Heidi Saul: HyperFocal: 0

Für ihre Goldschmiedearbeiten verwendet Heidi Saul sogenannte „objets trouvés“, vorgefundene Gebrauchsgegenstände aus der Vergangenheit, die inzwischen sowohl einen antiquarischen als auch einen ästhetischen Wert besitzen. „Nicht erfinden, sondern finden“ lautet ihr künstlerisches Credo. Zu ihren unverwechselbaren Markenzeichen gehören u.a. historische Bakelit-Lichtschalter , die als Kettenverschluss neue Verwendung finden. Porzellangloben aus Puppenstuben, Glasautomobile en miniature, die in den 1920er Jahren als Geschenkbeilage für Kathreinerkaffee dienten sowie Uhrenzeiger und Kompasse bieten optische Überraschungen.  Rücklichter aus Rubinglas und Schreibmaschinentastaturen entfalten als in Gold oder Silber gefasste Anhänger und Ringe ihren individuellen Charme.

Beuys begann 1965 mit der Herstellung von Multiples. Statt kleiner Drucksachen oder Kisten mit einfachen vorgefertigten Gegenständen bevorzugte Beuys Werke mit skulpturalem Charakter. Dafür kombinierte er Vorgefundenes mit Handgemachtem, wodurch sich seine Arbeiten deutlich von den Fluxus-Multiples unterschieden, die auf den Charakter des Handgemachten gerade verzichteten. Auch bei späteren Multiples bleibt seine persönliche Handschrift durch die Signatur, durch handschriftliche Texte oder Stempel, die von Hand aufgebracht wurden, immer spürbar. Seine Vision einer demokratischen Kunst. Vor diesem Hintergrund verstand er Multiples als „Vehikel“, die möglichst vielen Menschen einen Zugang zu seiner Kunst ermöglichen und zugleich seine Ideen verbreiten sollten. Als er um 1970 damit begann, seine gesellschaftspolitischen Aktivitäten auszubauen, wurden die Multiples zu idealen Vermittlern seiner Vorstellungen.

Beuys: Wirtschaftswert Apollo,1977

Mitte der 1970er Jahre beschäftigte sich Beuys mit mehreren Projekten, in deren Zentrum eine Untersuchung zum Thema Wirtschaftswerte stand. Dinge des täglichen Bedarfs wurden durch Titel und Signatur zu Kunst erklärt. Bekannt wurde vor allem die gleichnamige Installation von 1980, die typische, abgepackte Lebensmittel aus der DDR auf einfachen Eisenregalen präsentierte. Die karg bestückten und spärlich beleuchteten Regale fungierten als Gegenbild zu dem Überangebot westlicher Supermärkte und kritisierten die in der Wegwerfgesellschaft anzutreffende Missachtung gegenüber lebensnotwendigen Ressourcen, zu denen Beuys im übertragenen Sinne auch die menschliche Kreativität zählt.
Beuys lenkt hier den Blick auf die lebenserhaltenden und heilenden Eigenschaften der Nahrungsmittel, um in Zeiten sinnloser Verschwendung für einen bewussteren Umgang mit diesen wertvollen Ressourcen zu sensibilisieren. Er fordert also das aktive Mitdenken, was in der Postkarte deutlich wird, die dem Multiple Wirtschaftswert APOLLO beigegeben war. Darauf heißt es kurz und knapp: „wer nicht denken will fliegt raus (sich selbst)“

Galerie Staeck, Krämergasse 12
69117  Heidelberg – Altstadt
Samstag, 24. November bis  Sonntag, 9. Dezember 2018
Öffnungszeiten  täglich 14.00 Uhr bis 21.00 Uhr

Nov. 2018 | Heidelberg, Allgemein, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Senioren, Metropolregion Rhein-Neckar | Kommentieren