Noch nicht gehängt, wirft sich „Der hungrige Löwe“ – in der „Schirn“ – auf die Antilope“ (Henri Rousseau)

Hierzulande ist – was Wunder – die Welt geordnet und in Ordnung: akurat jägerzaunig  eingerahmte Parzellen als Vorgarten; gehen wir ausnahmsweise mal in den Wald, tun wir das auf ausgeschilderten Wanderwegen, der Zivilisation zu entkommen würde uns nicht nur nicht mal im Traum einfallen und nicht mal dann gelingen, wenn wir das wollten. Unser Land ist ein Land, dem es an Wildnis mangelt. Das erschwert nicht nur seine Position bei internationalen Verhandlungen zum Schutz der Biodiversität. Der Schwerpunkt des Naturschutzes liegt hierzulande deutlich bei der Erhaltung der traditionellen Kulturlandschaft.

Für einen Großteil der Naturschutzflächen gibt es Pflege- und Entwicklungspläne. Diese stehen teilweise der Entwicklung sekundärer Wildnis entgegen. Um das Wildnis-Ziel der – es gibt eine solche – Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt von 2 % bis 2020 zu erreichen, wird daher vorgeschlagen, in Gebieten des „Nationalen Naturerbes“ die Erhaltungsziele gemäß den europäischen Natura-2000-Richtlinien und das damit verbundene Management weitgehend auszusetzen. Können wir mit dem Wort Wildnis überhaupt noch etwas anfangen?

In unserer technisch optimierten Welt jedenfalls gibt es sie schon lange nicht mehr. Anderswo vielleicht doch noch, aber wenn, wie sieht Wildnis dann dort aus, wer lebt dort und wie?
All diese Fragen beantwortet die „Schirn Kunsthalle Frankfurt“ mit einer faszinierende Ausstellung mit mehr als hundert Kunstwerken. Schön und gut, mögen Sie jetzt sagen, aber was bringt mir das, wenn ich in Neckargemünd, Balduinstein, im Hunsrück oder in Heidelberg wohne? Lassen Sie es sich von der Rundschau sagen: Egal, wo Sie uns jetzt gerade lesen, nehmen Sie sich bitte hier und jetzt vier Minuten Zeit und streunen Sie mit uns in der Frankfurter „Schirn“ durch eine faszinierende Wildnis.

Nov. 2018 | Allgemein, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Senioren | Kommentieren