Die traurigen Zahlen sprechen für sich: Jeder 18. Flüchtling ist nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR zwischen Januar und Juli 2018 auf der zentralen Mittelmeerroute ums Leben gekommen oder wird vermisst. Im Jahr 2018 sind bislang im Mittelmeer insgesamt mindestens 1.540 Personen verstorben oder verschollen, die Dunkelziffer dürfte diese Zahl noch deutlich erhöhen. Die Kapazitäten zur Rettung sind da: Europäische NGOs, darunter auch viele deutsche wie „Sea-Watch“ und „Sea-Eye“, harren im Mittelmeer aus, um endlich wieder ihren Rettungsaktivitäten nachgehen zu können. Dies wird verhindert von Politikern aus Italien, Malta, Deutschland und weiteren EU-Staaten. Bilder: Daniel Kubinski
Für einige stellt dies ein Druckmittel dar, um eine andere Verteilung von ankommenden Geflüchteten in die EU-Ländern zu erpressen, für andere dient es der persönlichen politischen Profilierung zur Anbiederung an rechte Kräfte. Dieser Politik, die für geflüchtete Menschen nicht selten mit dem Tod im Meer endet, stellen sich die Organisatorinnen und Organisatoren entschieden entgegen.
Die Initiative „Seebrücke-Schafft sichere Häfen!“ entstand
spontan als Reaktion auf die Restriktionen gegen die Seenotretter in jüngerer Vergangenheit. Unter dem Dach der „Seebrücke Heidelberg“ haben sich viele lokale Vereine, Initiativen, Parteiorganisationen und engagierte Einzelpersonen zusammengefunden, darunter das „Diakonische Werk der Evangelischen Kirche Heidelberg“, der „Asylarbeitskreis Heidelberg“, die Geflüchteten-Initiative „Sweet Home“, das „Migration Hub“, die Initiative „QuickTurnEU“, „Die Linke Heidelberg“ und viele viele mehr.
Die ursprüngliche Idee zur Gründung eines Ablegers der Seebrücke in Heidelberg hatten Julia Breunig und Hannes Haas. Sie wollten nicht mehr mitansehen, wie Europa im Mittelmeer trotz vorhandener Rettungsmöglichkeiten tausende Menschen ertrinken lässt und die zivilen Seenotretter behindert und kriminalisiert. Es fanden sich schnell viele Unterstützer.
Das Bedürfnis, endlich selbst etwas gegen die Politik des Sterbenlassens zu unternehmen ist nach wie vor riesig. „Es ist höchste Zeit deutlich zu machen, dass die Mehrheit der europäischen Bevölkerung nicht hinter einer Politik der Abschottung steht!“, sagt Elisa Stowe, die für die paneuropäische Bewegung „DIEM 25“ an der Organisation der Demonstration der „Seebrücke Heidelberg“ beteiligt ist. „Wir zeigen Haltung gegen eine Politik von rechts, die das Sterben lassen toleriert und fordern alle Heidelberger auf, es uns gleichzutun.“
Die Demonstration startet am kommenden Samstag, den 15.09. um 14.00 Uhr
mit einer Auftaktkundgebung am Thermalbad in der Vangerowstraße
Gemeinsam bewegt sich der Demonstrationszug in die Altstadt
zum Universitätsplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfinden wird.
Hannes Haas, der selbst Aktivist bei „Sea-Watch“ ist und im Sommer 2017 im Mittelmeer an Rettungsaktivitäten beteiligt war, wird bei der Demonstration eine Rede halten. Er steht derzeit wieder bereit für einen Einsatz, weiß jedoch wegen der Behinderung der Seenotrettung nicht, ob er überhaupt wird in See stechen können.
Derweil geht das Sterben im Mittelmeer unvermindert weiter.
Es wird zu dieser Demonstration gebeten, zum Zeichen der Solidarität mit Geflüchteten und der Seenotrettung Kleidungsstücke, Fahnen, etc. in der Farbe Orange (Farbe der Rettungswesten) mitzubringen.