land verboten gewesen ist«. Schoeps, der als Jude ins schwedische Exil flüchten musste, traf auch hier den Nerv der Zeit. Nach zwölf Jahren nationalsozialistischer Tyrannei verspürte er einen enormen Nachholbedarf in der wissenschaftlichen und akademischen Sphäre, die nur schrittweise »demokratisiert« und »liberalisiert« werden konnte. Flucht, Exil, Nationalismus, Versöhnung – auch das sind Themen, die uns heute keineswegs fremd sein sollten.Schoeps war ein Brückenbauer seiner Zeit, dem es mit seiner deutsch- und englischsprachigen Zeitschrift gelang, einen fachübergreifenden und
internationalen Austausch in Religions-, Geistes-, Geschichts- und Kulturwissenschaften zu schaffen. Eine
Zeitschrift, die offen für Theologen, Religionswissenschaftler und Historiker, aber auch für alle »wissenschaftlich Interessierten« war und ist. Seit 70 Jahren publizieren nun junge und erfahrene Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse in der ZRGG – entweder als Aufsatz oder als Miszelle. Auch dies war ein Ziel der beiden Begründer: dem wissenschaftlichem Nachwuchs eine Chance geben, mit »der Zeit gehen«, aber stets das eigene »unverwechselbare Profil« (Joachim H. Knoll) aufrechterhalten.Im Laufe der Jahre hat die Zeitschrift bereits einige Orts- und Verlagswechsel stoisch überstanden: Die ZRGG, die heute im angesehenen niederländischen Wissenschaftsverlag Brill erscheint, wurde bis 1951 im Elwert-Gräfe und Unzer-Verlag in Marburg veröffentlicht. Ihre Reise von Erlangen nach Potsdam ins Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien schadete der Zeitschrift ebenso wenig, wie die verschiedenen Herausgeber- und Redaktionswechsel. Geschäftsführender Herausgeber ist seit 1980 Julius H. Schoeps.
Auch hat sich an der Geduld der Autoren nicht viel geändert, die sehr wohl wissen, dass der Weg zur Veröffentlichung ihres wissenschaftlichen Beitrags lang sein kann und mehrere Arbeitsschritte erfordert: Einer von ihnen ist das vor einigen Jahren eingeführte Peer-Review-Verfahren. In Betracht gezogen werden dafür externe Gutachter – Experten ihres Faches. Bei diesem Verfahren handelt es sich nicht, wie manchmal kritisiert, um einen pseudo-objektiven Modetrend, sondern um die Wahrung der Qualität der wissenschaftlichen Vierteljahreszeitschrift. Darüber hinaus erscheinen in der Fachzeitschrift mehrere Buchbesprechungen, in denen nur aktuelle wissenschaftliche Veröffentlichungen bewertet werden.
Mindestens einmal im Jahr wird ein Schwerpunkthema behandelt: »Reformation«, »Bildungsgeschichte«, »Jüdische Identitäten«, »Messianismus«, »Wilhelm von Humboldt« und der »Genozid an den Armeniern« sind nur einige Themen, die in den letzten Jahren behandelt wurden.
Im diesjährigen Jubiläumsheft zum 70. Geburtstag der Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte widmen sich die Autoren den verschiedenen Herausforderungen der Digitalisierung und zwar von Objekten der deutsch-jüdischen Immigration in Lateinamerika (Elke-Vera Kotowski) sowie
in Bibliotheken (Barbara Schneider-Kempf/Martin Hollender), in der »Judaica Frankfurt« (Rachel Heuberger) und in der Musiklandschaft (Philipp Ahner).
Ende des Jahres plant das Moses Mendelssohn Zentrum im eigenen Hause eine Jubiläumsveranstaltung
zum 70. Jahrestag.