Das von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller heute in Berlin vorgestellte neue Textilsiegel »Grüner Knopf« greift nach Auffassung von terre des hommes zu kurz.
Der »Grüne Knopf« soll sozial und nachhaltig hergestellte Kleidung und Heimtextilien auszeichnen.
»Das neue Siegel kann nur sehr begrenzt aussagefähig sein, da es lediglich die letzte Stufe der Lieferkette in den Blick nimmt, die Konfektionierung«, erklärte Albert Recknagel, Vorstandssprecher von terre des hommes.

Das Problem sind jedoch die oft ausbeuterischen Produktionsschritte davor, nämlich Kinderarbeit im Baumwollanbau, Sklaverei in Spinnereien oder Umweltverschmutzung durch aggressive Chemikalien beim Färben. Wie und wann der Grüne Knopf auch diese Produktionsstufen siegelt, ist unklar.
Zudem sei der »Grüne Knopf« ein sogenanntes Metasiegel, das auf bereits bestehenden Siegeln aufbaut. Es wird zusätzlich vergeben, wenn Produkte bereits mit einem Sozial- oder Umweltsiegel versehen sind. Ob eine relevante Anzahl von Handelsunternehmen den Grünen Knopf einführt, bleibt abzuwarten.

Der »Grüne Knopf« dient der Orientierung der Verbraucher, erfasst damit aber nur einen Teil des Problems. »Wir sehen großen Handlungsbedarf für die Umsetzung von Kinder- und Menschenrechten in der Textilindustrie. Gesetzlich festgelegte Standards für faire Arbeitsbedingungen in der gesamten Lieferkette, die für alle Unternehmen verbindlich sind, würden unmittelbar Wirkung zeigen und wären demnach deutlich erfolgversprechender als das neue Siegel«, so Albert Recknagel.

Kinder werden auf der ganzen Welt misshandelt

… und – wie hier im Bild steineklopfend – zu billigen Arbeitskräften gemacht, leider aber auch  in der Textilindustrie. Das mag zu einem geringen Teil in kulturellen Unterschieden begründet  liegen, denn in anderen, in ärmeren Kulturen hat man oft eine andere Einstellung zu Kinderarbeit, als bei uns hier im Wohlstand. Und hier liegt die häufigste Ursache für Kinderarbeit: die Verzweiflung von Eltern, die ihrer Armut entspringt.

Das Arbeiten von Kindern ist jedoch nicht grundsätzlich zu verurteilen. Wenn ein Kind beispielsweise neben der Schule im elterlichen Betrieb, oder zu Erntezeiten auf dem Feld mithilft, dann lernt es etwas dabei. Es hat das gute Gefühl, die Familie zu unterstützen und bereitet sich auf seine Rolle als produktives Mitglied der Gesellschaft vor. Wo aber liegen die Grenzen?

… dies Kind arbeitet sicher nicht in elterlichem „Betrieb“

Sobald  eine Arbeit junge Menschen seiner Kindheit beraubt, seein Entwicklungspotential einschränkt, seine Gesundheit oder Moral gefährdet oder seine Würde mit Füßen getreten wird,  muß das Kinderarbeit genannt werden dürfen. Kinder sollten also nicht zu schwer an einer Arbeitstätigkeit tragen müssen, sie müssen Raum und Zeit genug haben, um sich zu entwickeln, um die Schule zu besuchen, zu spielen und sich in der Familie geborgen zu fühlen. Auf keinen Fall sollte ein Kind zu lange, zu hart, unter Zwang oder unter Misshandlungen arbeiten müssen.

Ob eine Tätigkeit als „Kinderarbeit“ bezeichnet werden muss, hängt vom Alter ab und von der Länge und Schwere der Arbeit. Auch das rechtliche  Verständnis von „Kinderarbeit“ ist je nach Land oder Region unterschiedlich. Während in einigen Ländern dieser Erde (im Bild Kinder in Sambia) die schlimmsten Formen von Kinderarbeit stillschweigend geduldet werden, haben andere ein gut funktionierendes Sozialsystem, das junge Menschen vor Misshandlungen und Ausbeutung schützt – wie zum Beispiel hierzulande.

Sep. 2019 | Allgemein, Gesundheit, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Senioren | Kommentieren