Chris Hughes im Jahr 2010: Jetzt fordert der einstige Mitgründer von Facebook eine Zerschlagung des Konzerns. (Quelle: imago images). Nach einem halben Jahr stieg er bei Facebook aus, weil er bereits eine halbe Milliarde Dollar verdient hatte. Nun übt Mitgründer Chris Hughes scharfe Kritik an dem Internetriesen – und an Chef Mark Zuckerberg.
Die katholische Kirche bezeichnet es als „konfuses Konzept“, Frauen und Männer im Diskurs gleichzustellen. Verbände kritisieren eine Rückkehr ins Mittelalter.
Ende April lauteten bereits die Schlagzeilen vieler Medien „AfD jetzt stärkste Partei im Osten“. Auch in den letzten Tagen wird immer wieder vermeldet, dass die AfD in Brandenburg die stärkste Kraft sei. Das ist besonders bedeutend, da in Brandenburg, Sachsen und Thüringen in diesem Jahr gewählt wird. Die AfD hofft auf und alle andere befürchten einen „blauen Herbst“, wie es die Tagesschau gestern schrieb. Man könnte meinen, zumindest in den ostdeutschen Bundesländern würde die AfD immer stärker werden.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Wie wir bereits vor ein paar Wochen erklärten: Dass die AfD im Osten stark und auch die stärkste Partei ist, ist nichts Neues. Bereits im Sommer 2018 war die AfD im Osten die stärkste Partei. Die Berichterstattung täuscht darüber hinweg, dass die AfD in einem halben Jahr in Wahrheit 4 Prozentpunkte (2018: 27% – 2019: 23%) verlor.
Was uns die Umfragen verraten
Aber schauen wir uns einmal die einzelnen Bundesländer genauer an. Mit den Daten von Umfragen aus den Jahren 2017 bis 2019 von wahlrecht.de haben wir nach einer Idee von „Frank Stollberg“ die wichtigsten Parteien der Übersicht in drei Blöcke zusammengefasst: „Bürgerlich“ (CDU+FDP), „Links“ (SPD+Grüne+Linke) und die AfD, man könnte sie als den „Recht(sextrem)en“ Block bezeichnen. Für die Werte haben wir das arithmetische Mittel aller Umfragen aus den jeweiligen Jahren zusammengefasst.
Selbstverständlich ist die Analyse mit großer Vorsicht zu genießen. Die SPD zum linken Lager zu zählen kann kritisiert werden, doch für die Trends, die aufgezeigt werden sollen, spielt sie sowieso eine geringere Rolle. Darüberhinaus ist es problematisch, einfach den Durchschnitt völlig verschiedener Umfragen mit unterschiedlicher Methodik zu nehmen und diese untereinander zu vergleichen. Diese Methode ist nicht wissenschaftlich, wir wollten nur vermeiden, dass der Zufall oder Vorurteile bei der Auswahl der konkreten Umfragen eine Rolle spielen.
Auch sind teilweise für bestimmte Jahre und Bundesländer nur zwei Umfragen verfügbar gewesen, andere hingegen mit bis zu sechs. Das Ungleichgewicht wird hier nicht korrekt widergespiegelt. Aufgrund des Fehlens an Daten haben wir außer den drei ostdeutschen Bundesländern, in welchen gewählt wird, nur noch Mecklenburg-Vorpommern analysiert, da für Sachsen-Anhalt keinerlei Daten für 2019 verfügbar waren. Auch Berlin wurde wegen seiner Ausnahmestellung ausgelassen.
Brandenburg? Thüringen? SAchsen?
Kommen wir zuerst zu den drei Bundesländern, in welchen dieses Jahr gewählt wird.
Hier können wir sehen, dass vor allem die CDU massiv an Zustimmung verloren hat seit 2017, doch davon profitierte die AfD kaum, sondern vor allem das „linke Lager“, welches einen Zuwachs verzeichnet, was zum Großteil am jüngsten Erfolg der Grünen liegt. Die AfD hat nach einem Höhepunkt 2018 wieder leicht an Stimmen verloren und stagniert bestenfalls.
In Thüringen sieht es genau so aus. Das „bürgerliche Lager“, vor allem die CDU, verliert an Zustimmung, das „linke Lager“ hingegen wächst. Die AfD verzeichnet leichte Einbußen. Ihr Erfolgstrend scheint umgekehrt worden zu sein, oder zumindest gestoppt.
