Der Wolfsbrunnen wurde bereits von den Humanisten besungen. Martin Opitz schrieb ein Sonett über das Schicksal der Seherin Jetta, das sich am Wolfsbrunnen erfüllt haben soll; August Lafontaine ließ dort eine wichtige Szene in seinem Werk Clara du Plessis und Clairant spielen, woraufhin sich die Besucherzahlen des Wolfsbrunnens stark erhöhten. Unter anderem besuchten Heinrich von Kleist und Joseph von Eichendorff den Schauplatz der Romanszene. Die eigentlich barocke, aber zeitweise nicht mehr gärtnerisch gepflegte Anlage zog in ihrem verwilderten Zustand insbesondere Vertreter der Romantik an. Eichendorff sprach dem Wolfsbrunnen 1807 noch eine „magische dunkle Stille“ zu. Im frühen 20. Jahrhundert änderte sich dies zumindest zeitweise: Damals hatte Wilhelm Fraenger eine Konzession für Kulturveranstaltungen im Wolfsbrunnen von der Stadt Heidelberg erworben und nutzte die Gaststätte regelmäßig mit seinem Heidelberger Kreis. Unter anderem fand 1920 im Wirtshausgarten des Wolfsbrunnens ein Bellman-Abend statt. Die literarische Tradition der Stätte wurde 1980 noch einmal wiederbelebt, als sich dort Octavio Paz und Hilde Domin mit dem Verleger Siegfried Unseld trafen.

Sep. 2019 | Heidelberg, Feuilleton, InfoTicker aktuell | Kommentieren