Des umtriebigen Direktors des Deutsch-Amerikanischen Instituts (DAI) Jakob J. Köllhofers Idee wird Wirklichkeit: Heidelberg bekommt sein Begeisterhaus, denn der Freundeskreis des DAI Heidelberg e. V. hat im „Heidelberg Innovation Park“ auf dem Areal der ehemaligen Patton Barracks dafür ein Gebäude erworben, das nun mit umfassenden Umbaumaßnahmen zur großen modernen Werkstatt und Begegnungsstätte für alle Heidelberger Bürger (pardon, ich habe das „*In“ – wie hier üblich rausgekickt), jeder Nationalität und natürlich auch jeden Geschlechts und Herkunft wird. Die Entwicklung des Begeisterhauses ist ein kollaborativer Prozess und ein einzigartiges Experiment, an dem alle Interessierten teilnehmen können. Diese offene Entwicklung versteht sich als zeitgemäßes Weiterdenken der Mission des DAIs, welches seit seiner Gründung vor über 70 Jahren für die aktive Förderung von Demokratie, interkultureller Begegnung und breiten Wissensvermittlung steht. Das Begeisterhaus führt diese lebendige Tradition weiter und schafft einen Ort, an dem die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nachhaltig und von einer breiten Öffentlichkeit bearbeitet werden können. Räume und Menschen bilden zusammen einen Nährboden für die Arbeit an unserer Zukunft, die Vermittlung technischer Souveränität und die Förderung individueller Selbstentfaltung. Im Begeisterhaus treffen Jugendliche, PädagogInnen, HackerInnen, MacherInnen, KünstlerInnen, UnternehmerInnen, zivilgesellschaftlich Engagierte und PolitikerInnen jeder Nationalität und Herkunft aufeinander, um Antworten auf die wichtigen Fragen der Gegenwart zu entwickeln. Das Begeisterhaus steht allen offen, macht Wissen allen zugänglich und lässt alle Freiheit und Kreativität erleben.

Begeisterhaus als Freiraum für Kreativität und freies Denken

Hier werde –  so Jasper Schmidt, Projektleiter und zukünftiger Intendant des Begeisterhauses – „Platz geschaffen für neue Lebensentwürfe, lebenslanges Lernen und soziale Innovation. Das heißt für uns und unser Netzwerk, die konkreten Herausforderungen unserer Zeit anzugehen und Kompetenzen zu stärken, die uns befähigen, eine soziale Zukunft und offene Gesellschaft neu zu denken”.

Die Idee hatte Jakob J. Köllhofer, Direktor des DAI, bereits vor Jahren: „Nach vielen erfolgreichen Tests der Idee mit Projekten wie dem Makerspace, dem dort entstandenen mobilen Veranstaltungsort ‘Raumfänger’, unserer Schreibwerkstatt und dem Youth Think Tank freuen wir uns sehr, unsere Vision für eine offene Bildungseinrichtung der Zukunft nun endlich verwirklichen zu können. Jetzt geht es ins Volle, das Begeisterhaus. Das alles ist nur möglich durch das Engagement der ca. 5.000 Mitglieder unseres Freundeskreises.”

„Woher auch immer sie kommen und welche Sprache auch immer sie sprechen –

soll hier ein Ort zur Verfügung gestellt werden, „an dem Alle aktiv unsere Zukunft mitgestalten und sich frei von kommerziellem Druck entwickeln können“, ergänzt Peta Becker von Rose, 1. Vorsitzende des Freundeskreises des DAI Heidelberg e. V.

Der Kaufvertrag war zwar bereits am 6. November unterzeichnet worden, öffentlich machen aber wollten Köllhofer und Becker von Rose den Erwerb des Hauses jedoch erst, nachdem die politischen Vertreter Heidelbergs, die das Kulturhaus unterstützen, in der vergangenen Woche darüber informiert werden konnten.