Auch in Brandenburg verliert das „bürgerliche Lager“, und genau wie in den anderen Bundesländern verliert die AfD ebenfalls wieder leicht. R2G legt zwischen 2018 und 2019 wieder zu – auch wenn sie im Gegensatz zu den anderen Bundesländern 2017 einen leicht höheren Wert hatten. Was bei der Ungenauigkeit der Daten jedoch zu vernachlässigen ist.
Mecklenburg-Vorpommern und „der Osten“
Auch in Mecklenburg-Vorpommern, wo erst 2016 gewählt wurde, zeichnet sich ein ähnlicher Trend ab, hier legt jedoch das „bürgerliche Lager“ ganz leicht zu, während das „linke Lager“ ebenso leicht verliert. Aber die AfD verliert auch hier wieder an Zustimmung, ausnahmsweise sogar weiter als 2017. Hier sind die Unterschiede jedoch eher marginal. Fassen wir die Ergebnisse der vier Bundesländer zusammen, kriegen wir ein Bild für den ganzen Osten (ohne Berlin und Sachsen-Anhalt, für das wie erwähnt keine Umfrage für 2019 verfügbar war).
Die zuvor erfassten Trends bilden sich wie erwartet auch hier wieder ab. Insbesondere für die drei Länder, in welchen 2019 gewählt wird, steht fest: Es hat eher einen Linksruck gegeben als einen Rechtsruck. Das bürgerliche Lager verliert bemerkbar an Zustimmung, doch diese Wähler*innen scheinen kaum zur AfD zu wandern, die ihren Zenit bereits überschritten zu haben scheint. Auch im Osten. Überall hat sie derzeit weniger Stimmen als im Vorjahr 2018.
Die Netto-Gewinne scheinen sich überall mehr oder weniger im „linken“ Lager wieder zu finden. (Oder bei den „sonstigen“ Parteien.) Und darum ist es weniger relevant, ob die SPD dazugezählt wird: Die Gewinne gehen vor allem auf das Konto der Grünen. Also: Die AfD verliert den Osten wieder langsam. Doch warum ist sie dann in den Medien immer als „stärkste Partei“ und große zukünftige Wahlsiegerin beschrieben?
Wie die Presse die AfD hochschreibt
Eine Antwort ist: Die AfD verliert weniger stark als die CDU und damit rutschen die Konservativen quasi an der AfD vorbei. Die Wähler*innen der Konservativen wandern unterm Strich aber eher zu den Grünen als zu den Rechtsextremen. Und zu den „sonstigen“ Parteien, die wir hier der Einfachheit halber ausgelassen haben, aber in der Regel ebenfalls zugenommen haben. Außerdem verteilen sich die „linken“ Stimmen auf drei Parteien – Obwohl sie seit 2019 in jedem Bundesland der stärkste Block sind. Die AfD hingegen versammelt alle Stimmen nur auf sich. Der Eindruck täuscht also.
Also ist es kein Wunder, dass die Schwäche der CDU und die Zersplitterung des „linken Lagers“ dazu führt, dass die AfD im Vergleich viel stärker wirkt – Obwohl sie auch Zustimmung verliert. Der andere Faktor ist, dass der Schock-Faktor in der Berichterstattung Geld bringt. Es ist eben das „aufregendere“ Framing, zu berichten, wie stark die AfD ist. Die Zeitungen werden mit Likes und Klicks aus der teilungsfreudigen rechten Blase belohnt, die die Schlagzeilen feiert – Obwohl es keinen Grund zum Feiern gibt. Und „die andere Seite“ teilt ebenfalls, aber um sich darüber zu ärgern. Dahinter steckt keine geheime rechte Agenda, sondern nur Wirtschaftlichkeit. Es führt auch zu der ein oder anderen Anwandlung von Größenwahn bei der AfD, die diese Darstellung selbst glaubt. Oder glauben möchte.
