Viel Kritik kam von – was Wunder – Kirchenvertretern, große Zustimmung dagegen von den Sterbehilfevereinen, von denen einige in Karlsruhe geklagt hatten. Unter den Klägern waren – neben Schwerstkranken, die sterben wollen – auch Ärzte, die das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe kippen wollten. Zu ihnen gehört Dietmar Beck, Facharzt für Palliativmedizin in Stuttgart: „Das wichtigste ist, dass das Arzt-Patienten-Verhältnis nicht mehr von einer Strafnorm beeinträchtigt ist. Nun können wir nach unserem ärztlichen Wissen und Gewissen entscheiden. Im Einzelfall können wir dem Patienten, der sehr gequält ist ein Mittel zur Verfügung stellen, welches sein Leben beendet.“ (mehr …)
„ … wo ist dein Stachel?“ Ist doch – zwar – der Tod im Westen das Entsetzlichste, derweil es – aber – im Osten Leben bedeutet. Im Westen muss man sterben (das ist der Lohn der Sünde), und im Osten muss man immer wiedergeboren werden (das ist die Strafe für begangenes Unrecht). „Erlösung“ im Westen ist Überwindung des Todes, im Osten ist es die Überwindung des Wiedergeboren-Werdens. Derweil Christus das ewige Leben verspricht, tröstet Buddha mit der Befreiung vom Leben, das er als Leiden erkannt hat.
Der Ewige hat die Welt aus dem Tohuwabohu geformt.
Die Neurophysiologen sind ihm dahinter gekommen und lassen jetzt jeden besseren Designer glauben, befähigt zu sein, es ihm nachtun oder gar es besser machen zu können als ER.
Sprache darf wohl als wichtigste Waffe im Kampf für einen völkischen Umsturz gelten müssen, Rechtsextreme AfDler benutzen sie für ihre Ziele, wobei sie sich verschiedenst ausgefeilter Strategien und Methoden bedienen. Zum ersten Mal für die extreme Rechte wurde die Nouvelle Droite, die neue Rechte in Frankreich, in den 50er und 60er Jahren ausformuliert. Statt sich allerdings um Wahlerfolge und Parlamentssitze zu bemühen, verlegte man den Kampf gleich auf die – wie sie das nennen – „kulturelle Ebene“. (mehr …)
Erstmals erklärte es ein Gericht für zulässig, den Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke einen Faschisten zu nennen. Womöglich hat das alles zusammen die Debatten über die AfD mehr verändert als alles andere in den sechs Jahren seit ihrer Gründung.
Hier seien einige seiner aktuellen Rechtsradikalisierereien und Kasperal-Reden seziert. Immer wieder feste dabei: Des Björn Höckes Thuemeleien sowie rhetorische Muster eines Möchtegerführers – oder, wie sie gerichtsnotorisch genannt werden dürfen: „Faschistische Narrative“ seiner Heilslehre – entnommen dem Höckeschen Buch „Nie zweimal in den selben Fluss“ – wir haben es zur Besprechung vom Verlag bekommen und es uns zu lesen angetan. Lesen Sie rein – keiner soll später mal sagen können müssen: „Das habe ich nicht gewußt.“
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Schwarmintelligenz: Von den Fischen lernen
Ein Fischschwarm organisiert sich mit nur wenigen Regeln. Greift etwa ein Feind an, ändern die Fische im Kollektiv die Richtung, um zu fliehen. Ohne Chaos, ohne Zusammenstöße. Forscher untersuchen, ob sich das Schwarmverhalten der Fische auch auf Menschen übertragen lässt.
Friedrich Pfäfflin versammelt Berichte von Weggefährten und Widersachern, Kraus´ Lebenswerk-Zeitschrift, Die Fackel, einst als Zweitausendeins-Reprint weit über dreißigtausend mal verkauft, kann man elektronisch gespeichert seit kurzem, wie auch die Suhrkamp-Ausgabe der Schriften, mehr als preiswert erwerben, zwei große Ausstellungen gab es (in Marbach und Wien), und in den letzten Jahren erschienen mehrere Briefwechsel von Kraus mit Zeitgenossen und (in einer stark überarbeiteten Form neu ediert) die große Sammlung der Briefe an seine Lebensfrau Sidonie Nádhern von Borutin und, ja, wir haben ihn – posthum wird ers überleben, nicht gefragt worden zu sein – „mit stolzer Freude“ in unser Redaktions-Team gebeten, wo er mal weniger mal mehr herum tollt oder trollt …
Vor etwa 40 Jahren – Bukowski war damals in Heidelberg auf „Lesereise“ und bei mir in der „GraGa 9“ zu Besuch – misslang ein (wie er meinte) „jungspundiges Interview“ mit ihm nicht ausschließlich.
Aktuell nun eines Aufenthaltes im Bad Friedrichhallenser „Klinikum Am Plattenwald“ wegen hatte und nahm ich mir jetzt die Zeit, in alten Geschichten zu wühlen. Obgleich ich ihn damals ziemlich keck und auch reichlich naiv bei Riesling satt befragte, blieb CB friedlich:
Aus dem himmlischen Paradies mit Zorn und Schwert vertrieben, fristen Sterbliche fortan eine kummervolle Existenz. So lehrt es die Genesis, und bis tief in das 19. Jahrhundert dachten nun Denker – Philosophen, Theologen, Mystiker verschiedenster Couleur – über die Entfremdung von der Gottheit nach. Erst die Früchte vom Baum der Erkenntnis brachten, nach biblischem Verstand, einen Prozess in Gang, der den Mangel an Glück und Fülle zur Theorie von dieser Welt erhob.
Denken müsse, wurde uns seit je beigebracht, mache traurig. Sobald wir unserer Grenzen und Unvollkommenheiten innewerden, wenn wir einsam über vielerlei Ungenügen reflektieren, wenn wir uns nach innen wenden und ins Stocken geraten, herrscht das Klima der Melancholie.
Dieses Phänomen aus langer Tradition ist uns vertraut. Der Literaturwissenschafter Steiner, Kritiker, Essayist und Schriftsteller verkörpert in einem gerade im Carl-Hanser Verlag erschienenen Essay ein Nachsinnen, das Wirkliches als Idee wie als geschichtliche Realität immer wieder unter dem Aspekt der Hinfälligkeit vermisst. Steiners Schriften sind oftmals kluge und zugleich persönliche Melodien über das Thema des Verschwindens oder jedenfalls der verlorenen Illusionen.
Rechtspopulismus-Forscher: „Beobachtung der AfD ist voraussichtlich nicht mehr aufzuhalten“ AfD-Fraktionschefin Weidel hält die Rechtsruck-Vorwürfe einer abtrünnigen Abgeordneten und eines Rechtspopulismus-Forschers für Quatsch. Der Experte spricht von „Selbstverharmlosung“ und warnt vor den Folgen – eine „Beobachtung der AfD ist voraussichtlich nicht mehr aufzuhalten“. In dieser Woche verließ die Abgeordnete Verena Hartmann die AfD-Fraktion.