Meister der Loge Dr. Ranko Pavlovic.

Die Kräfteverhältnisse der Welt verschieben sich dramatisch.

Dochwelche Auswirkungen hat das auf uns hier in Europa?

Mannheimer Freimaurerlogen und die Stadt Mannheim werden das am 26. Oktober 2019 um 19.00 Uhr im MARCHIVUM näher beleuchten. Der Hauptredner des Abends ist der Berliner Autor und Politikwissenschaftler Prof. Herfried Münkler.
Die Mannheimer Freimaurerloge Kurpfalz hat das Projekt initiiert.

Ein Gespräch mit Dr. Ranko Pavlovic.

?  Herr Dr. Pavlovic, Freimaurer agieren stets im Verborgenen, heißt es. Ihre Loge will nun die Menschen über Vorgänge hinter den Kulissen der Weltpolitik aufklären. Ist das nicht ein Widerspruch?

! Nein, das ist es nicht. Unser Schweigegebot, auf das hier angespielt wird, hat etwas mit Vertraulichkeit zu tun. Wir haben innerhalb der Loge einen geschützten Raum für den brüderlichen Austausch, nicht mehr – aber auch nicht weniger. Diese vertrauten Gespräche über den Menschen und die Welt sind gut und wichtig.
Aktuell kristallisiert sich bei unseren Treffen heraus, dass die Veränderung der Welt ein großes Thema für weite Teile der Gesellschaft ist. Freimaurer reden aber nicht nur mit ihresgleichen
darüber. Wir haben die Aufgabe, stets an der Verbesserung der Welt
mitzuwirken. Wir dürfen den aktuellen Entwicklungen nicht den Rücken kehren. Daher haben wir dieses Thema aufgegriffen. Wir wollen Menschen sensibilisieren über Vorgänge, die unbemerkt im Hintergrund ablaufen. Das geht aber nicht nur in Einzelgesprächen. Also haben wir entschieden, als Logen in dieser Form nach draußen zu gehen, in Absprache mit unserer Großloge. Und wir finden es toll, dass die Stadt Mannheim uns dabei unterstützt. In gewisser Weise treffen sich hier die Interessen von Stadt und Zivilgesellschaft.

? Geben Sie damit ihre Geheimhaltung auf?

! Nein, das hat damit gar nichts zu tun. Hier geht es ja um ein gesellschaftliches Thema. Dazu muss man als Gruppe irgendwie in Erscheinung treten. Aber bei weitem nicht alle unserer Brüder wollen und werden sich outen. Unterhalb der Oberfläche haben viele mitgewirkt, dass diese Veranstaltung möglich wurde, ohne dass sie in
Erscheinung getreten sind.

? Was würden Sie als hauptsächliche Intention der Veranstaltung
benennen? Oder anders gefragt: Was soll die Veranstaltung bewirken?

! Wir meinen, dass ohne Frieden Wohlstand undenkbar ist. Seit Jahrzehnten lebt Europa in einem weitgehend stabilen
Sicherheitssystem, wir haben Frieden. Aktuell scheint das durch
innere und äußere Einflüsse aber gefährdet zu sein. Alle
Unterzeichner der Mannheimer Erklärung, also auch wir Logen, haben sich auf die Fahnen geschrieben, die inneren destabilisierenden Einflüsse zu bekämpfen. Doch Mannheim, Deutschland und Europa sind auch eingebettet in ein internationales Kräftesystem. Wer den aktuellen Wandel begreifen will, muss auch großräumig hinter die Kulissen schauen. Nur aufgeklärte Bürger können verstehen, was passiert. Das wollen wir: die Menschen sensibilisieren und aufklären.
Letztlich wäre es schön, wenn die Menschen abseits vom Mainstream bei uns eine Erfahrung machen können, etwa in der Richtung: Aha! So habe ich das noch gar nicht betrachtet und es lohnt sich, darüber
nachzudenken.

? Spielt dabei für Sie auch Mitgliederwerbung eine Rolle?

! Absolut nicht! Es ist zwar eine Öffentlichkeits- aber
wirklich keine Werbeveranstaltung. Freimaurer missionieren nicht, das ist einer unserer alten Grundsätze. Gemeinsam mit der Großloge AFuAM und der Stadt Mannheim haben wir die Veranstaltung als Information der städtischen Gesellschaft zu einem drängenden, aktuellen Thema konzipiert. Für eine aufgeklärte Gesellschaft ist es erforderlich, dass sich jeder und jede Einzelne informiert, aber auch engagiert.
Daher finanzieren wir unsere Veranstaltung auch zu über 80% selber
und wir sammeln dort auch keine Spenden, obwohl das sicherlich
möglich wäre. Catering und Gebärdendolmetscher werden von der Stadt Mannheim nur deshalb getragen, weil die Veranstaltung zugleich auch die Abschlussveranstaltung der „einander.Aktionstage“ 2019 ist.

? Wie kamen Sie auf den Referenten?

! Herr Prof. Münkler zählt im wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs zu den wirkungsmächtigsten deutschen Stimmen.
Vor allem bekannt ist er für die Analyse des »Großen Ganzen« der
Weltpolitik. Auch in Mannheim ist er kein Unbekannter. So haben seine Forschungen über die politischen Zusammenhänge des 30-jährigen Krieges 2018 im Rhein-Neckar-Raum viel Aufmerksamkeit erregt. Es lag daher nahe, ihn anzufragen. Und wir sind sehr froh, dass er unserer Einladung gefolgt ist!

? Sie sind Arzt. Was sagen denn Ihre Patienten zu Ihrem
Engagement als Freimaurer?

! Das spielt keine Rolle. Mein erster Anspruch ist es, Menschen zu helfen, ob als Arzt oder als Freimaurer.

Adresse

MARCHIVUM – Mannheims Archiv, Haus der Stadtgeschichte und Erinnerung
Archivplatz 1
68169 Mannheim
Telefon +49 621 293 7027
Fax +49 621 293 7476
marchivum@mannheim.de
Website

Okt 2019 | Heidelberg, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Politik, Senioren, Metropolregion Rhein-Neckar, Rhein-Neckar-Kreis | Kommentieren