Das renommierte Festival für Gegenwartsdramatik holt vom 26. April bis zum 5. Mai Theater aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nach Heidelberg – unter anderem sind das Deutsche Theater Berlin, das Schauspielhaus Graz, das Schauspiel Hannover, das freie Schweizer Theater Marie und das Volkstheater Wien mit Uraufführungen zu Gast.
Im Deutschsprachigen Autorenwettbewerb – seit jeher Herzstück des Festivals – werden komische, poetische und politische neue Theaterstücke in Lesungen vorgestellt. Wie immer lädt der Stückemarkt – mit seinem – auch das Gastlandprogramm zum Entdecken einer anderen Theaterlandschaft ein. In diesem Jahr sind vom 3. bis 5. Mai zeitgenössische Stücke und Aufführungen aus der Türkei zu erleben, die brandaktuelle gesellschaftliche Themen verhandeln und reflektieren, wie sich das Leben und das Theatermachen unter Erdogan verändert haben.

Ein Rahmenprogramm aus Gesprächen, Filmvorführungen, Konzerten und Partys lädt außerdem zum Diskutieren und Feiern ein.Das gesamte Festivalprogramm und alle weiteren Infos finden Sie auf unserer Website.
Zudem begleitet nachtkritik.de mit einem eigenen Portal, auf dem Sie zahlreiche Videos, Porträts und Interviews finden, den Stückemarkt auf www.heidelberger-stueckemarkt.nachtkritik.de.

Ausgewählte Highlights

»Schnee Weiß (Die Erfindung der alten Leier)«
von Elfriede Jelinek in der Regie von Stefan Bachmann, Schauspiel KölnAuf dem Flughafen in Kuala Lumpur: Als der Halbruder des nordkoreanischen Präsidenten einchecken will, nähern sich von hinten zwei Frauen und umarmen ihn. Auf den Überwachungsvideos sieht das spielerisch und freundlich aus. Doch bricht der Mann wenig später tot zusammen. Der Vorfall könnte der verheißungsvolle Beginn einer Geschichte sein.
Die Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek indessen beschließt ihre Geschichte mit eben diesem Auftritt. Es ist ein Cliffhanger. Fortsetzung folgt.
Zuvor aber jagt sie uns durch Schnee, Eis, Gebirge, erlegt die eine oder andere heilige Kuh und zielt ins finstere Herz unserer Zeit. Als im vergangenen Jahr die ehemalige Skiläuferin und österreichische Abfahrtsmeisterin Nicola Werdenigg Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe in den 70er- und 80er-Jahren in österreichischen Skiinternaten, in Trainingslagern und auf Wettkämpfen öffentlich machte, erschütterte sie eine der Grundfesten des nationalen Selbstbewusstseins Österreichs.

Montag, 29. April 2019, 20.30 Uhr, »Schnee Weiß«, Marguerre-Saal

»Verteidigung der Demokratie«
von Christine Eder und Eva Jantschitsch in der Regie von Christine Eder, Volkstheater Wien.
Wozu brauchen wir eine Verfassung? Was steht drin, wem nützt sie, was schützt sie? Was fehlt? Kennen Sie Ihre Rechte? Sind Sie verfassungsfit?
In dieser mutigen Arbeit für das Volkstheater Wien setzt die Regisseurin Christine Eder sich mit Grundfragen der Demokratie auseinander. Aus gegebenem, 100-jährigem Anlass entsteht ein Stück aus Originalzitaten und Dokumenten. Eva Jantschitsch (alias Gustav) steuert mit ihrer Band die Songs zu dieser »Politshow mit Musik« bei. Ausgehend von biografischen Stationen und Überlegungen des Rechtswissenschaftlers Hans Kelsen (1881-1973), einem der Autoren der österreichischen Verfassung, schlägt die Aufführung einen Bogen in die Gegenwart und ihre Kontroversen.

