Es war ein ziemlich denkwürdiger Auftritt, den Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) da gerade hinlegte. Sie stellte das neue Tierwohl-Label vor, ein eigentlich ja ein freudiger Anlass. Immerhin nämlich sollen 26,9 Millionen Betroffene profitieren. Die Schweine, die jährlich in Deutschland gezüchtet werden. Wir Verbraucher sollen künftig an der Fleischtheke sehen können, wie gut oder schlecht so ein Schwein gehalten wurde.
Stattdessen aber erlebten wir eine Ministerin in der Defensive. Nein, ein verpflichtendes Label sei aufgrund von EU-Recht nicht möglich gewesen, so Klöckner. Demnach dürften die deutschen Schweinezüchter gegenüber anderen in Europa nicht benachteiligt werden. Alles falsch, sagen hingegen Experten – und verweisen auf eine explizite Ausnahme, demnach Einschränkungen im EU-Wettbewerb für den Tierschutz möglich sind.
Tatsächlich ist das Tierwohl-Label das vorläufige Ergebnis einer jahrelangen Debatte, in der Agrar-Lobbyisten alles versuchten, um erst mit Bedenken, dann mit einem eigenen Label und diversen anderen Nebelkerzen gute Ideen zum Tierschutz abzuwehren. Der einfache Grund: Die großen Produzenten fürchten schlicht, ihr Fleisch werde zu teuer. So etwa 30 Cent pro Kilogramm, bei ordentlicher Haltung.
Und die Ministerin? Wird selbst zum armen Schwein. Weil das Ergebnis zu kurz greift. Bei der heutigen Tierwohl-Label-Vorstellung wäre ein ehrlicher Satz hilfreich gewesen. In etwa so: „Wir befürchten einfach, dass unsere Bauern weniger verkaufen werden.“ Das fehlte. Weil wir Verbraucher, wir Wähler, ja nicht ausschließlich bescheuert sind.
Dass gute Tierhaltung auch mehr kostet, verstehen auch wir.
Doch weil die Ministerin nicht ehrlich argumentiert, entsteht wieder mal ein Stück Mißtrauen und Frust gegenüber Politik.