Das Begeisterhaus entsteht in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude der US-Armee, dem sogenannten „Clock Tower“, das bis vor wenigen Jahren noch voll genutzt wurde, auf einem rund 1.800 qm großen Grundstück. Innerhalb des Gebäudes stehen ca. 1.200 qm Nutzfläche zur Verfügung. Als erstes soll im Frühsommer 2019 das Herzstück des Hauses einziehen, der DAI-Makerspace. Dieser wurde 2015 im Zuge der Modernisierung der DAI-Bibliothek gegründet, weg vom stillen Leseraum hin zum Ort der Begegnungen und des Machens.

Dem Makerspace sollen weitere Arbeits- und Begegnungsräume folgen, in denen unterschiedliche Nutzergruppen gemeinschaftlich genutzte Infrastrukturen zur Verfügung gestellt bekommen: Geplant sind der „Learningspace” als offenes Klassenzimmer, der „Projectspace” als kollaborativer Arbeitsraum für Ideenprozesse, Bottom-up Stadtentwicklung und Workshops, der „Social- und Eventspace” als zentraler Treffpunkt und Veranstaltungsraum, der „Artspace” als Atelier, Studio und Ausstellungsraum, der „Greenspace” als Gemeinschaftsgarten sowie der „Virtualspace” als digitale Arbeits- und Wissensplattform.

Der Stadt Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner zeigt sich begeistert:

„Mit dieser innovativen Entwicklung der HIP wird ein Ideenquartier für das digitale Zeitalter auf den Weg gebracht– und dazu gehören natürlich auch neue und innovative Arbeitsmethoden“. Das Begeisterhaus passe genau in diese Kategorie. Gemeinsam – so der OB weiter – könne man hier Dinge ausprobieren, neueste Technik und Geräte nutzen und voneinander lernen – „eine derartige Werkstatt-Atmosphäre ist der ideale Nährboden für Kreativität und praktische Lösungen. Es freut mich daher sehr, dass sich Jakob Köllhofer und sein Team nun entschlossen haben, dieses Erfolgsrezept im großen Maßstab auf den HIP zu bringen.”

Verkäufer des Grundstücks ist die Entwicklungsgesellschaft Patton Barracks, die von der Stadt Heidelberg und der Sparkasse getragen wird. „Wir freuen uns auf das Begeisterhaus. Das Konzept passt hervorragend zu dem Leitgedanken des ‚HIP – work connected‘“, so Georg Breithecker, Geschäftsführer der S-Immobilien Heidelberg GmbH.

Wann der Umbau genau startet, hängt noch von einigen ausstehenden Genehmigungen ab. In Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Architekturbüro Schnorr und Pfeifer wird das Gebäude in den Rohbauzustand zurückversetzt, Sanitäranlagen und Elektrik werden komplett erneuert. Bereits der Umbau selbst wird ein gemeinschaftlicher Prozess, an dem sich alle Interessierten beteiligen können, angefangen beim Wände-Einreißen.

Im Rahmen einer langfristigen Kooperation maßgeblich wird das Begeisterhaus
auch von der Hopp Foundation for Computer Literacy & Informatics
– in der Aufbauphase zunächst mit einer Summe von 250.000 Euro

„Das Begeisterhaus definiert mit seinem ganzheitlichen Raumkonzept die Bildung der Zukunft. Dabei hat uns als Förderer von IT- und Medienkompetenz der Fokus auf Selbsterfahrung und Selbermachen mit modernen Medien und Technik sowie die Vermittlung von Zukunftskompetenzen wie kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation und Teamwork direkt überzeugt. Hier stehen die Beteiligten – die Menschen und deren Wertschätzung – im Mittelpunkt.
Wir als Hopp Foundation teilen diese Werte und freuen uns auf eine langfristige Zusammenarbeit mit dem Begeisterhaus”, so Geschäftsführerin Gepa Häusslein.

Weitere Informationen über das DAI Heidelberg finden Sie auf www.dai-heidelberg.de.

Nov. 2018 | Heidelberg, Allgemein, Feuilleton, Junge Rundschau, Politik, Senioren, Metropolregion Rhein-Neckar | Kommentieren