Versuchen wir doch mal eine Analogie zu ziehen und uns die deutsche Steuerpraxis als Emmentaler vorzustellen. Die nämlich dürfen – müssen – wir uns  als zumindest ebenso löchrig vorstellen, wie einen (sic) Schweizer Käse. Wissenschaftler der Universitäten Berkeley und Kopenhagen haben das Ergebnis ihrer jüngsten Forschungen zur weltweiten Steuerentwicklung vorgelegt. Demnach fließen rund um den Globus 40 Prozent der Unternehmens – gewinne in Steueroasen ab: enorme 650 Milliarden Dollar.

So gehen den Staaten fast 200 Milliarden Dollar an Steuereinnahmen flöten. Nicht einmalig, nicht gelegentlich, sondern jedes Jahr. Beispiel Google: Der Kalifornische Digitalriese nämlich, der sich keck mit dem Unternehmensmotto „Don‘t be evil“ schmückt(e), meldete den Wissenschaftlern zufolge im Jahr 2017 auf den Bermudas einen Gewinn von 23 Milliarden Dollar. Nicht, weil er dort so viel erwirtschaftet hatte. Sondern weil die Körperschaftsteuer dort 0 (null) Prozent beträgt.
Beschissen schlecht, oder?

Quelle: „missingprofit“

Am schlimmsten aber trifft diese (und nicht nur die) google´sche Steuertrickserei nicht den amerikanischen Staat – sondern die EU-Länder. Und – was Wunder darunter – ganz besonders Deutschland. Laut der Erhebung gehen der Bundesrepublik jährlich die Steuern für 29 Prozent der Unternehmensgewinne verloren, weil Firmen die betreffenden Summen in Steueroasen verschieben. Muß doch (eigentlich) außer uns noch wer gemerkt haben. Gehen wir doch einfach bei den nächsten Wahlen mal in medias res und stimmen ab: Über unser Wahlverhalten nämlich. Vielleicht ist ja eine der zur Verfügung stehenden Parteien – pardon, AfD, Euch meinen wir schon gar nicht – noch nicht so korrupt, wiewohl möglicherweise weil sie es noch nicht richtig zu lernen in die Lage gewählt worden waren oder aus anderem Mangel an Gelegenheit.

Geben wir doch mal den „etabliertern“ Parteien Gelegenheit, sich ein wenig zu reorganisieren. Und schauen wir dann später noch mal hin.

Und, wenn wir derweil dann mehr oder weniger fröhlich darüber sinnieren, wie viele Bahnschienen, Sozialwohnungen, Schulen, Unis oder gar Rentenerhöhungen der Bund von diesem Geld hätten finanzieren können, bleibt uns der Emmentaler auf dem Brötchen im Halse stecken. Nur mit der Hoffnung, dass die neue EU-Kommission den Steuertricksern endlich Einhalt gebietet, kriegen wir ihn runtergespült. Aber was, wenn nicht … ?

Okt. 2019 | Allgemein, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude | 1 Kommentar