Apple zieht aus der Kontroverse um eine App, die Facebook Zugriff auf die gesamten Aktivitäten auf einem Smartphone verschaffte, die Konsequenzen. Es ist nicht das erste Mal, dass Apple sich gezwungen sieht, der Datensammelwut des Social Networks einen Riegel vorzuschieben. Facebook nämlich hatte die App “Facebook Research” auf iPhones von „Studienteilnehmern“ platziert – an Apple vorbei. Denn: Unternehmen ist es zwar erlaubt, hauseigene Anwendungen auf Geräte von Mitarbeitern zu bringen. Die App  aber auf diesem Wege an externe Studienteilnehmer zu verteilen, sei allerdings ein Verstoß gegen die Regeln des Dienstes gewesen, betonte Apple – und entzog Facebook am Mittwoch die Zertifikate dafür.

Das hat konkrete Auswirkungen für das Social Network und seine Mitarbeiter: Seit der Abschaltung laufen unter anderem interne Test-Apps nicht mehr – etwa für künftige Versionen von Instagram oder des Facebook-Messengers. Das berichten unter anderem The Verge und der Finanzdienst Bloomberg. Betroffen ist wohl auch eine App, über die Facebook den Transport seiner Mitarbeiter organisiert. Derzeit sei man in Gesprächen mit Apple und versucht, die Apps wieder zum Laufen zu bringen, erklärte ein Sprecher des Social Networks gegenüber Techcrunch.

Facebook zahlt(e)  Schnüffelprämien an Jugendliche

Anlass zum Entzug der notwendigen Zertifikate war die Berichterstattung zur App “Facebook Research”. Mit den von ihr angeforderten Berechtigungen konnte Facebook unter anderem auf Unterhaltungen in Chat-Diensten, verschickte Fotos und Videos, Adressen besuchter Webseiten und auch Daten aus Ortungs-Anwendungen zugreifen, sagte IT-Sicherheitsexperte  Will Strafach nach einer Analyse der Anwendung gegenüber TechCrunch.
Unklar blieb zunächst, an welchen Informationen Facebook tatsächlich interessiert war.
Nutzer der App im Alter zwischen 13 und 35 Jahren hätten für die Teilnahme bis zu 20 Dollar im Monat bekommen, hieß es.

Facebook betonte, die Nutzer seien über die Datensammlung informiert worden – und bei Minderjährigen sei auch die Bestätigung der Eltern eingefordert worden. Zugleich kündigte das Online-Netzwerk an, die seit 2016 eingesetzte App zur Erforschung von Online-Gewohnheiten einzustellen.

Facebook ist daran interessiert, frühzeitig Trends im Verhalten der Nutzer zu erkennen, um seine Dienste daran anzupassen. Der Erwerb des VPN-Service war für Facebook wohl von großer strategischer Bedeutung. Laut dem WSJ bekam Facebook auf diese Weise Einsicht in den massiven Erfolg von WhatsApp. Der war damals beispielsweise auf 99 Prozent aller Android-Smartphones in Spanien installiert. 2014 kaufte Facebook den bis dato unabhängigen Messenger für 19 Milliarden Dollar. Seit 2014 ist die Zahl der monatlich aktiven Nutzer von rund 500 Millionen weltweit auf 1,5 Milliarden (Stand: 2018) angewachsen. Aktuell plant Facebook, den grünen Messenger mit der Konzerntochter Instagram und dem hauseigenen Facebook Messenger zusammenzulegen.

 Nicht Facebooks erste Schnüffel-App

Es ist nicht das erste Mal, dass Apple sich gezwungen sieht, eine Facebook-App zu löschen. Bereits im August 2018 entfernte der iPhone-Konzern das Programm “Onavo” aus seinem App Store. Mit der VPN-App ließ sich die Internetnutzung auf den Apple-Devices eigentlich anonymisieren. Facebook hatte den Dienst 2013 übernommen, bereits 2017 war nach Recherchen des Wall Street Journals hinlänglich bekannt, dass die App Nutzungsdaten an Facebook weitergibt.

Apple erlaubt Apps nur, „Dienstleistungen oder Funktion zu erbringen, die direkt für die Nutzung der Anwendung relevant sind, oder um Werbung zu betreiben.“ Apple hatte diese Richtlinien Ende Juli 2018 aktualisiert und konkretisiert – mit der „ausdrücklichen“ Klarstellung, dass Apps keine Informationen anderer Apps zu Analyse- oder Werbezwecken sammeln dürfen. Genau das scheint nun aber erneut passiert zu sein.

“Facebook Research” läuft weiterhin auf Android-Geräten. Apple fährt seit geraumer Zeit eine Privacy-Kampagne, in der man für den Datenschutz auf Apple-Geräten und bei Apple-Diensten wirbt.

Jan. 2019 | Allgemein, In vino veritas, InfoTicker aktuell | Kommentieren