Das im Universitätsarchiv verwahrte Foto zeigt Karl Jaspers am Rednerpult in der Aula der Alten Universität, vermutlich im Jahr 1947. Bild: Archiv

Der Todestag von Karl Jaspers (1883 bis 1969), einem der wichtigsten deutschsprachigen Philosophen des 20. Jahrhunderts und Wissenschaftler an der Ruperto Carola, jährt sich am 26. Februar zum 50. Mal. Aus diesem Anlass zeigt das Archiv der Universität Heidelberg eine Kabinettausstellung und nimmt mit einer Auswahl von Dokumenten Spuren aus seiner Heidelberger Zeit in den Blick. Die Ausstellungseröffnung findet am Donnerstag, 21. Februar 2019, statt und bildet den Auftakt für mehrere Veranstaltungen zum Karl-Jaspers-Gedenkjahr. Sie sind Teil der „UNESCO City of Literature“-Aktivitäten der Stadt Heidelberg.
Die Kabinettausstellung präsentiert Dokumente von und über Karl Jaspers, die im Universitätsarchiv verwahrt werden, unter anderem zu seiner Studienzeit und seiner Lehrtätigkeit an der Ruperto Carola, aber auch zu seiner Rehabilitierung nach dem Ende des Nationalsozialismus. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf seiner studentischen Hörerschaft, unter der sich zahlreiche berühmte Namen wie Hannah Arendt und Dolf Sternberger wiederfinden. Zur Eröffnung sprechen der Heidelberger Wissenschaftler Prof. Dr. Fletcher DuBois und die Geschichtsstudentin Natascha Hoffmann, die zusammen mit ihrem Kommilitonen Marc Bechtold die Ausstellung konzipiert und umgesetzt hat.

Die Eröffnungsveranstaltung am 21. Februar findet in den Räumen des Archivs, Akademiestraße 4-8, statt und beginnt um 18.30 Uhr. Die Ausstellung im Foyer ist vom 26. Februar an dienstags und mittwochs von 9 bis 18 Uhr sowie donnerstags von 9 bis 12.30 Uhr zu sehen.

Zu den weiteren Veranstaltungen des Gedenkjahres gehört eine wissenschaftliche Tagung, die im November am Universitätsarchiv stattfindet. Durchgeführt wird sie in Kooperation mit den Forschungsstellen der Karl-Jaspers-Gesamtausgabe an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Ebenfalls im November wird der Karl-Jaspers-Preis verliehen. Aus Anlass des 100. Geburtstages im Jahr 1983 von Universität und Stadt gestiftet, ist 2013 mit der Heidelberger Akademie ein dritter Preisstifter hinzugekommen. Der Preis wird für ein wissenschaftliches Werk von internationalem Rang verliehen, das von philosophischem Geist getragen ist. Bereits im Oktober ist eine schauspielerische Lesung aus dem Briefwechsel von Karl Jaspers und Hannah Arendt im Haus Cajeth geplant. Es lesen Mitglieder aus dem Ensemble des Theaters der Stadt Heidelberg.

Karl Jaspers lebte von 1906 bis 1948 in Heidelberg. Promoviert in Medizin, habilitiert für Psychologie, war er von 1922 an bis zu seiner Entlassung durch das NS-Regime 1937 Ordinarius für Philosophie an der Universität Heidelberg. Seine Frau Gertrud entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie und konnte nur dank der Ehe mit Jaspers trotz erheblicher Repressalien für beide überleben. Nach Kriegsende gehörte Karl Jaspers dem sogenannten Dreizehnerausschuss an, der den Neuaufbau der Universität organisierte. Er nahm seine wissenschaftliche Tätigkeit an der Ruperto Carola wieder auf, die ihm 1946 die Ehrensenatorenwürde verlieh. Auch aus Enttäuschung über die politische Entwicklung in der unmittelbaren Nachkriegszeit, in der keine ernsthafte Diskussion über die NS-Zeit stattfand, wechselte Jaspers 1948 an die Universität Basel und wurde 1967 Schweizer Staatsbürger.

In seiner wissenschaftlichen Arbeit als Psychologe und Psychiater beschäftigte sich Karl Jaspers zunehmend mit philosophischen Fragen. Mit seinen allgemeinverständlichen Schriften zur Philosophie, seinen kritischen Schriften zu politischen Fragen wie zur Demokratieentwicklung in Deutschland, zur Debatte um eine deutsche Wiedervereinigung und zur europäischen Einigung stieß er auf große öffentliche Resonanz. Seine über 30 veröffentlichten Werke liegen in mehr als 600 Übersetzungen vor. 1958 wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für seinen Beitrag zur Völkerverständigung ausgezeichnet. Karl Jaspers starb 1969 in Basel.

Im Jahr 2010 wurde an der Universität Heidelberg eine nach dem Wissenschaftler benannte Professur für philosophische Grundlagen der Psychiatrie eingerichtet; sie soll Brücken zwischen Philosophie, Psychiatrie und Neurowissenschaften schlagen. Das an der Universität angesiedelte Karl Jaspers Zentrum für Transkulturelle Forschung ist Sitz des Exzellenzclusters „Asien und Europa im globalen Kontext“.

Feb 2019 | Heidelberg, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Senioren, Wissenschaft | Kommentieren