… und dies sicher nicht nur der Heidelberger Romantik-, sondern wahrscheinlich eher der über eine Million Besucher wegen, die seit Jahren schon das Schloss Heidelberg heimgesucht haben:
„Besuche in Schlössern und Burgen und Ausflüge an geschichtsträchtige Orte gehören zu den Top-Freizeitbeschäftigungen der Deutschen“, erläuterte Michael Hörrmann bei einem Presse-Gespräch auf dem Heidelberger Schloss. Der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg arbeitet mit seiner Organisation an einer Öffnung der Monumente des Landes für mehr Menschen.
Dabei setzt die Verwaltung auf nachhaltige und umweltverträgliche Strategien für die Erschließung.
Kulturtourismus mit Wachstumspotential
„Es ist ein Glücksfall für uns, dass durch den allgemeinen Anstieg bei Urlaubern und Ausflüglern in Baden-Württemberg auch die kulturtouristische Attraktivität in den letzten Jahren kontinuierlich anwuchs. Deshalb können wir unseren Kernauftrag immer erfolgreicher erfüllen“, erläutert Michael Hörrmann. Über den positiven Kontakt und eine lebendige Vermittlung Interesse am kulturellen Erbe zu wecken und dadurch ein dauerhaftes Verständnis für die historischen Denkmäler zu erzeugen: Das gehört zu den Kernaufgaben, mit denen die Staatlichen Schlösser und Gärten betraut sind. Für den größten kulturtouristischen Anbieter im Land bedeutet daher jedes Mehr bei den Besuchern auch sowohl ein erhöhtes Vermittlungspotential wie auch differenzierte Angebote für alle.
Den unterschiedlichen Besuchergruppen das jeweils für ihr Zeitbudget, ihre Besuchsgewohnheiten, ihr Interesse und ihr Vorwissen passende Programm anbieten zu können – das sei die Zielrichtung der Staatlichen Schlösser und Gärten, so Michael Hörrmann. „Im Idealfall haben wir unseren Gast so angesprochen, dass er zufrieden und mit gewachsenem Interesse am kulturellen Erbe Baden-Württembergs das Monument wieder verlässt“. Und dies gilt umso mehr, als man in einigen Bereichen erst bei der Erschließung ist. So ist es eine der aktuellen Aufgaben der Staatlichen Schlösser und Gärten, die historischen Monumente für alle Menschen zu öffnen: Barrierefreiheit ist der technische Begriff für das Recht aller Menschen, am Kulturerbe teilhaben zu können.
„Bedeutung auch der Tagestouristen“ – Heidelberger lieben sie
Der Trend in Europa wie in Baden-Württemberg geht nach einer Studie von „Tourismus Marketing Baden-Württemberg“ zu immer kürzeren Aufenthaltszeiten. Man unternimmt häufiger Reisen, die einzelnen Touren werden dafür kürzer. Insbesondere Tagestouristen werden immer wichtiger für die Entwicklung des Tourismus. Allein in Baden-Württemberg ist ihre Zahl seit 2015 um rund 43 % auf 539 Mio. pro Jahr gestiegen. „Tagestouristen sind auch für die Staatlichen Schlösser und Gärten wesentlich, und zwar ebenso betrieblich wie auch für den Vermittlungserfolg“, erklärt Michael Hörrmann. Viele Tagesaufbesucher reisen als Gruppe: Die Statistik von Schloss Heidelberg weist für die Gruppenbuchungen Einnahmen von etwa zwei Millionen € aus. Eine Dreiviertelmillion davon stammt von Gästen, die aus Flusskreuzfahrten aufs Schloss kommen. Hörrmann tritt denn auch entschieden einer Stigmatisierung der Tagestouristen als unerwünschte Besuchergruppe entgegen. „Bei den Staatlichen Schlössern und Gärten freuen wir uns über alle Gäste, die Interesse am kulturellen Erbe zeigen, unabhängig davon, ob ihr Zeitbudget nur eine Stunde oder drei Tage umfasst“, erklärt Michael Hörrmann.
