In Sydney Pollacks Filmdrama „Der elektrische Reiter“ tritt der Cowboy mit Glühlampen behängt als Werbefigur auf. Wenn sich nun und in den kommenden Jahren Menschen auf ihre Fahrräder setzen, werden sie, vom Helm bis zu den Pedalen, mit fast ebenso vielen Verbrauchern unterwegs sein – selbst die, die kein E-Bike nutzen.
Mobilität wird von Zug bis Flugzeug immer häufiger mit dem Schlagwort „Vernetzung“ verknüpft und die Fahrradindustrie steht da nicht hintan. Treiber der Technologie ist derzeit das Segment der motorunterstützten Fahrräder, der Pedelecs oder E-Bikes, wie sie im Sprachgebrauch genannt werden.
Sherlock, Spybike oder Trojanerbike heißen Systeme, die nicht unähnlich zu denen sind, mit denen man sein Smartphone wiederfindet. Eine kleine Röhre wird dabei im Fahrrad verbaut und der Besitzer kann via App den Standort des Fahrrades ermitteln. So kann das Fahrrad zwar dennoch gestohlen werden. Aber die Chancen steigen, es wiederzufinden.
Wer sein Rad zunächst mal nur bequemer auf- und abschließen möchte, greift zu Rahmenschlössern, die sich via Bluetooth öffnen lassen. Diese Technologie nutzt auch ein neues Bügelschloss von Abus. Es besitzt keinen Schlüssel mehr, sondern lässt sich per App auf dem Smartphone öffnen. Das allein reicht aber noch nicht – es reagiert auch auf Bewegung. Ist der Eigner nicht in der Nähe stößt das Bügelschloss SmartX nach Rütteln Warnlaute aus – wird es massiv bearbeitet, erschallt gar ein Signalton mit 100 Dezibel.
Funknetz für Kleinteile
Die Industrie widmet sich dank Funktechnologie und kleinsten Motoren heute auch Komponenten, die man im ersten Moment nicht erwartet. Elektrische Schaltungen sind im Radsport zwar schon länger üblich. Aber die Funktechnologie hat erst seit einigen Jahren Einzug gehalten. Sie erspart den Herstellern die Verkabelung der Schaltteile und Bedienelemente. Das gibt es nun auch für Mountainbiker und in ihrer jüngsten Auflage lassen sich die einzelnen Schalter je nach Vorlieben des Fahrers per App programmieren.
Was auf den ersten Blick wie ein kurioser Gimmick klingt, ist für ambitionierte Fahrer, die sich in unwegsames Gelände und vor allem steile Abfahrten in der Natur begeben, durchaus reizvoll: Eine Sattelstütze, deren Höhe sich per Knopfdruck am Lenker binnen Sekunden hoch- und runterbewegen lässt. Der Fahrer kann so den Sattel rasch herabsenken, um sich bei derlei Fahrmanövern nicht zu gefährden. Das gilt auch für Rucksäcke, die spezielle Fächer haben, in denen ein Ersatzakku fest und sicher auch bei holpriger Fahrt mitgeführt werden kann.
Der E-Biker steht derzeit zweifelsfrei im Mittelpunkt der Fahrradindustrie. Autozulieferer wie Contitech, Bosch oder auch Brose liefern Technik von Sensoren bis Motoren, die den Fahrradherstellern inzwischen zahlreiche Varianten bieten. Vom Rennrad über sehr geländegängige Mountainbikes und Radreiseräder bis zum Alltagsrad ist für die verschiedensten Anforderungen etwas dabei.
Die Entwicklungen gehen dabei auch in die Details – spezielle Gummimischungen und Pannenschutz zum Preis eines schlechteren Rollwiderstands sollen den Bedürfnissen von E-Bikern entgegenkommen, die die erhöhte benötigte Energie gar nicht spüren, aber im Ernstfall mit einem Platten die größeren Probleme hätten.
Selbst Falträder, die besonders bei ICE-Pendlern beliebt sind, lassen sich inzwischen mit Motor antreiben. Der britische Hersteller Brompton verbaut dafür den Motor in das Vorderrad, der Akku lässt sich in einer Tasche vorne am Gepäckträger einhaken.
Die Vernetzung von Informationen wie getretene Wattzahl, die spezielle Pedale messen, und einer automatischen Schaltung erlauben in Zukunft zum Beispiel auch, dass der Fahrer eingibt, wie stark er treten möchte und die Schaltung wählt dafür immer den richtigen Gang.
Noch ist Luft für Ideen im vernetzten Fahrradbau. Nur mit zwei Sachen tut sich die Branche noch schwer – Bremsen bleiben bis auf weiteres Bauteile mit Kabeln zwischen Steuerung und Bremskörper. Und das Segment der Kinder- und Jugendräder mit E-Antrieb ist zumindest in Deutschland noch klein bis kaum sichtbar. Ob das auf lange Sicht so bleiben wird, ist ungewiss. Sicher ist nur: Kinder wollen sicher kaum ihren Eltern schwitzend hinterherhecheln, wenn die vorne unangestrengt davongleiten.