Aber, was soll denn dann überhaupt noch Freude machen ?
Safran, das wußte Großmutter schon – “macht den Kuchen geel” – zum Beispiel, aber, dieser aus den Blütenfäden des Krokus gewonnene Farbstoff ist nicht nur Aromaspender, sondern eine dem Opium vergleichbare Droge, schmerzstillend und krampflösend zugleich. Die Forscher berichten von einem “euphorisierenden Kick” mit “allzumal heiteren Delirien” und “unbändigem Lachreiz”. Letale Dosis: 12 Gramm. Beispiel Zimt (Hauptwirkstoff in “Zimtstern” und “Bratapfel): Schon in den dreißiger Jahren wurden Zimt-Zigaretten wie Marihuana geraucht. Auch die Wirkung ist vergleichbar. Hohe Dosen führen zu krampfähnlichen Effekten.
Auch unsere in wunderschöne alte Holzformen geprägte “Springerle” sind des enthaltenen Anis’ wegen auch nicht so ganz ohne: Bei oraler Verabreichung treten ab 70 mg erste psychoaktive Effekte auf, auch wurden typische Opiatwirkungen beobachtet. Anis wirkt sedierend, analgetisierend, antitussiv und verzögert die Peristaltik.
Eine der häufigsten (nicht nur Oster-) Drogen ist die Schokolade. Das beliebte Vielstoffgemisch aktiviert cannabinoide Rezeptoren, putscht den Organismus auf und setzt im Hirn den antoinativen Neurotransmitter Serotonin frei.
Rauschdrogen von ebenfalls beachtlicher Potenz sind – man mag auch dies gar nicht glauben – Muskat, Pfeffer, Ingwer oder Nelken (letztere bei Zahnschmerzen in die richtige Lücke gedrückt, schon hört die Pein für eine Weile auf, da spätestens merkt doch auch der verwunderte Drogenlaie, dass darin ein explorierter Stoff enthalten sein müsse! – können zu psychischer und/oder physischer Abhängigkeit führen.
Von den Usern über das ganze Jahr genossener Myrrhe und vom Weihrauch ganz zu schweigen …
Psychosen alle ecclesiogen?
In den Fallbeispielen ärztlicher Notdienste und Vernehmungsprotokollen polizeilicher Aufklärung finden sich zahlreiche Belege für drogeninduzierte Weihnachts- Himmelfahrts- oder – zeitnah – Osterppsychosen, erwiesenermaßen sind die nämlich keineswegs alle ecclesiogen, wie Jürgen Gottschling, dieser oft als ungläubiger Kirchenkritiker denunzierte Heide immer glauben machen möchte. Insbesondere wird immer wieder die Leuchtkraft der auftretenden Farbvisionen und die Eindringlichkeit optischer Trugwahrnehmungen dokumentiert. Drogen-User sehen den “Stern von Bethlehem”, “geflügelte, blondierte Wesen auf Tannenspitzen”, “von Elchen und Rentieren gezogene, schlittenartige Ufos”, sie haben Visionen von “rotgewänderten Greisen mit weißen Wattebärten, Rute und Jutesack, die ihr Erbe verschenken”, haben Wahrnehmungen von “elektrisch aufgeladenen Fichten” und sehen “göttliche Kleinkinder in Futterraufen”. Ostern allerdings soll – gehts nach einem päpstlichen Dekret sich nicht so recht in klerikale Geschichtchen einfügen lassen:
In fortgesetztem Rauschgeschehen dann treten akkustische Phänomene auf: Repetitives Psalmodieren von allerlei Gewünschtem wie einem “auferstandnem, holden Knaben im lockigen Haar” – von einer “Jungfrau auserkoren” etwa, oder zwanghafte Vermehrungswünsche mit aufgesagtem “ihr Kinderlein kommet” sind bekannt geworden. Die emotional enthemmte Atmosphäre entlädt sich – in gleichwohl schönen – ekstatischen Gesängen und Litaneien.
Das gesamte Wahngeschehen ist eingebettet in ein aufwendiges, mit erheblichen forstwirtschaftlichen Schäden einherkommenden “Settings”. Junge Nadelgewächse werden gerodet, in Wohnstuben altarähnlich installiert, glitzernde Metallstreifen und psychedelische Kugeln daran arretiert. Nicht selten wird an dem ausgetrockneten Gehölz sorglos mit offenem Licht hantiert und häufig versammeln sich die Berauschten in un- bis schlecht beheizten Sakralbauten und zelebrieren “bunte Messen”.
Damit aber noch lange nicht genug …
Die Festtagsintoxikation durch Schoko- und Gewürzmittelmißbrauch führt auch, so Caja von Drottelhaim, zu Depressionen, Angst und Eifersuchtsideen.
Was Wunder erleben wir: “Die Suizidquote nimmt dramatisch zu”, so ein Teilergebnis der von der Rundschau in Auftrag gegebenen, von Drottelhaimschen Studie.
Und, zu guter Letzt, kann es nach Absetzen der Rauschdrogen noch Monate später ohne vorhergehende Warnsymptome zu einem sogenannten Flashback (”Nachrausch”) kommen.
Meist berichten die Probanden dann von Säugetieren, die bunte Eier legen: Hasen. In der Regel …