Da haben sich nochmal einige der Wegbegleiter des Kirchenmusikdirektors Peter Schumann zusammengefunden, ihm an seinem 85. Geburtstages einen musikalisch-bunten Strauß im Rahmen eines Festkonzerts zu binden.
Nach einer schmissigen Entrada des Posaunenchors Heiliggeist unter der Leitung von Dr. Christian Jungbluth und einem Grußwort von Pfarrer Dr. Vicenzo Petracca gab es eine Menge musikalischer Perlen auf die Ohren:
Antonio Vivaldis Konzert für Piccolo-Flöte und Orchester. Felix Mendelssohn Bartholdy: Variationes concertantes. Eginhard Teichmann: Tango Castillo baja, das Doppelkonzert für Violine und Oboe, sowie die Ciaconne d-moll für Violine Solo von Johann Sebastian Bach und, und und …
Und, natürlich, durften die Pifferari di Santo Spirito mit einer „Happybirthdayjodelwalzerparaphrase“ nicht fehlen, an der – was Wunder – Peter Schumann dann noch hochselben in fröhlicher Mittäterschaft Anteil nahm.
Moderiert wurde der Abend von Bruno Dumbecck, die Festrede von Dr. Harald Pfeiffer möchten wir Ihnen zu guter Letzt – im Wortlaut – nicht vorenthalten:
Festrede von Dr. Harald Pfeiffer zum 85. Geburtstag von Peter Schumann
am 29. Juni 2018 in der Heidelberger Providenzkirche
Lieber Peter Schumann! – Verehrte Festcorona!
„Ich hab noch lange nicht genug, ich bin noch immer voll am Zug!“ Man könnte meinen, dass dieser Liedtext von der Sängerin Ute Freudenberg für unseren Jubilar geschrieben wäre.
Sein Stern leuchtet immer noch am Musikerhimmel, strahlt auch mit 85 hell. Wenn ich nach dem Erfolg dieses musikalischen Hochleistungsathleten frage, dann fallen mir ein: Musikantische Lust, lockere Virtuosität, kernig-kraftvolle Wiedergabe seiner Orgelmusik. Es ist wohl auch der musikalische Heiterkeitslieferant, etwa, wenn er bei Daquins „Le Coucou“ am Schluss noch den Kuckucksruf draufsetzt. Das ist reine Spielfreude, ihm zum Spaß, dem Publikum zum Vergnügen. Langweiliges Orgelspiel ist ihm fremd, Mittelmäßigkeit genügt ihm nicht. Nicht nur ein passionierter Tastendrücker ist er, sondern entrückt den Zuhörer durch sein feines Stilgefühl.
Mit seinen von ihm initiierten „Konzerten in Kirchen und Klöster“ – beachten Sie im Titel die Alliteration! – ist er ein Kulturträger sowie künstlerischer Ideen- und Impulsgeber.
Sein streitbarer Charakter macht ihn manchmal zu einem Querulanten. Er braucht das Nörgel wie das Orgeln. Zuweilen kostet er es geradezu aus, andere tun sich schwer damit.
Andererseits erheitert sein spritziger Geist, und seine Originalität beeindruckt.
Überraschungen liebt er. Wenn’s ihn überkommt, singt er auch, etwa das österreichische Heurigenlied „Das hat schon der alte Nowotny gesagt“. So bei einer „Wieslocher Weinserenade“.
Und er steht auf Spontaneität. Als unlängst die nackte Luther-Statue an der Heiliggeistkirche stand, kam ihm die Idee, unter der Statue Lutherlieder mit mir zu spielen. Leider war der nackte Reformator aber schon wegtransportiert.
Bei Peter Schumann gibt es Zeiten der Nähe und der Ferne. Nicht selten ist er unerreichbar und macht sich rar, ist verschwunden wie im Schneckenhaus. Wen wundert’s. Ist er doch im Tierkreiszeichen „Krebs“ geboren.
Wenn er dann plötzlich aus seiner Schale hervorkommt, zwickt er mit seinen starken Scheren und ist darauf wieder ganz lieb und freundlich.
Seine wechselnden Stimmungen machen es uns alles andere als leicht, aber auch alles andere als langweilig.
Er ist und bleibt eine eigenwillige Persönlichkeit, ein musikalisch-künstlerischer Exot. Auf Stromlinie war er nie zu bringen, das macht ihn unbequem,
Artigkeiten mitzuteilen, ist nicht seine Art, Kriecherei verabscheut er. Seine Ideen fesseln nach wie vor viele, und seine Attacken vergraulen nicht wenige. Ist für ihn der englische Geiger Nigel Kennedy Verhaltensvorbild? Der hat mal bemerkt: „Ich habe auf meinem Weg wie wahnsinnig darum gekämpft, nicht so zu werden, wie andere es von mir erwarteten, und darauf bin ich stolz!“
Peter Schumann darf stolz sein auf das, was er in unserer Stadt und andernorts bewegt und bewirkt hat. Mit 85 genießt er die Gnade des Glücks, musizieren und konzertieren zu können. Man möchte fragen, wo ist dieser agile Geist verankert? Woher fließen ihm Kraftquellen zu? Darauf hat er mal geantwortet: „Reserven und Energie sind mir von einer höheren Instanz angeboten!“
Und die Bilanz? Dankbarkeit, Erfüllung, Freude. Tatsächlich: Peter Schumann ist „noch immer voll am Zug und hat noch lange nicht genug!“
Wir sagen ihm Dank für seine Musik, freuen uns auf weitere erquickende Konzerte, wo auch immer.
Es lebe die 85-jährige Musikantenseele Peter Schumann, der Prediger in Tönen –
zur Ehre Gottes und uns zur „Recreation des Gemüthes“!