Nicht nur in diesen heißen Sommertagen, in denen wir schon morgens um acht mit durchgeschwitztem Hemd auf die Straße treten, fragen wir uns: Kann das wirklich wahr sein? Obwohl wir doch wissen, wie “gravierend die Konsequenzen der Erderhitzung und wie hoch die Kosten für Menschen und Natur sind“, wie mein Kollege Jonas Schaible in seinem Artikel über den Zusammenhang von Sommerhitze und Klimawandel schreibt.
Womit wir bei der Begrifflichkeit wären. Klimawandel: Das Wort suggeriert einen natürlichen Prozess. Selbstverständlich gibt es diesen Prozess – schon seit fünf Milliarden Jahren. Das Klima auf unserem Erdball wandelt sich aufgrund natürlicher Zyklen. Das ist aber etwas anderes als die menschengemachte Klimakrise, die durch den massenhaften Ausstoß von Treibhausgasen hervorgerufen und Jahr um Jahr verschärft wird. Ja, es gibt ein paar Zeitgenossen, die diese Entwicklung leugnen. Aber die überwältigende Mehrheit der Wissenschaftler sagt aufgrund von Daten, Messungen und Projektionen klipp und klar: Die Menschheit ist drauf und dran, das Klima unseres Planetens so gründlich aus dem Gleichgewicht zu bringen, dass irreversible Schäden entstehen. Das ist kein Wandel, das ist eine Krise.Mancher mag es auch eine Katastrophe nennen, aber dieses Wort wiederum klingt so, als käme die Entwicklung mehr oder weniger ohne unser Zutun über uns. Tut sie nicht. Wir sind selbst verantwortlich dafür.
Man sollte Dinge so benennen, wie sie sind. Deshalb ist Klimakrise der passende Begriff für die größte Herausforderung, der sich die Menschheit gegenwärtig gegenübersieht. Erderhitzung mag ein zweiter sein. Deshalb haben wir in der t-online.de-Redaktion uns entschlossen, in der Berichterstattung überwiegend diese Begriffe zu verwenden. Nicht um Ihnen eine Meinung unterzujubeln, sondern weil wir bei den Fakten bleiben wollen. Damit verweigern wir uns dem Framing der Verharmloser. Denn: “Die weitläufige und selbstverständliche Verwendung des Begriffs ‘Klimawandel‘ ist ein wichtiger Framing-Sieg für diejenigen, die kein Interesse an den erforderlichen Emissionsreduktionen haben“, schreibt Nils Meyer-Ohlendorf vom Ecologic Institut. “Es ist kein Wunder, dass mit diesem Framing weder Bürger noch Politik Emissionen in ausreichendem Maße senken.“
Juli 2019 | €uropa | Kommentieren