Abschied vom Dienst: Matthias Brandt als Hanns von Meuffels in Christian Petzolds „Polizeiruf“-Krimi „Tatorte“ (Bild: BR)

Am kommenden Sonntag nimmt mit der von Christian Petzold geschriebenen und inszenierten „Polizeiruf 110“-Episode „Tatorte“ der von Matthias Brandt verkörperte TV-Ermittler Hanns von Meuffels und damit einer der interessantesten Fernsehkommissare nach sieben Dienstjahren und 15 TV-Filmen seinen Abschied. Die Meuffels-Filme waren ein Autoren- und Regie-Format, eingekauft wurden große Namen wie unter anderem Dominik Graf, Hermine Huntgeburth, Leander Haußmann, Jan Bonny, Hendrik Handloegten und eben Christian Petzold.  Sowohl die Autoren wie auch Regisseure und Brandt selbst konnten sich kreativ austoben wie ein Zehner auf dem Fußballplatz. „Die Idee“ – so Brandt – „war, eine Figur sich entwickeln zu lassen, durch die Situationen, die sie erlebt, und nicht durch Vorgaben. So was ist eigentlich nicht mehr vorgesehen in der deutschen Fernsehkrimilandschaft.“ Wohl wahr – wer nämlich könnte stiller in das Schwarz der Seele eintauchen als er.
In seinem letzten „Polizeiruf 110“ läßt uns Matthias Brandt seinen würdigen Abschied miterleben: nuancenreich gespielt, feinsinnig inszeniert, mit anrührenden und komischen Momenten durchschossen … Bei alledem bleibt aber auch Raum für Schweigen. Mehr als Dialoge sprechen hier ohnehin Blicke, Bilder und Klänge vom Innenleben der Figuren. Und das ist denn auch die Rettung für einen seelischen Einsiedler wie Meuffels: Dass er still Tatorte lesen kann, sogar die nur für ihn konstruierten. Und so einen Menschen findet, mit dem er sich ohne Worte versteht. Jeder noch so banal erscheinende Sprechakt öffnet hier einen doppelten Boden; jede eingeübte, aus anderen Krimis bekannte Rhetorik wird lustvoll gebrochen.
Dieser  letzte Brandt´sche  „Polizeiruf 110“-Episode „Tatorte“  über letzte Ermittlungen, lange Autofahrten und unendliche Sehnsucht ist Krimikunst in Vollendung.

Dez. 2018 | Allgemein, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Senioren, Zeitgeschehen | Kommentieren