Der Berliner Songwriter Hans Unstern ist einer und ist viele zugleich, vielleicht heißt er ja auch gar nicht Hans und über seinen Körper erfahren wir in einem Gespräch. Und, abseits dann solcher Dekonstruktionsdiskurse fällt die Rede in dem Gespräch derzeit auch auf das Kompositionsprinzip, das Unsterns neues Album „Diven“ trägt.

 

 

Hans Unstern, ein Künstler zwischen Scharade und Realität …

… läßt Organisches und Maschinelles in Synthese erleben

(Fast) jeder Auftritt erscheint gleichermaßen kalkuliert und geplant, etwa, wenn er zwar vollständig verpeilt wirkt und neben der Spur – aber immer „voll da“ ist. Dabei sieht er – wie immer  – phantastisch aus. Der buschig verwuschelte, schief beschnittene Bart wird mit blau glitzerndem Lidschatten und einem blauen Frauenkleid kombiniert und sein Gesang wechselt zwischen herzzerreißend melancholischen Melodien und sonderbar unkonzentriert abschweifendem Faseln. Die lyrischen Bilder, die Unstern für Utopien und Nabelschauen findet, sind manchmal funkelnd klar und manchmal – sagen wir – aleatorisch.“

 

Grundlage bildet eine selbstgebaute, verschieden spielbare Harfe aus Holz und Stahl, der jede Note auf diesem Album entspringt – dies kommt dank der über 40 automatisierten Hubmagnete zustande, die an Saiten und Harfenrahmen klopfen können. Dabei – versucht er zu (er)klären – „verwenden wir Formen von Aleatorik, also Kompositionsprinzipien, die auf Zufall basieren. Das Arrangement für den Song ‚Keine Zeit‘ zum Beispiel entstand bei einer Improvisation mit der akustischen Harfe zu einem schmatzenden, meditativen Beat. Dieser setzt sich aus vielen rhythmischen Figuren zusammen, die im Sequenzer von einem Zufallsgenerator aneinandergereiht werden. Für die Klangformung des Beats verstärkte Simon Bauer die mechanischen Geräusche der Relais, die die Impulse zum Auslösen der Hubmagnete an die Metallharfe schicken. Statt dieses Klicken als Störgeräusch wahrzunehmen und zu verstecken, betrachteten wir es als Ausgangspunkt für das Arrangement des Songs. Als die V-Harfe durch diese Automatisierung zu einer Maschine wurde, wollten wir ihr (nachvollziehbar) möglichst viel Autonomie geben“ –  mit einem „Klick“ sind Sie drin:

Jul 2020 | Allgemein, Essay, Feuilleton, Junge Rundschau | Kommentieren