Der Linksruck im Osten
Doch einen Nachteil hat es: Wahlumfragen beeinflussen nachweislich das Wahlverhalten. Solche Schlagzeilen hinterließen (auch bei mir) zunächst den Eindruck, dass die Zustimmung zur AfD im Osten Deutschlands zunehme und sie Wähler*innen hinzugewinnen würde. Dass sie in einem Aufwärtstrend steckt. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Die Gründe dafür habe ich hier erklärt. Das beeinflusst Wähler*innen und die Politik.
Deshalb ist es wichtig, sich bewusst zu sein, dass trotz des Framings der Medien die AfD in einem Abwärtstrend steckt. Wegen FridaysForFuture, Greta, dem Klima, den inneren Streitereien und der drohenden (und teilweise bereits existierenden) Überwachung durch den Verfassungsschutz. „Der Osten“ ist nicht „verloren“, Rufe nach einem Mauerbau sind geschmacklos – und auch gar nicht nötig. Der Osten hat einen kleinen Linksruck erlebt.
Artikelbild: Roman Samborskyi, shutterstock.com /Volksverpetzer
Am 9. April 2019 um 19 Uhr stellt Wilhelm Solms sein 2018 erschienenes Buch „‘Zwei Zigeuner, schwarz und gräulich‘ – Zigeunerbilder deutscher Dichter“ im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma vor. Solms untersucht darin die Verzerrungen, Denunziationen und Romantisierungen, die die Literaturgeschichte durchziehen und das stereotype Bild von Sinti und Roma bis heute prägen.
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Ob deutsche Dichter und Dichterinnen ihre „Zigeuner“-Figuren als Vagabunden, Bettler, Diebe und Kindesentführerinnen kriminalisieren oder als Zauberer, Hexen und Teufelsbrüder dämonisieren oder als bezaubernde Tänzerinnen und virtuose Geiger oder Gitarristen preisen, in einem Punkt sind sie sich einig: „Sie sind doch anders als wir.“ In seinem 2018 in Klostermann Verlag erschienenen Buch „‘Zwei Zigeuner, schwarz und gräulich‘ – Zigeunerbilder deutscher Dichter“ arbeitet der Germanist Wilhelm Solms solche Verzerrungen und Romantisierungen heraus, die die deutsche Literaturgeschichte von der Frühen Neuzeit bis heute durchziehen. Anhand 36 Eigenschaften des „Literaturzigeuners“ zeigt er, wie die Literatur mit solchen Stereotypen die gesellschaftliche Haltung gegenüber Angehörigen der Sinti und Roma geprägt hat und immer noch prägt. Am Dienstag, den 9. April 2019 um 19 Uhr stellt Wilhelm Solms das Buch mit einem Vortrag im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma vor. Nach dem Vortrag gibt es Gelegenheit für Fragen und Diskussion mit dem Autor. Wilhelm Solms lehrte bis 2001 als Professor für Kommunikationswissenschaften und Mediendidaktik an der Universität Marburg. Er ist Kuratoriumsmitglied des Dokumentationszentrums Deutscher Sinti und Roma und war viele Jahre Vorsitzender der Gesellschaft für Antiziganismusforschung. Mit seinen Publikationen hat er wiederholt Position bezogen gegen die von Vertretern und Vertreterinnen von Sinti und Roma entschieden abgelehnten Versuche, ein „Wesen“ des „Zigeunertums“ wissenschaftlich zu definieren. Die Veranstaltung ist Teil der Schwerpunktreihe „Freiheit verantworten. Herausforderungen und Perspektiven für Gesellschaft, Medien und Demokratie im 21. Jahrhundert“, die sich mit Formen von Medien und Öffentlichkeit auseinandersetzen will, in denen Menschen und Menschengruppen pauschalisierend, verzerrt oder abwertend dargestellt werden. Die Reihe wird vom Dokumentationszentrum in Kooperation mit dem Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg und dem Antidiskriminierungsbüro HD.net-Respekt! organisiert. |
