Obgleich die Corona-Krise das Unternehmen massiv trifft, blickt die Messe Frankfurt zuversichtlich in die Zukunft. Im Jahr 2023 will das Unternehmen, das im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz erwirtschaftete, dieses Niveau wieder erreicht haben.
Der Aufsichtsratschef der Messe, der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), zeigte sich bei einem Pressegespräch am Dienstag (23. Juni 20) optimistisch, dass dies auch schon früher gelingen könne.
Bei der Vorstellung des Geschäftsberichts für 2019 betonte er, dass die Messe Frankfurt antizyklisch investiere: in das eigene Gelände, etwa den Neubau der Halle 5, aber auch in neue Veranstaltungsformate. Erst jüngst hatte die Messe Frankfurt etwa verkündet, dass die bisher in Berlin ausgerichteten Modemessen Premium, Seek und Neonyt Teil einer neuen Frankfurt Fashion Week werden. Nun war auch von Messekäufen in den USA und Indien die Rede.
Die Messe-Geschäftsführer machten am Dienstag vor Journalisten keinen Hehl daraus, wie schwer die Krise dem Unternehmen zusetzt. Erstmals seit vielen Jahren wird sie, wie Messe-Chef Wolfgang Marzin sagte, das Jahr mit einem Verlust abschließen. Wie hoch dieser ausfalle, lasse sich noch nicht seriös beziffern. Nicht nur Musikmesse, Automechanika, Tendence und viele weitere Messen fallen dieses Jahr aus. Auch große Kongresse hat die Messe absagen müssen. Inzwischen habe das Unternehmen samt Konzerten und Firmenveranstaltungen allein mehr als 160 Gastveranstaltungen auf dem eigenen Gelände abgesagt oder verschoben, berichtete Geschäftsführer Uwe Behm.
Die Jahresbilanz
Die Messe Frankfurt hat im Jahr 2019 einen Rekordumsatz von 736 Millionen Euro erwirtschaftet. Trotz Rückstellungen für drohende Verluste in Höhe von 20 Millionen Euro wies sie einen Überschuss von 48 Millionen Euro aus.
Das Unternehmen war im Jahr 2019 Gastgeber oder Ausrichter von weltweit 423 Veranstaltungen, die zusammen mehr als fünf Millionen Besucher anzogen, 300 000 mehr als im Vorjahr. Weltweit beschäftigte die Messe Frankfurt Ende vergangenen Jahres 2575 Menschen, 330 mehr als im Jahr 2015.
Betriebsbedingte Kündigungen seien nicht geplant, sagte Marzin. Frei werdende Stellen würden aber derzeit nicht neu besetzt. Es bleibe allerdings dabei, dass das Unternehmen mittelfristig weiter wachsen solle.
Die Messechefs richteten den Blick im Kongresszentrum Kap Europa demonstrativ nach vorn. „Jammern ist nicht unsere Aufgabe“, sagte Marzin. Das Unternehmen habe zudem schon zwei Weltkriege, Pest, Cholera und die Spanische Grippe überlebt.
Große Hoffnungen setzt die Messe auf den im zweiten Halbjahr wieder anlaufenden Betrieb. Erste Messe in Deutschland seit dem Shutdown soll die Nordstil in Hamburg sein. In Frankfurt beginnt das Geschehen mit der Buchmesse im Oktober, gefolgt von den Messen Formnext und Hypermotion. In China gibt es schon ab Mitte Juli wieder Veranstaltungen der Frankfurter Messe.
Zuversichtlich stimmt die Unternehmenschefs zudem, dass die Flächen bei den Anfang 2021 anstehenden Messen Heimtextil und Ambiente trotz der Krise gut gebucht seien. Die Zahlen lägen nur 80 bis 85 Prozent hinter denen im Rekordjahr 2019, sagte Geschäftsführer Detlef Braun. Der Hunger und die Sehnsucht nach persönlichen Begegnungen seien größer denn je.
Sehr deutlich machten die Messechefs aber auch, dass die Corona-Krise das Geschäft nachhaltig verändern werde. Digitale Formate sollen die Messen stärker als bisher schon ergänzen. Beispielsweise soll schon die Formnext ein „hybrides Event“ mit Möglichkeiten für virtuelles Matchmaking und digitale Produktpräsentationen sein. Immer wichtiger würden zudem die von der Messe betriebenen Onlineplattformen.