Über 20.000 Menschen demonstrieren bundesweit für Seenotrettung im Mittelmeer, Heidelberg (Bilder) war mit einigen hundert Demonstranten auch dabei. „Die Resonanz ist Wahnsinn!“, meinte Julia Breunig, eine der Heidelberger Initiatorinnen der Demonstration „Seebrücke – Schafft sichere Häfen“, die am Samstag bundesweit in mindestens 15 deutschen Städten stattfand. In nur fünf Tagen wurde die Heidelberger Demonstration auf die Beine gestellt, die Veranstalter zählten etwa 500 Teilnehmer.
„Dass sich die Nachricht von der Demonstration wie ein Lauffeuer verbreitete und viele Leute ihre längst gefassten Wochenendpläne aufgaben, um bei dem Protest dabei sein zu können, zeigt uns: Es ist für viele kaum auszuhalten, dass wir sehenden Auges Menschen im Mittelmeer ertrinken lassen, es macht wütend und ohnmächtig. Diese Gräuel öffentlich und gemeinsam mit vielen anderen zu benennen und dagegen zu protestieren war daher eine überfällige und sehr willkommene Gelegenheit“, erklärt Alexander Hummel vom Organisationsteam. „Es sind Leute aus Stuttgart und sogar Basel angereist, um an dieser Demonstration teilnehmen zu können.“
Aufgerufen zu diesem Protest hatte das Bündnis „Seebrücke – Schafft sichere Häfen“ gemeinsam mit Heidelberger und Mannheimer Organisationen, Initiativen und Einzelpersonen, darunter der Asylarbeitskreis Heidelberg, die Initiative QuickTurn EU und DIE LINKE Heidelberg.
Zum Auftakt der Veranstaltung wurden einige Reden am Universitätsplatz gehalten – die gleichzeitig stattfindenden „Afrikatage“ des Eine-Welt-Zentrums Heidelberg unterstützten die Aktion und stellten dafür großzügig ihre Bühne zur Verfügung. Besonders bewegte die Rede von Hannes Haas, der im vergangenen Jahr für einige Wochen als Koch auf der „Sea-Watch“ im Mittelmeer unterwegs war. Beim anschließenden Zug durch die Hauptstraße in Richtung Bismarckplatz blieben viele Passanten interessiert stehen, von einigen gab es auch Applaus.
„Seenotrettung ist kein Verbrechen“ und „Nationalismus raus aus den Köpfen“ waren zwei der Sprechgesänge, in die der ganze Demozug einstimmte.
Am Bismarckplatz angekommen gab es weitere Redebeiträge, unter anderem von der Bundestagsabgeordneten der Partei DIE LINKE Gökay Akbulut und dem Heidelberger Student und Aktivist Hassan Maarfi Poor, der einst aus dem Iran flüchtete. Außerdem wurde ein Grußwort von Aktivisten verschiedener Rettungs-NGOs verlesen, welches sie aus Malta an die Demonstranten geschickt hatten. Währenddessen legten sich einige Demonstanten unter goldenen Rettungsdecken auf den Boden, um die vielen Toten, die die europäische Politik im Mittelmeer bislang hervorgebracht hat, zu versinnbildlichen.
„Das war erst der Anfang!“, sind sich die Organisatoren sicher. Gleich in den nächsten Tagen wollen sie sich zusammensetzen, um die nächsten Aktionen zu planen. Darüber informieren wird die Facebookseite der „Seebrücke“ sowie die Facebook- und Internetseiten der beteiligten Organisationen.
„Solange Menschen im Mittelmeer unterlassener Hilfeleistung wegen ertrinken, so lange machen wir weiter.“
11.Jul.2018, 14:44
Der vollmundig als Masterplan Integration titulierte Maßnahmenkatalog des Bundesinnenministeriums ist ein Dokument der Abschottung und dient vor allem dem Ziel, die Integration von Geflüchteten nachhaltig zu blockieren. Minister Seehofer will offensichtlich nicht wahrhaben, dass viele Asylsuchende als Flüchtlinge anerkannt werden. Als Innenminister wäre es seine Aufgabe, endlich die Voraussetzungen für eine gelingende Integration zu schaffen und diese nicht systematisch zu blockieren.
Knapp die Hälfte der neuankommenden Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche. Anstatt ihre besondere Schutzbedürftigkeit ernst zu nehmen, will Minister Seehofer die Rechte von Flüchtlingen auf ein absolutes Minimum reduzieren. Insbesondere die geplante Einführung der sogenannten Anker-Zentren kommt einem Ausschluss der Betroffenen aus der Gesellschaft gleich. Das Konzept der Anker-Zentren widerspricht den Kinderrechten. Mit den Anker-Zentren wird geflüchteten Minderjährigen vermittelt, dass sie bei uns nicht willkommen sind. Dies ist der denkbar schlechteste Start für ein Leben in Deutschland überhaupt.
Angesichts der Tatsache, dass die Zahl der neueinreisenden Flüchtlinge seit 2015 in Deutschland und Europa deutlich gesunken ist, geht der Plan in eine völlig falsche Richtung. »Dem Innenministerium ist offenkundig nicht bewusst, dass viele Geflüchtete bereits in Deutschland sind. Statt Abschreckungsszenarien zu entwerfen, wäre es Aufgabe des Ministeriums, konkrete Integrationsarbeit zur Unterstützung der Menschen und der aufnehmenden Kommunen zu leisten.
Albert Recknagel, Vorstandssprecher von terre des hommes