„Enormes wirtschaftliches Potential“
Die interessierten Tagesgäste stellen das Hauptkontingent in den historischen Monumenten. Sie sichern einen guten Teil der 390.000 Arbeitsplätze im baden-württembergischen Tourismus. Nach einer Untersuchung des Deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr e.V. an der Universität München aus dem Jahr 2013 gibt jeder dieser Tagestouristen dabei im Durchschnitt 31,30 € aus. Nach einer breit angelegten Umfrage der Staatlichen Schlösser und Gärten von 2016 hatten Schlossbesucher in Heidelberg sogar ein Tagesbudget von 50 €. Rund 40% der Gäste ergänzen ihren Schlossbesuch durch Einkäufe und Gastronomiebesuche: Das bedeutet erhebliche Beträge, die in den Wirtschaftskreislauf der Stadt fließen. – Für die Bilanz der Landeseinrichtung Staatliche Schlösser und Gärten seien die Einnahmen grundlegend: Die Anstalt öffentlichen Rechts habe einen Etat, der nur zur Hälfte aus Zuflüssen des Landes finanziert werde, 50 % würden durch Einnahmen gedeckt. „Und auch für eine erhebliche Zahl von Menschen in Heidelberg ist der Tagestourismus Existenzgrundlage: etwa die Schloss- und Stadtführer, die von diesen Gästen leben.“
„Mittelfristige Strategie muss alle Interessen berücksichtigen“
Ziel einer mittelfristigen Strategie könne es daher nicht sein, wesentliche Gruppen an interessierten Gästen nur widerstrebend zu empfangen, so der Schlösser-Geschäftsführer. „Es geht vielmehr darum, dem grundsätzlich begrüßenswerten Interesse aller Besuchergruppen am Heidelberger Schloss, an der Stadt und am kulturellen Erbe des Landes mit passenden Angeboten und zukunftsfähigen Lösungen zu antworten“. Für die Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sei es dabei von zentraler Bedeutung, dass die Interessen der Bürgerinnen und Bürger, die unter der Überfüllung der Altstadt leiden und der vielen Menschen, die sich auf einen erfüllenden Besuch in Heidelberg und seinem Schloss freuen, gleichermaßen berücksichtigt werden.
Nachhaltigkeit der Erschließung
Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit sind Vorgaben, die sämtliche Maßnahmen prägen sollen. „Deswegen sind wir besonders stolz darauf, dass es in Heidelberg gelungen ist, dass inzwischen 50 % der Gäste mit der Bergbahn kommen“, erklärt Michael Hörrmann. „Durch das Kombiticket mit der Bergbahn haben wir es geschafft, den Individualverkehr um fast die Hälfte zu reduzieren. Das ist ein großer Erfolg, der aus der engen Zusammenarbeit von Stadt Heidelberg, Bergbahn und uns entstanden ist.“
www.schloss-heidelberg.de
www.schloesser-und-gaerten.de
Heidelberger Roantik
Die Bezeichnung Heidelberger Romantik geht auf den Umstand zurück, dass sich etwa zwischen 1804 und 1809 mehrere der Romantik zuzurechnende Autoren in der Universitätsstadt Heidelberg aufhielten. Achim von Arnim und Clemens Brentano arbeiteten dort an ihrer Ausgabe von Des Knaben Wunderhorn und gaben die Zeitung für Einsiedler heraus. Gleichzeitig lehrte dort für einige Zeit Joseph Görres, der während seines Aufenthalts seine Schrift Die deutschen Volksbücher schrieb und seine Mythengeschichte der asiatischen Welt konzipierte. Als Altphilologe lehrte Friedrich Creuzer, der seine Arbeiten zur griechischen Mythologie in diesen Jahren publizierte. Als Studenten hielten sich die Brüder Joseph und Wilhelm von Eichendorff in Heidelberg auf, die sich Otto von Loeben anschlossen, aber mit Arnim und Brentano keine Kontakte unterhielten.
Auch der Tübinger Lyriker Friedrich Hölderlin verbrachte zu jener Zeit viele produktive Jahre in Heidelberg. Von ihm überliefert ist der Satz: „Du, der Vaterlandsstädte ländlichschönste so viel ich sah.“
Außerdem werden der Heidelberger Romantik noch einige Autoren zugerechnet, die sich zwar nicht in der Stadt aufhielten, aber in engem Kontakt zu den dort lebenden Schriftstellern standen, so die Brüder Grimm, Karoline von Günderrode und Bettina von Arnim. Kollektiv werden die Vorgenannten auch Heidelberger Kreis genannt.
Besondere Aufmerksamkeit erzielten die zahlreichen publizistischen Auseinandersetzungen mit Autoren älterer Generationen (vor allem Johann Heinrich Voß), die gegen die romantischen Autoren an den Maßstäben des Klassizismus festhielten.