Das Internet als Heimat zu denken, heißt, jeglicher Ausgrenzung die Grundlage zu entziehen. «Dirk von Gehlen: Über Heimat redet jeder. Manchmal gerne und ausufernd, in süßer Erinnerung schwelgend, manchmal voller Wehmut und Entbehrung, manchmal gar aggressiv in verteidigender Manier. Gerade erzeugt die Heimat-Debatte wieder großes Tamtam im öffentlichen Diskurs und verstopft die Feuilletons.
Ursachen dafür mag es viele geben,
Antworten sind vorhersehbar.
Fakt aber ist: Die Diskussion ermüdet uns zunehmend, sie ermattet uns, macht uns Heimatt. Womit der Titel für das Kursbuch 198 schnell gefunden war.Denn obgleich die Debatte anstrengend ist: Es lohnt sich, über Heimat nachzudenken. Nicht, um eine Antwort auf die Frage zu finden, was sie ist, sondern, um sich an Antworten auf die Frage zu versuchen, warum sie sich überhaupt stellt.

Warum heute noch über Heimat reden?

So nähern sich die Autoren im Kursbuch dem Heimat-Begriff aus den unterschiedlichsten Perspektiven und sehen sich doch in einer Sache geeint: Der Begriff Heimat als Lösung ist gleichzeitig das Problem.
Denn dort, wo Heimatbeschworen wird, erzeugt sie Widersprüche und Gegensätze.

Im Sauseschritt durch dieses Kursbuch:

Heimatküchen verschwinden (Jürgen Dollase),
Zugehörigkeitsgefühle drängen ans Licht (Michael Brenner),
Populisten schwärmen (Robert Misik),
Heimatlosigkeit mäandert durchs Netz (Adrian Lobe),
Das bayerische Dahoam wird entzaubert (Georg Seeßlen).

Weitere Beiträge steuern Dirk von Gehlen, Naika Foroutan, Katja Gasser, Michael Haas, Armin Nassehiund Levi Israel Ufferfilge bei. Letztgenannter ist übrigens der Gewinner des erstmals ausgeschriebenen Callfor Papers. Aus über60 Einsendungen wurde der Text des jungen Lehrers für Israelitische Religionslehre und Hebräisch ausgewählt.

Abgerundet wird das Kursbuch mit einer eigens für uns verfassten Erzählung von Maxim Biller und der Kunststrecke des in Tel Aviv lebenden Künstlers Eran Shakine. Denn bei ihm offenbart Heimat erst auf den zweiten Blick überraschende Verbindungslinien.
Vor allem, wenn  Gegensätze, wie sie ein Jude, ein Christ und ein Moslem scheinbar repräsentieren, gemeinsam durch das Heimatsieb gedrückt werden.

Peter Felixberger, Armin Nassehi (Hrsg.)
Kursbuch 198 – Heimatt
200 Seiten, broschiert
erscheint am 2. Juni 2019
€ (D) 19,00 / € (A) 19,60 / sFr 27,50  Jahresabo € 60,-,
Studenten € 48,-ISBN: 978-3-96196-068-2

Mai 2019 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, Junge Rundschau, Senioren | Kommentieren