Mittwoch, 1. Mai, 20.30 Uhr, »Verteidigung der Demokratie«, Marguerre-Saal

Gastland Türkei

»Meçhul Pasa – Die Geschichte einer verbotenen Zeitung«
von Ahmet Sami Özbudak in der Regie von Emrah Eren, tiyatroadam
in türkischer Sprache mit deutschen ÜbertitelnDiesem Stück des international renommierten, jungen Autors Ahmet Sami Özbudak gelingt es, die historischen Ereignisse um das umstrittene türkische Satire-Magazin »Marko Pasa« aufzugreifen und mit den Mitteln des Boulevardtheaters auf der Bühne zu erzählen. Stück und Inszenierung spielen in den 1940er-und 1950er-Jahren und sind so unangreifbar, die Bezüge zur heutigen Situation aber unübersehbar.
»Marko Pasa« zeichnete sich durch die rebellische Haltung seiner Redakteure – darunter Aziz Nesin, Sabahattin Ali, Rifat Ilgaz und Mustafa Mim – aus. Die Angestellten der Zeitung arbeiteten Tag und Nacht, diktierten Briefe, setzten die Seiten und kochten Tee. Das Unternehmen »Marko Pasa« in Zahlen: sieben Namen, acht Besitzer, zehn Herausgeber, neun Druckereien, zehn Adressen und insgesamt 16 Prozesse. Die Redakteure erduldeten Drohungen, polizeiliche Repressionen und verbrachten mehr als acht Jahre im Gefängnis. So erzählt die Aufführung »Meçhul Pasa« von dem hohen Preis, den die Macher von »Marko Pasa« in ihrem Kampf um Freiheit zahlen mussten.

Sonntag, 5. Mai, 18.00 Uhr, »Meçhul Pasa – Die Geschichte einer verbotenen Zeitung«, Marguerre-Saal

Tanz beim Stückemarkt

»Impression«
von Iván Pérez»Impression« ist die erste Heidelberger Neukreation von Iván Pérez, der seit Beginn der laufenden Spielzeit künstlerischer Leiter der Tanzsparte am Theater und Orchester Heidelberg ist, und eine Zusammenarbeit mit dem Komponisten Ferran Cruixent und United Visual Artists. Das spannende neue Ensemble des Dance Theatre Heidelberg wird live vom Philharmonischen Orchester Heidelberg begleitet.
Das Stück widmet sich der Millennium-Generation, den zwischen 1980 und 2000 Geborenen. Aus der Perspektive des Individuums wie auch des Kollektivs und durch die unterschiedlichen Mittel des Tanzes, der Musik und der bildenden Kunst hinterfragt es, wie wir diese Generation wahrnehmen, und ist Ausdruck der gesellschaftlichen Dynamiken, die von ihr ausgehen.

Exklusiver PreMove
Anlässlich des Welttanztags, der am 29. April international gefeiert wird, laden wir zur Vorstellung beim Stückemarkt einmalig 75 Zuschauer*innen zu einem exklusiven PreMove mit Iván Pérez ein: Eine Stunde vor der Vorstellung treffen Sie den Choreografen und künstlerischen Leiter des DTH auf der Bühne des Marguerre-Saals und werden mit leichten Bewegungs- und Wahrnehmungsübungen auf die Aufführung eingestimmt. Die Anmeldung zum PreMove ist beim Kauf einer Karte für die Vorstellung an der Theaterkasse möglich, solange der Vorrat reicht. Nach der Vorstellung findet gemäß Stückemarkt-Tradition ein Nachgespräch mit Iván Pérez und Dietger Holm statt, dem 1. Kapellmeister des Philharmonischen Orchesters Heidelberg, das er in »Impression« auch dirigiert.

Dienstag, 30. April, 20.30 Uhr, »Impression«, Marguerre-Saal

 

Apr. 2019 | Heidelberg, Allgemein, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Senioren, Theater & Orchester HD | Kommentieren