Vor 150 Jahren wurde der Dichter Karl Wolfskehl geboren. Der „Exul Poeta“ konnte sein Leben im neuseeländischen Exil retten – am letzten Inselriff, so weit weg von Deutschland wie möglich.
Der Herausgeber der Ältesten deutschen Dichtungen, der Philologe, der über Germanische Werbungssagen promovierte, der Jude, dessen Familie Jahrhunderte in der deutschen Geschichte mitwirkte, schrieb nach dem Krieg „An die Deutschen“.
Es ist dies der richtige Zeitpunkt für ein Symposium, den Namen in besonderer Weise in Erinnerung zu rufen und sein Schicksal ins Zentrum unserer Wahrnehmung zu rücken.
Programm
10:00 Uhr Begrüßung
Jakob J. Köllhofer, Direktor DAI
10:15 Uhr Exul Poeta – Heimat für einen Juden
Prof- Micha Brumlik, Berlin
11:15 Uhr Wolfskehl und der Zionismus
Prof. Andreas Kilcher, Zürich
12:00 Uhr Karl Wolfskehl und das Buch
Dr. Caroline Jessen, Frankfurt a. d. Oder
Mittagspause
14:30 Uhr Karl Wolfskehl als
intellektueller Stichwortgeber des George-Kreises
Thomas Karlauf, Berlin
15:30 Uhr Von Windeln und Leichenhemden
Zum Dichten und Übersetzen bei Karl Wolfskehl
Marie Luise Knott, Berlin
16:15 Uhr Gedichte im Jahr 1945
Thomas Sparr, Berlin
17:30 Ende des Symposions
Micha Brumlik lehrte fast zwanzig Jahre lang Erziehungswissenschaft in Heidelberg, danach folgte von 2000 bis 2013 eine Professur für Allgemeine Erziehungswissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt. Von 2000 bis 2005 war er Direktor des Fritz-Bauer-Instituts zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Seit 2013 ist er Senior Advisor am Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg.
Caroline Jessen forscht über den Wissenstransfer vor dem Hintergrund von Exil und Migration, und damit im Spannungsfeld von Sammlung und Zerstreuung. Für das Marbacher Literaturarchiv koordinierte sie das Projekt „Traces of German-Jewish History“ in Israel. Seit 2019 ist sie Mitarbeiterin am Lehrstuhl für deutsch-jüdische Literatur- und Kulturgeschichte an der Viadrina in Frankfurt/Oder. 2008 erschien ihr Buch „Der Sammler Karl Wolfskehl“.
Thomas Karlauf wurde früh Mitglied von „Castrum Peregrini“ und war Redakteur der gleichnamigen Zeitschrift der Stiftung. Er ist Autor der maßgeblichen Biographie Stefan George. Die Entdeckung des Charisma (2007). Nach Stationen als Verlagslektor bei Siedler und Rowohlt hat er heute eine Literaturagentur in Berlin. Karlaufs 2019 erschienene Biographie Stauffenberg: Porträt eines Attentäters wurde als „Historisches Buch des Jahres 2019“ ausgezeichnet.
Andreas Kilcher erforscht den Zusammenhang von Literatur und Wissen; seine Gebiete sind vor allem jüdische Literatur- und Kulturgeschichte sowie Kabbala- und Esoterikforschung. Seit 2008 ist er Professor für Literatur- und Kulturwissenschaft an der ETH Zürich; davor lehrte er Neuere deutsche Literatur in Tübingen. Gastprofessuren führten ihn an die Hebrew University, Jerusalem, nach Princeton und Stanford. Kilcher ist u. a. Herausgeber der Kritischen Else Lasker-Schüler-Ausgabe.
Marie Luise Knott ist freie Autorin, Kuratorin Kritikerin und Übersetzerin. 2006 war sie eine der Kuratorinnen der Ausstellung Hannah Arendt – Von den Dichtern erwarten wir Wahrheit; den Essay-Band Verlernen. Denkwege bei Hannah Arendt veröffentlichte sie 2011. 2017 erschien in ihrem Band Dazwischenzeiten. 1930 – Wege in der Erschöpfung der Moderne auch ein Essay über Karl Wolfskehl. Im Online-Kulturmagazin „Perlentaucher“ betreibt sie die Lyrik-Kolumne Tagtigall.
Thomas Sparr lehrte von 1986 bis 1989 an der Hebrew University in Jerusalem und am dortigen Leo Baeck Institut. Unter anderem leitete er den Jüdischen Verlag, danach war er viele Jahre stellvertretender verlegerischer Leiter bei Suhrkamp, wo er heute als Editor-at-Large arbeitet. Thomas Sparr gab unter anderem Gedichte von Gertrud Kolmar heraus; 2018 erschien Grunewald im Orient. Das deutsch-jüdische Jerusalem. Er ist Vorstand der Literaturbrücke e.V., des Trägervereins des Hauses für Poesie in Berlin.
Karl Wolfskehl. Jude – Dichter – Exul
Symposium zum 150. Geburtstag
Samstag, 5. Oktober 2019, ab 10 Uhr
Deutsch-Amerikanisches Institut Heidelberg
Sofienstr. 12
69115 Heidelberg.
www.dai-heidelberg.de
Tel. 06221 / 60 73-21