Lange Zeit lagen die historischen Weinberge im Handschuhsheimer Naturdenkmal Steinberg brach, bis das Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie der Stadt Heidelberg im Mai 2008 die Bewirtschaftung einer Terrasse wiederaufgenommen hat.
Jetzt ist der erste Wein der städtischen Reben abgefüllt.
Die 100 Rebstöcke der Sorte Johanniter, ein pilzresistenter Weißwein, sind mittlerweile gut gediehen. Im September 2018 konnten zum ersten Mal Trauben geerntet werden. 2019 hat das Weingut Clauer die Trauben erneut gelesen und zu einem Landwein weiterverarbeitet. Das Jahr über pflegt der Biologe Franz Auer die Reben. Die historischen Weinbergterrassen des Steinbergs mit den Trockenmauern aus Naturstein sind bis heute in ihrer ursprünglichen Anlage erhalten. Schon seit dem Mittelalter fand hier Weinbau statt. Im Jahr 1571 wurde der Steinberg erstmals urkundlich als Weinbaugebiet erwähnt. Ab Ende des 19. Jahrhunderts konnten die Terrassen nur noch für den Obstanbau genutzt werden, da die heimischen Rebsorten nicht gegen die aus Nordamerika eingeschleppte Reblaus resistent waren.
Ungespritzt, von Hand geerntet
Die historische Weinbergterrasse wird ökologisch und ungespritzt bewirtschaftet. In ursprünglicher Ernteweise von Hand konnten 2018 und 2019 jeweils knappe zwei Butten Trauben gelesen werden, was 36 Kilogramm entspricht. Jörg Clauer ist mit dem Ertrag zufrieden, vor allem angesichts der heißen Sommer. Mit eigenem Etikett versehen wird der „Heidelberger Steinberg“ auf Umweltveranstaltungen serviert oder in städtischen Präsentkörben verschenkt. Mit zunehmendem Alter der Reben wird ein steigender Ertrag erwartet.
Für die biologische Vielfalt:
Sandsteinmauern, Lesesteinhaufen und alte Obstsorten
Seit 1993 ist das Gebiet am Steinberg aufgrund seiner Bedeutung für den Umweltschutz zum flächenhaften Naturdenkmal erklärt. Das städtische Umweltamt pflegt dort einige Grundstücke im Sinne der Biodiversität. Die Experten haben Sandsteinmauern und Lesesteinhaufen wiederaufgebaut sowie extensive Streuobstwiesen mit alten Obstsorten angelegt.
Eine große Artenvielfalt an teilweise gefährdeten Tieren und Pflanzen findet sich heute in den Terrassen und Wiesen des Steinbergs, unter anderem Eidechsen, Schlingnattern, Ringelnattern und Insekten, insbesondere Wildbienen, sowie seltene Vögel wie Gartenrotschwanz, Schwarz- und Grünspecht. Es wachsen dort wärmeliebende Wiesenpflanzen wie Majoran, Thymian, Runder Lauch und Mispeln. Die nach Süden exponierte Steillage und der fruchtbare Boden machen Weinbau weiterhin möglich. Aufgrund der Trockenheit und der nur schwer zugänglichen steilen und schmalen Parzellen sind die Terrassen für eine maschinelle Bewirtschaftung im großen Stil jedoch ungeeignet.