Häufig beschleicht über Glauben Nach- oder Vordenkende das Gefühl, dass Gläubige und Ungläubige einfach aneinander vorbeireden; die gegenwärtige Debatte über Religion tritt auf der Stelle. Der britische Philosoph und Atheist Tim Crane bietet in seinem von der Kritik gefeierten Buch einen Ausweg aus dieser Pattsituation. Er zeigt, dass es einen grundlegenden Fehler im Ansatz der meisten Atheisten gibt: Religion ist der Meinung des Autors Crane nicht das, wofür sie es halten.
Atheisten nämlich neigen dazu, Religion als eine Art primitive Kosmologie zu behandeln, und kommen so zu dem Schluss, dass Gläubige irrational, abergläubisch und bigott sind. Crane dagegen bietet ein alternatives Verständnis der Religion an: Er sieht sie bestimmt zum einen durch einen religiösen Impuls, einem Sinn für etwas, das über die Welt der gewöhnlichen Erfahrung hinausgeht; und zum anderen durch eine Identifikation, durch die Tatsache, dass Religion in der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe und deren Praktiken besteht.
Das Buch des Philosophen Tim Crane hangelt sich zur Lektüre an den Nerv der Zeit heran, wie sich der Autor als erklärter Atheist der Frage des Glaubens stellt, für den Abbau von Vorurteilen und für mehr Verständnis für die Religionen einsetzt, ist durchaus bedeutsam. Dass Crane dabei das Konfliktpotenzial der Religion nicht bestreitet, sehr wohl aber ihre Irrationalität, gefällt. Man müsse – überzeugt der Autor den Leser – den Menschen die Religion ganz neu erklären. Cranes „leicht geschriebene“ Studie kann dabei Hilfestellung bieten und zum Austausch anregen.
Wir empfehlen Tim Cranes Buch zur Einübung von Toleranz im Allgemeinen und in Bezug auf Religion im Speziellen. Wie der englische Philosoph sich als erklärter Atheist dem Verständnis von Religion als etwas Systematischem, Praktischem, Sinngebendem und Transzendentem annähert, ist anschaulich, fair und erstaunlich differenziert. Reizvoll scheint zudem, dass Cranes „Grundeinsichten“ sich mit denen aufgeklärter Protestanten wie Schleiermacher und Troeltsch decken. Bedeutsamer aber scheint der aktuelle, um Verständnis zwischen Religiösen und Säkularen ringende Ansatz. Hier trifft sich der Autor mit Ronald Dworkin und zeigt, was Toleranz heißt: das Aushalten von Unterschieden – Ein klares und nachdenklich machendes Buch im Geiste der Versöhnung, womit Crane gelingt, für seine ungläubigen Parteigänger ein genaueres Bild der Religion zu zeichnen.
Erschienen: 11.11.2019
Gebunden, 187 Seiten
ISBN: 978-3-518-58739-3
D: 22,00 €uro
A: 22,70 €uro
CH: 31,50 sFr
Auch als eBook erhältlich