Rund 240 Jahre nach seinem Tod sollten die Fraktionen von CDU/CSU und SPD diesen Satz des französische Philosophs auf ihre Briefköpfe schreiben. Wortreich hatten sie vor Monaten versprochen, Waffenlieferungen an jene Staaten zu unterbinden, die am Jemenkrieg beteiligt sind. Die SPD feierte sich selbst dafür, dass sie Kanzlerin Merkel einen Exportstopp für Saudi-Arabien abtrotzte. Nun ist herausgekommen: Die Bundesregierung hat seit Jahresanfang Rüstungslieferungen für mehr als eine Milliarde Euro an die von den Saudis geführte Allianz im Jemenkrieg genehmigt. Lebte Voltaire noch, er würde im Berliner Regierungsviertel perfekte Studienobjekte finden. (mehr …)
Über die geplante Verlagerung des rnv-Betriebshofs wird es am Sonntag, 21. Juli, einen Bürgerentscheid geben. Die wahlberechtigten Heidelberger sind dann dazu aufgerufen über die Frage abzustimmen: „Sind Sie dafür, dass auf den gegenwärtig als Grünflächen genutzten Bereichen des Großen Ochsenkopfes kein RNV-Betriebshof gebaut wird?“ Der Bürgerentscheid wendet sich gegen den Beschluss des Gemeinderats vom Dezember 2018: Dieser hatte mit dem „Zukunftskonzept Bergheim“ beschlossen, den Betriebshof auf den Großen Ochsenkopf zu verlagern und die frei werdende Fläche an der Bergheimer Straße je zur Hälfte für bezahlbaren Wohnraum und eine Grün- und Freifläche zu nutzen. (mehr …)
Jasper von Altenbockum sollte mehr FAZ lesen und weniger Youtube-Videos gucken.
Aus nämlich „seiner Zeitung“ hätte der FAZ-Innen-politikchef erfahren können, dass Rezo, der Mann aus dem mittlerweile mehr als bekannten und als CDU-„Zerstörungs“-Video-Macher-Verdächtigen, das längst sowohl eine gewisse Berühmtheit gewonnen hat (in der Rundschau finden Sie das Original) und der
– zwar – in der Tat zum Vermarktungsnetzwerk Tube One gehört.
Aber auch, dass das grundsätzlich nichts Anrüchiges ist:
Solche Agenturen funktionieren bei Youtube- und Instagram-Stars zunächst einmal ähnlich wie Plattenfirmen bei Musikern.
Martin Luther war einer der wirkmächtigsten Protagonisten der europäischen Geschichte. Als maßgeblicher Initiator der Reformation spaltete er, wenn auch ungewollt, die römische Kirche des 16. Jahrhunderts. Dies hatte einschneidende und dramatische Konsequenzen, wozu nicht zuletzt der verheerende Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 gehörte. Seine wort-gewaltige Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache kann durchaus als Beitrag zur Aufklärung verstanden werden.Von den zahlreichen Schriften Luthers sind heute viele in gut lesbarem Deutsch der Allgemeinheit zugänglich. Dennoch fristen manche seiner heiklen Schriften noch ihr Dasein in der verschnörkelten Schrift und der frühneuhoch-deutschen Sprache des 16. Jahrhunderts und sind damit einem breiteren Publikum kaum bekannt. Insbesondere gilt dies für seine judenfeindlichen Schriften.
Weltweit schließen sich junge Menschen den Schulstreiks an und fordern eine nachhaltigere Klimapolitik. An Aufgeben ist für sie nicht zu denken: Allein am 24. Mai, dem Protesttag vor der Europawahl, sollen laut Veranstaltern 320 000 Menschen in Deutschland auf die Straße gegangen sein. Doch ein radikaler Wandel in der Klimapolitik steht bislang nicht auf dem Plan. Was bedeutet das für die Bewegung? Der Soziologe und Protestforscher Simon Teune von der Technischen Universität Berlin ist den Demonstrationen auf der Spur.
Wie auch immer, die Republik – und die Kommunen – scheinen zu ergrünen. Getragen von den Schwingen der Klimaschutzproteste, fliegen die Grünen von einem Umfragegipfel zum nächsten. Am Küchentisch debattieren Familien darüber, wie sie ihren Plastiktütenverbrauch drosseln und den Balkon bienenfreundlich aufmöbeln können. Leitartikler überschlagen sich in Lobpreisungen des knuffigen Robert Habeck. Die CDU stürzt sich verängstigt in eine Kanzlerkandidatendebatte. Und in den allabendlichen TV-Talkshows beobachten wir gebannt den neuen Diskussionsstil: Haudrauf war gestern, heute zählen Verständnis, Empathie und – aber hallo! – Sachargumente. (mehr …)