aufgewachsen in der Mozartstadt Salzburg – zieht es ihn zunächst zur Musik. Er studiert Cembalo am berühmten Salzburger Mozarteum. Mit 21 verliebt er sich in eine amerikanische Austauschstudentin und geht mit ihr nach New York. Zehn Jahre berichtet er von dort als Kultur- und Reisekorrespondent. 1969 kehrt er zurück nach Deutschland, wird erst Verlagsleiter beim Pardon-Verlag in Frankfurt, dann Chefredakteur des deutschen „MAD“. Das Satiremagazin wird stilprägend für den Humor von Generationen.
Mit Mitte 50 startet Herbert Feuerstein noch mal eine neue Karriere beim Fernsehen: Bei der Spielshow „Pssst“ trifft er auf Harald Schmidt, den er zu einer gemeinsamen Sendung überredet: „Schmidteinander“ gilt mit seinem anarchischen Humor an der Grenze zur Konzeptkunst bis heute als Glücksfall des deutschen Fernsehens. Auch mit der Reportage-Reihe „Feuersteins Reisen“ und nächtlichen Marathonsendungen im WDR-Fernsehen setzte der experimentierfreudige Entertainer Maßstäbe.
Doch Feuerstein war weit mehr als das tragikomische Fernsehgesicht mit Brille. Er hatte Esprit, egal ob als schlagfertiger Talk-Gast, Moderator klassischer Orchesterkonzerte oder Autor stilistisch brillanter Reisebücher.
So außergewöhnlich wie Herbert Feuerstein war, so außergewöhnlich sind die Sendungen zu seinem Tod – diese zum Beispiel, die er nicht den Kollegen überlassen wollte:
„Herbert Feuerstein schreibt seinen Nachruf“ [2].