[1]Diese Jugendlichen erleben die prägenden Jahre ohne festen Wohnsitz, ohne verlässliche Bezugspersonen und ohne in Schule oder Ausbildung eingebunden zu sein. Darauf weist SOS-Kinderdorf e.V. anlässlich des Internationalen Tags der Jugend am 12. August hin. Dieser wurde 1985 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen und erinnert an die Bedeutung der Jugend als wichtige Lebensphase. Schätzungen des Deutschen Jugendinstituts zufolge erleben allerdings rund 37000 junge Menschen bis zum Alter von 27 Jahren, davon ca. 7000 sogar unter 18 Jahren, diese so prägende Zeit ohne gesicherte Wohnsituation.
Die Jugend ist für das weitere Leben eine essentielle Phase. In diesen jungen Jahren komplett auf sich gestellt zu sein, ohne soziale Einbindung und Unterstützung von daheim oder durch die Jugendhilfe, kann eine Hypothek für das ganze Leben sein, warnen Jugendhilfeeinrichtungen davor, die jungen Menschen in diesen prekären Umständen allein zu lassen.
Wohnungslosigkeit bei Jugendlichen stärker in den Blick nehmen!
„Es braucht eine intensive Begleitung für betroffene junge Menschen durch speziell ausgebildete Sozialarbeiter, um einfühlsam und gemeinsam mit ihnen Perspektiven abseits der Straße zu entwickeln“, appellieren Hilfe-Einrichtungen an die Verantwortung der Jugendhilfe. Dem Thema Wohnungslosigkeit bei jungen Menschen werde fachlich und öffentlich noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Zuständigkeiten innerhalb des sozialen Sektors seien ungeklärt, niedrigschwellige Angebote wie Streetwork oder speziell auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnittene Jugendtreffs seien oftmals unzureichend ausgebaut und unterfinanziert, so die Expertin.
Jugendliche in prekären Situationen fliehen auf die Straße
Viele der betroffenen jungen Menschen haben Erfahrungen von Armut, häuslicher Gewalt, Verwahrlosung und Beziehungsabbrüchen gemacht. Manche haben verschiedene Stationen in der stationären Jugendhilfe, zum Beispiel in Pflegefamilien oder Heimen, hinter sich oder sind als so genannte Care Leaver mit der Volljährigkeit aus dem Jugendhilfesystem herausgefallen. All das bringt Jugendliche dazu, sich von dem, was man gemeinhin unter „normalen Lebensumständen“ versteht, abzuwenden. Das Leben auf der Straße – oder in vielen Fällen auch, das Leben „mal hier, mal dort“, bei Freunden, beim Couchsurfing, bei Bekanntschaften – ist ein Leben im Verborgenen und schließt die Betroffenen zunehmend aus der Gesellschaft aus. Der Weg zurück ist oft nicht gewollt oder sehr schwer.
SOS-Kinderdorf ist für wohnungslose junge Menschen da
Der SOS-Kinderdorfverein kümmert sich seit vielen Jahren mit niedrigschwelligen Angeboten um diese vernachlässigte Gruppe Heranwachsender. Die Freiburger Straßenschule der Kinderhilfsorganisation unterstützt und fördert seit 1997 junge Menschen ohne festen Wohnsitz und in akuter Wohnungsnot. Mit Streetwork und festen wie mobilen Anlaufstellen für die Betroffenen sowie individuellen Beratungshilfen begleitet sie jährlich rund 500 Straßenjugendliche. Das SOS-Kinderdorf Saarbrücken unterstützt wohnungslose Jugendliche mit Streetwork und bietet in einem offenen Jugendtreff Beratung und Orientierung. Wenn die Jugendlichen wieder Vertrauen in sich selbst und das Umfeld gefasst haben, können sie an speziell auf sie zugeschnittenen Angeboten der Ausbildungsvorbereitung und Ausbildungshinführung teilnehmen.
Weitere Infos zu den Projekten vor Ort:
www.sos-kinderdorf.de/freiburger-strassenschule [2]
* Alle Zahlen stammen aus dem Bericht des Deutschen Jugendinstituts, München, 2017