Die sogenannte Heinsberg-Studie untersucht anhand eines Ortes in NRW Ausbreitung und Folgen des Coronavirus. Sie wird von einer PR-Agentur begleitet. Darüber ist ein Kleinkrieg zwischen Landesregierung und SPD ausgebrochen. Beide agieren dabei ziemlich ungeschickt:
Es ist eine der ersten großen Erhebungen zum Coronavirus in Deutschland: Die sogenannte Heinsberg-Studie untersucht am Beispiel der Ortschaft Gangelt Ausbreitung und Folgen des Covid-19-Erregers. Doch die wissenschaftlichen Ergebnisse sind nicht nur umstritten, sie werden bereits seit einiger Zeit durch eine Debatte um die Begleitung durch die PR-Agentur Storymachine des früheren „Bild“-Chefredakteurs Kai Diekmann überlagert. Und zunehmend verläuft die Diskussion darüber unangenehm für NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.
Denn in der Frage, seit wann die Landesregierung von der PR-Begleitung, wenn nicht sogar von einer Instrumentalisierung der Studie wusste, sind die Aussagen mindestens elastisch. Und die oppositionelle SPD bemüht sich, hier einen handfesten Skandal festzustellen. Im Hintergrund schwelt dabei auch weiter die Frage: War es wirklich nur eine Forschungsarbeit oder sollte sie die von Laschet angestrengten Lockerungen der Corona-Maßnahmen rechtfertigen?
Nun berichtet das Magazin „Kontraste“, die Landesregierung sei entgegen ihren bisherigen Aussagen bereits seit Anfang April über die PR-Aktivitäten der Firma Storymachine informiert gewesen. Dazu beruft es sich auf eine Antwort der Landesregierung auf eine SPD-Anfrage. In dieser heißt es, die Landesregierung sei zum „Auftakt der entsprechenden Facebook-Seite“ im Bilde gewesen – ebenso wie die Öffentlichkeit.
„Die Aussage ist einfach falsch“
Die Seite „Heinsbergprotokoll“ wurde laut Magazin bereits am 3. April erstellt. Im drei Tage später erstellten ersten Eintrag heißt es, Ziel der Studie sei die Schaffung einer Faktenbasis, damit die Bundesregierung mögliche Maßnahmen oder Lockerungen erarbeiten kann. Die Bespielung der Seite endet vorläufig am 4. Mai, an jenem Tag präsentierten die Forscher um den Bonner Virologen Hendrik Streeck ihre Ergebnisse. Inzwischen aber läuft die Nachspielzeit und die fällt nicht unbedingt zugunsten der Landesregierung aus. Und um den wissenschaftlichen Ertrag geht es derweil längst nicht mehr.
Das Magazin „Kontraste“ verweist darauf, dass noch am 19. April – also gut zwei Wochen nach Scharfstellung der Facebook-Begleitung – Laschet gesagt habe, er wisse nicht, welche PR-Firma in welchem Umfang die Studie begleitet. Für die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, Sarah Philipp, ein Aufreger: „So wie es aussieht, ist die Aussage einfach falsch, dass die Landesregierung von all dem nichts gewusst haben will. Ich glaube ihr es jedenfalls nicht“, wird sie im Magazin zitiert und twitterte es selbst.
Sarah Philipp
✔ @philipp_fuer_DU
Nichts gewusst? Oder etwa doch? Neue Ungereimtheiten um die #Heinsbergstudie#Laschet #NRW
„So wie es aussieht, ist die Aussage einfach falsch, dass die Landesregierung von all dem nichts gewusst haben will. Ich glaube ihr es jedenfalls nicht.“http://www.tagesschau.de/investigativ/kontraste/laschet-heinsberg-protokoll-101.html …
Heinsberg-Protokoll: Was wusste Laschet?
Wusste NRW-Ministerpräsident Laschet von der Beteiligung der PR-Agentur Storymachine am „Heinsberg-Protokoll“? Laschet selber stritt das ab. Nun wird klar: Er war informiert – seit Anfang April.
✔ @philipp_fuer_DU
Hier die Antwort auf meine Kleine Anfrage, in der ich u.a. wissen wollte, wann die Staatskanzlei / der Ministerpräsident über die Zusammenarbeit mit #Storymaschine informiert worden ist. #Laschet #Heinsbergstudie