Personaler haben wenig Zeit und in der Regel auch keine Lust, sich mit „kreativen“ Lebensläufen herumzuschlagen. Wer – das ist bekannt – sich bewirbt, muss einen Lebenslauf einreichen. Das gilt für Azubis wie für Führungskräfte. Letztere müssen allerdings ein paar zusätzliche Punkte beachten, wenn sie ihren manchmal langen Werdegang präsentieren.

Bis in die höchsten Chefetagen ist bei Bewerbungen ein Lebenslauf gefordert. Für die hohen Positionen hat er es sogar doppelt in sich: Besonders aussagekräftig soll er sein, modern und schick. Er muss aber auch die bisherigen Erfolge und den Werdegang verdeutlichen, darf zugleich nicht zu lang werden. Das ändert sich auch nicht, wenn Führungskräfte gar keine klassischen Bewerbungen mehr schreiben, weil sie abgeworben werden oder in ihrem Unternehmen aufsteigen.

Der Lebenslauf der Führungskraft ist eine so knifflige Aufgabe, dass die Vollendung an sich schon eine Empfehlung für höhere Ämter darstellt. So sieht es zumindest Karin Schambach, Gründerin und Geschäftsführerin der Personalberatung Indigo Headhunters. Die Personalexpertin sagt: „Wenn jemand sich nicht strukturiert und auf den Punkt präsentieren kann, womöglich auch noch sprachliche Schnitzer im Lebenslauf hat, dann werden Personaler die Bewerbung zur Seite legen.“

Mehr noch als bei jedem anderen Bewerber muss der Lebenslauf einer Führungskraft also äußerlich und inhaltlich höchsten Ansprüchen gerecht werden (siehe Infobox).

Der Manager-Lebenslauf

Keine Experimente

Es gibt keine Regel, nach der der Lebenslauf mit der Höhe der Positionen komplizierter werden sollte. Ein klares Layout ist gefragt, das in seiner Struktur ruhig konservativ sein darf. Personaler wollen schließlich auf einen Blick Bescheid wissen.

Erfolge nennen

Wer bereits eine Führungsposition innehatte und sich weiter bewirbt, sollte in seinem Lebenslauf auch erwähnen, was er wo erreicht hat: X Prozent mehr Umsatz oder Gewinn, Unternehmensziele erreicht oder eine neue Marke bekannt gemacht – all das sollte klar werden.

Was heißt Führen?

Niemand kommt komplett ohne Vorerfahrung in der Führung in eine solche Position. Wer tatsächlich zum ersten Mal in eine Managementebene vorrückt, kann vermutlich zumindest Seminare, Vertretungsphasen oder eine Tätigkeit als Mentor vorweisen. Wer bereits Führungserfahrung gesammelt hat, muss diese im Lebenslauf plastisch werden lassen: Wie viele Mitarbeiter waren der Person unterstellt? Wie hoch war der Etat? Welche eigenen Projekte wurden angestoßen und verwirklicht?

Nicht auf LinkedIn & Co. verlassen

Es ist gut, auch öffentlich zu zeigen, wer man ist. Doch ein Lebenslauf, den man an das Wunschunternehmen schickt, sollte mehr Exklusivität haben. Er sollte sich abheben von den frei verfügbaren Informationen. Es ist auch die Chance, den eigenen Werdegang aus eigener Sicht darzustellen und bewusst zusätzliche Schwerpunkte zu setzen.

Keine Lücken lassen

Lücken im Lebenslauf fallen dem geübten Personalerauge sofort auf. Dagegen hilft nur Transparenz. Gab es Phasen von Arbeitslosigkeit, Sinnsuche, Familiengründung mit Elternzeit oder Pflege eines Angehörigen? Gerade bei Führungskräften, die erwiesenermaßen trotzdem ihre Karriere immer wieder fortgeführt haben, müssen diese „Lücken“ kein Nachteil sein. Im besten Fall wird dabei der Mensch hinter den vielen Erfolgs-Bulletpoints sichtbar, der eben auch mal innegehalten, reflektiert oder andere Interessen verfolgt hat.

Lieber thematisch statt chronologisch

Viele Jahre Leben und Karriere auf ein oder zwei Seiten unterbringen ist nicht einfach, und dann soll es auch noch übersichtlich sein. Eine gewisse chronologische Systematik ist dabei nicht verkehrt. Es hat sich aber auch bewährt, sparsam in Abschnitte zu unterteilen. Etwa: Erster Überblick mit Personendaten und aktueller Position, dann berufliche Stationen mit Tätigkeitsschwerpunkten und ggf. Erfolgen, zum Schluss die Bildungsabschlüsse sowie sonstige Qualifikationen, die von Interesse sein könnten.

Auch 2 Seiten sind okay

Englischsprachige CVs müssen immer eine Seite haben, was zum Teil kleinste Schrift und enge Spalten zur Folge hat. Das muss nicht sein. Wer viel gemacht hat in seinem Berufsleben, darf sich auch eine zweite Seite gönnen, um dies zur Geltung zu bringen. Übersichtlichkeit schlägt Schriftgröße, lautet die Devise. Das ändert nichts daran, dass Knappheit und Prägnanz Pflicht sind.

