Bittere Wahrheiten: Der „Spiegel“ stellt (Links unten) 23 Seiten des neuen Hefts frei ins Netz – und widmet sich – mea culpa – ausführlich und durchaus selbstkritisch dem Fall (Bild) Relotius. Wer – das meinen wir zur Sache – sich als Journalist heute hinstellt und meint: „Das hätte mir nicht passieren können, diesen Claas Relotius nicht enttarnt zu haben und solche Märchen ins Blatt zu nehmen“, geht an der Realität vorbei. Die sieht beim Spiegel so aus, dass Dokumentare alle Beiträge akribisch überprüfen; wenn nun also Susanne Beyer und Dirk Kurbjuweit in der Spiegelrubrik „Hausmitteilung“ schreiben, „der Spiegel muß sich überlegen, wie er Recherchen noch genauer kontrollieren könne“, dann muß gefragt werden dürfen, wie das denn gehen soll? Noch genauer, als das bereits getan wird, gehts ja nun wirklich nicht! Fakten überprüfen, ja. Wenn es dann aber wer, wie – zum Beispiel – Relotius darauf anlegt, Fakten und sogar Personen frei zu erfinden – zumal, alles gut dokumentiert als Betrüger zu fälschen, Mailadressen und so weiter eigens anlegt, um die Spiegel-Dokumentare hinters Licht zu führen, dann wird dagegen auch künftig kein Kraut gewachsen sein können. Schließlich – wie Clemens Hoeges weitere Details dieses Relotius-Krimis schildert, hat der (mit Journalistenpreisen nachgerade überhäufte) Romancier demnach unter anderem sogar Facebook-Profile getürkt, um sich zu entlasten.
Lesen Sie bitte nachfolgend die Spiegel-Sonderseiten – und Links auf alle seine Beiträge:
Claas Relotius hat Dutzende Artikel im SPIEGEL und bei SPIEGEL ONLINE veröffentlicht.
Hier finden Sie eine vom Verlag freigeschaltete Liste aller seiner digital verfügbaren Texte
aus den Jahren 2018 und 2017 – inklusive der Texte, bei denen er als Co-Autor auftrat.
Hinweis: Die SPIEGEL-Artikel in dieser Liste wurden am Donnerstag, 20. 12. 2018 freigeschaltet,
sie sind auch ohne kostenpflichtiges Abonnement lesbar. Was Claas Relotius da nicht nur im Spiegel
schreibt und beschreibt, ist, wie alles hätte gewesen sein können. Und das, das hat er
trotz alledem – à la bonne heure – recht gut gemacht.
Vielleicht hätte ja das „zu gut“ – vielleicht auch hätte das allzusehr detailverliebte in seinen Beiträgen auffallen müssen. Das aber läßt sich hernach leicht sagen und schreiben.
Lesen Sie selbst:
2018:
Klimawandel-Szenarien: London, Paris und Polen sind untergegangen
Bürgerwehr gegen Flüchtlinge: Jaegers Grenze
Die letzte Überlebende der „Weißen Rose“ im Interview: „Wir hatten keine Ahnung, wie allein wir waren“
Legendäre Drogen-Spürnase: Warum Schäferhündin Sombra jetzt Personenschutz bekommt
Rassismus: Deutsch auf Bewährung
Rekonstruktion der Irrfahrt von Rettungschiff „Lifeline“: Der Kapitän weint Wie ein Amerikaner drei Tierattacken überlebte: „Das Ding, was da knackte, war mein Schädel“
„Bei Gott, ich hätte das nie schreiben dürfen“: Der Junge, mit dem der Syrienkrieg begann
17 Jahre später: Der schlimmste Hotelgast aller Zeiten sagt endlich „Sorry“
Schicksal: Warum ein Gericht einen lebendigen Mann für tot erklärte Todesstrafe: Die letzte Zeugin
Verzweiflungstat: Sohn, wo bist du?
2017:
Eine Meldung und ihre Geschichte: Letzte Ruhe
Verbrechen: Die unglaubliche Geschichte des Bombenanschlags auf Borussia Dortmund Massachusetts: Wie ein ganz normales Mädchen ihren Freund zum Suizid drängte
Diskriminierung: Touchdown Momentaufnahmen: „Deutsche Erde, Vaterland“
Er war Klempner und liebte Baseball: Letzte Ehre – ab ins Stadionklo Familie Muati in Hamburg: Sie möchten deutscher sein als viele Deutsche
Zwillingsschicksal: Wie schön es ist, zu zweit zu sein
Eine Staatsaffäre: Die deutsche FBI-Frau, die einen IS-Kämpfer heiratete Weltanschauungen: In einer kleinen Stadt
Hier finden Sie die vom Verlag freigegebenen
Artikel der Jahre 2011-16 von Claas Relotius:
Nach der Wahl: Wütender weißer Mann
Eine Meldung und ihre Geschichte: Versagt
Tod im Kühllaster – Rekonstruktion der Flüchtlingskatastrophe: 71 Menschen, plötzlich alle tot
Eine Meldung und ihre Geschichte: Enricos großer Tag
Eine Meldung und ihre Geschichte: Hi, Rahim, wie geht`s?
Eine Meldung und ihre Geschichte: Wo ist Debesay?
Eine Meldung und ihre Geschichte: Ruhig Blut, Bruder
2015:
Eine Meldung und ihre Geschichte: Hanswurst
Eine Meldung und ihre Geschichte: Der Geschmack von Keksen
Eine Meldung und ihre Geschichte: Blindgänger
Eine Meldung und ihre Geschichte: Verlust
Eine Meldung und ihre Geschichte: Liebesbeweis
Bürgersinn: Weltklasse mit Herz
Ein Foto und seine Geschichte: Der Mann in der Menge
Hoffnung: Mathys großer Schlaf
Eine Meldung und ihre Geschichte: Auge um Auge
Eine Meldung und ihre Geschichte: Pizza Francescana
Eine Meldung und ihre Geschichte: Rinderwahn
Eine Meldung und ihre Geschichte: Die letzte Passage
Eine Meldung und ihre Geschichte: Zeit ist Geld
2014:
Verbrechen: Stadt ohne Gewissen
Ein Video und seine Geschichte: Das hässliche Entlein
Eine Meldung und ihre Geschichte: Offener Vollzug
Alzheimerkranke in US-Gefängnis: Wenn Mörder zu Pflegern werden
Ein Tweet und seine Geschichte: 90 Zeichen Stuss
Eine Meldung und ihre Geschichte: Ins Mehl geboren
2013:
„Before Midnight“-Star Delpy: „Die Männer sind schuld“
2011:
Attraktivität im Beruf: „Schönheit zahlt sich buchstäblich aus“
Drogenkrieg in Mexiko: Wer bloggt, dem droht der Tod
Und, und ach ja und übrigens …
(aber, das ist nicht mehr aus dem Spiegel).
Da, auf youtube beschreibt Relotius seinen Kollegen
im Jahr des Herrn 2015, wie ordentlich recherchiert wird!