Mehr als 25.000 Kinder und Jugendliche haben deutschlandweit den Unterricht verlassen. 500 von ihnen sind in Berlin vor das Reichstagsgebäude gezogen. Vor Ort erklären sie, was sie dazu bringt. Klar doch, Schuleschwänzen klingt für viele Jugendliche erst einmal verlockend. Aber am Freitagmorgen ist es kalt. Die Pfützen sind gefroren, Kinder tragen dicke Jacken. Im Klassenzimmer wäre es jetzt wärmer als auf dem Platz vor dem Bundestag. Dennoch haben sich hier um die 500 Kinder und Jugendliche um 10 Uhr verabredet. Sie schwänzen die Schule nicht einfach so: Die Schüler streiken für eine klimafreundliche Politik.

„Wir sind hier und wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“,

das ist einer der Slogans, den sie in Berlin singen. „Fridays For Future“ ist das Motto, unter dem in ganz Europa Jugendliche auf die Straße gehen. Die Kinder tragen Banner, Schilder und haben Sticker auf die Kleidung geklebt, auf denen „Kohle stoppen, Klima retten“ steht. Es ist bereits das zweite Mal, dass die Jugend hier für ein Umdenken in der Klimapolitik demonstriert. Beim letzten Mal waren es etwa 350, sie werden mehr. Auch in Göttingen kamen nach Polizeiangaben am Freitagmorgen 200 Jugendliche zusammen, in Halle sollen 250 bis 300 gewesen sein. Deutschlandweit dürften es laut der Nachrichtenagentur dpa 25.000 gewesen sein.

Das Vorbild der Jugendlichen ist die Schwedin Greta Thunberg. Jeden Freitag geht sie nicht in die Schule, sondern stellt sich mit einem Schild vor das Parlament in Stockholm. Von den Politikern fordert sie, dass diese endlich etwas gegen den Klimawandel tun. Seit dem Sommer 2018 protestiert Greta und klagte auf der Klimakonferenz in Katowice die Weltpolitiker an. Greta ist das große Vorbild der Schüler, die zur Kundgebung vor dem Bundestag gekommen sind.

Mit großen Worten soll man vorsichtig sein –
aber im Falle Greta Thunbergs sind sie angebracht:

Eine 16-jährige Schwedin hat die Welt aufgerüttelt. Zumindest jene Menschen, die den Klimawandel weder für Quatsch noch für unausweichlich halten, sondern sich ernsthaft darum sorgen, wie – nein: ob! – künftige Generationen noch sicher und gesund auf unserer Erde leben können. Spätestens, seitdem Thunberg auf der letzten Klimakonferenz gesprochen und anschließend auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos den versammelten Staatenlenkern ins Gewissen geredet hat, sehen viele Menschen in ihr ein Vorbild (wir haben berichtet).  Andere hingegen sehen in ihr eine verwöhnte Göre, die sich von dubiosen Umweltaktivisten instrumentalisieren lasse – und überziehen sie im Internet mit Schmähungen und Hass. Greta Thunberg wäre nicht Greta Thunberg, würde sie dies auf sich sitzen lassen.

„Ich bin nur Überbringer“, schreibt Thunberg, „dennoch bekomme ich so viel Hass. Ich sage überhaupt nichts Neues, ich sage nur das, was Wissenschaftler seit Jahrzehnten wiederholen. Ich stimme euch zu, ich bin zu jung, das zu tun. Wir Kinder sollten das nicht tun müssen. Aber weil fast niemand etwas tut, und weil unsere Zukunft auf dem Spiel steht, fühlen wir, dass wir weiter machen müssen.“

Jede Sekunde nutzen

„Warum lernen ohne Zukunft“ steht auf dem Banner, das von Laurencio und Quentin gehalten wird. Zusammen mit ihren Freunden Magali, Yeison und Oskar, alle zwischen 13 und 16 Jahre alt, sind sie zum Schulstreik gekommen. „Ich will über meine Zukunft selbst entscheiden“, erklärt Magali. „Deshalb bin ich heute hier. Den Politikern ist unsere Zukunft egal. Die sind dann ja bereits tot.“ Darüber, dass manche Politiker der Meinung sind, Schüler sollten nur außerhalb der Schulzeit demonstrieren dürfen, müssen die fünf lachen. „Natürlich wollen sie nicht, dass wir streiken. Aber nur so bekommen wir die Aufmerksamkeit der Politik. Auf diese Art zeigen wir, wie ernst es uns ist“, erklärt Oskar. Und Laurencio fügt hinzu: „Man sollte jede Sekunde, jeden Tag nutzen, um für das Klima zu kämpfen.“

Ach ja, da haben wir gerade „Hart aber fair“ (mit, großartig wie immer: Frank Plasberg) am Montag im 1ten gehört und gesehen. Schade, dass Jakob, ein engagierter 18jährige Hamburger Schüler, der gerade trotz Abistreß nicht nur freitagmorgens die Schule schwänzt, sondern als Gast bei Plasberg abends eine gute Figur abgegeben hat, nicht das (versuchte) Interview Thomas Waldes (Berlin direkt) mit der Umweltministerin Svenja Schulze gesehen und sie ebendrum gefragt hat, was denn nun sie über ein Tempolimit 130kmh denke. Moderator Walde fragte dann aber – was Wunder – immer wieder nach, die Umweltministerin hingegen blockte für sie – peinliche 5 Minuten ab – wie gehabt.
Der Hamburger Abiturient Jakob dazu: „Tempolimit ist doch das Einfachste, was man hierzu tun kann. Es gibt weniger Verkehrstote und es tut keinem weh – jedes Opfer ist eines zu viel“.

Hüpfen gegen Kohle und Kälte

Zwei Stunden lang stehen sie hier und sprechen sich vor allem gegen die Kohleindustrie aus. Immer wieder erklingen Sprechchöre: „Grünkohl statt Braunkohle“, „Es gibt kein Recht für’s Kohlebaggerfahren“ und „Wer nicht hüpft, der ist für Kohle“. Hüpfen hilft auch, an diesem kalten Januarmorgen die Füße warm zu halten.

Feb. 2019 | Allgemein, Gesundheit, Junge Rundschau, Politik, Senioren, Zeitgeschehen | Kommentieren