Mit Foto

Eigentlich sollen Alter, Geschlecht und Aussehen beim Einstellungsprozess keine Rolle spielen. In vielen Ländern ist deswegen das Bewerbungsfoto abgeschafft. In Deutschland ist und bleibt es in den meisten Fällen gefragt. Es geht dabei weniger um die Beurteilung des Aussehens als darum, dass die Gegenseite einen ungefähren Eindruck von dem Menschen bekommt, der sich hier bewirbt. Geht es um sehr hohe Positionen mit repräsentativen Funktionen, etwa Fernsehauftritten, kann das Äußere in Einzelfällen auch eine größere Rolle spielen.

Zu unterscheiden ist, ob jemand sich initiativ auf eine leitende Position bewirbt oder ob ein Headhunter im Spiel ist. Im Fall der Eigenbewerbung ist es wichtig, prägnant bisherige Stationen mitsamt Erfolgen zu zeigen. Karin Schambach warnt davor, mit besonders kreativem Lebenslauf-Design auf sich aufmerksam machen zu wollen. „Man darf nicht erwarten, dass der zuständige Personaler viel Zeit hat, um einen Lebenslauf mit ausgeklügeltem eigenem System zu durchdringen. In der Struktur würde ich nicht aus den üblichen Rastern ausbrechen. Das ist kein Kunstwerk, auch nicht bei einer Führungskraft.“

Wer abgeworben wird und bereits Gespräche führt, wird in der Regel trotzdem einen Lebenslauf abgeben. Dann kann er jedoch davon ausgehen, dass die Gegenseite sich bereits intensiv mit dem Profil auseinandergesetzt hat. Dann kann das Dokument auch mehr Länge und Ausführlichkeit vertragen. Doch auch hier gilt: „Bei einer Führungskraft erwartet man, ganz klare Fakten zu lesen. Nicht in epischer Breite, sondern in absoluter Prägnanz“, sagt Karin Schambach.

Hier besteht in deutschen Unternehmen ein Unterschied zu den Lebenslauf-Konventionen in angelsächsischen Breiten: Dort gehört der ausformulierte Eingangstext zum Lebenslauf dazu. Letztlich sei es Geschmackssache, sagt Schambach, findet aber: „Ein Fließtext ist einfach nicht griffig.“ Zu bevorzugen sei ein klares Layout, das je nach Länge durchaus auch eine zweite Seite haben darf, mit Spiegelstrichen oder Bullet-Points.

Auch der profilierteste Manager sollte übrigens seinen Lebenslauf aktuell halten. Nicht nur, weil überraschend ein Headhunter anklopfen könnte. Denn auch in Zeiten von LinkedIn und Xing mit ihren öffentlich einsehbaren Profilen, die Lebenslaufelemente enthalten, sei die Hoheit über den eigenen Lebenslauf etwas, das man nicht aus der Hand geben sollte, findet Karin Schambach. Sie empfiehlt, diesen auch von öffentlich zugänglichen Informationen – neben den sozialen Netzwerken finden diese sich häufig auch auf der Unternehmenswebsite – abheben zu lassen. „Da gilt es, eigene Akzente zu setzen. Ich würde als Manager darauf bestehen, dass ich ein Dokument habe, das aus meiner Sicht das Wesentliche zusammenfasst.“

Lücken sind erlaubt, wenn sie dokumentiert werden

Zuletzt lebt der Lebenslauf – ob vom Manager oder einfachen Angestellten – auch davon, in gut abgewogener Dosis auch nicht-arbeitsbezogene Stationen des Lebens zu zeigen. Das kann sogar notwendig sein, wenn der Lebenslauf sonst Lücken aufweisen würde. Ob Elternzeit, Sabbatical, Arbeitslosigkeit, Krankheit oder selbstgewählte Auszeit: All das gehöre transparent in den Lebenslauf, betont die Personalexpertin. Es sei schließlich keine Auflistung des Werdegangs, sondern des bisherigen Lebens.

Bewerbung Warum der Lebenslauf überschätzt wird

Noch immer hat der Lebenslauf bei Personalern einen hohen Stellenwert – dabei erlaubt er nur begrenzt Rückschlüsse auf die zukünftige Leistung. Wie können Unternehmen trotzdem geeignete Bewerber finden?

Die Offenheit von Unternehmen für solche geplanten und ungeplanten Unterbrechungen der Karriere sei gestiegen. Und wo dies noch nicht der Fall sei, etwa in einigen sehr konservativen Branchen, rate sie zu einem offensiven Umgang. „Ich komme aus der Nummer nicht raus, indem ich die Phase aus meinem Lebenslauf weglasse. Da würde ich sagen, da muss man edukativ mit umgehen und es erst recht reinschreiben.“

Wer als Manager irgendwo schnell wieder gefeuert worden ist – was ja häufiger vorkommt – sollte damit ebenfalls offen umgehen. Hier gilt aber: In den Lebenslauf gehören nur die Fakten, also Position, Aufgabenbereich und Dauer der Anstellung. Die Umstände, warum es in einem anderen Unternehmen nicht harmoniert hat, sollten im persönlichen Gespräch erläutert werden.

Juli 2019 | Senioren, Wirtschaft | Kommentieren