Schlechte Nachricht für Verlage: Jeder Vierte will nicht mehr für Journalismus zahlen  –  die Zahlungsbereitschaft für journalistische Angebote, sowohl online als auch im Print, wird nicht zwangsläufig besser, wenn die Qualität der Medien besser wird – das ist das zentrale Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Kommunikationsagentur Edelman.ergo.
Ziel war, herauszufinden, wie viel die Menschen in Deutschland überhaupt noch bereit sind, für Qualitäts – journalismus zu zahlen.
Das Ergebnis ist für Medienhäuser ernüchternd.

Die Umfrage wurde vom vom 02. bis 07. Februar 2018 von dem Meinungsforschungsinstitut Civey durchgeführt und berücksichtigt für das repräsentative Ergebnis die Antworten von über 5.000 Teilnehmern pro Frage.

Jüngere sind eher bereit, für Qualität zu zahlen

Dabei gaben 26 Prozent der Befragten (40 Prozent der 30- bis 39-Jährigen) an, üblicherweise bis zu 15 Euro monatlich für journalistische Angebote (Rundfunkbeitrag ausgenommen) auszugeben. Gerade einmal 16 Prozent bezahlen mehr als 46 Euro pro Monat: der Großteil von ihnen war in der Alterskategorie 65 und älter. 23 Prozent geben kein Geld für journalistische Angebote aus, davon machen die 18- bis 29-Jährigen fast die Hälfte aus (45 Prozent).

Lediglich fünf Prozent der Befragten antworteten auf die Frage „Wie viel wären Sie bereit, für ein journalistisches Angebot im Monat zu bezahlen, dass Sie inhaltlich überzeugt?“ mit 46 bis 60 Euro monatlich und zwei Prozent mehr als 61 Euro. 29 Prozent aller Befragten sagen bis zu 15 Euro. 20 Prozent würden zwischen 16 und 30 Euro ausgeben. Fast ein Viertel der Befragten (24 Prozent) zeigen auch hier keinerlei Zahlungsbereitschaft und wollen – unabhängig von der Qualität journalistischer Inhalte – nichts bezahlen.

Was den deutschen Redaktionen laut Studienergebnissen jedoch Hoffnung machen kann: Wenn der Inhalt überzeugt, würden vor allem jüngere Menschen dafür mehr Geld ausgeben: 46 Prozent der 18- bis 29-Jährigen und 45 Prozent der 30- bis 39-Jährigen bis zu 15 Euro. Nur noch 20 Prozent bzw. 21 Prozent dieser beiden Altersgruppen würden nichts bezahlen wollen.

 Ausgewogene Berichterstattung und Investigation wichtiger als Schnelligkeit, Aktualität und Themenvielfalt

Für 40 Prozent der Befragten zeichnet sich Qualitätsjournalismus durch eine ausgewogene Berichterstattung aus. 29 Prozent verbinden mit dem Begriff investigative Recherche. Vor allem die Befragten zwischen 18 und 29 Jahren (fast 40 Prozent) und 30 bis 39 Jahren (fast 36 Prozent) erwarten, dass Medien mehr tun, als nur zu veröffentlichen, was Unternehmen, Behörden und Regierungen bereits freiwillig preisgeben. 18 Prozent suchen nach Analysen und Kommentaren. Was außerdem erstaunlich ist: Nur knapp vier Prozent der Befragten verbinden mit Qualitätsjournalismus auch zeitliche Aktualität. Vor allem in den jüngeren Altersgruppen spielt die Geschwindigkeit – in vielen Online-Redaktionen ein wichtiger Faktor – noch weniger eine Rolle (18-29 Jahre: ein Prozent; 30-39 Jahre: zwei Prozent).

Auf die Frage, was sich am Journalismus aktuell am meisten verbessern müsste, damit die Befragten bereit wären, mehr dafür zu bezahlen, antworten 29 Prozent, dass sie eine ausgewogenere Berichterstattung wollen. 18 Prozent wünschen sich mehr investigative Recherchen. Vorerst scheint dies eine Chance für steigende Erlöse zu sein. Allerdings ist es für 23 Prozent egal, ob sich der Journalismus verbessert oder nicht, denn sie würden niemals mehr Geld dafür ausgeben.

 „Unterm Strich zeigen die Ergebnisse: Die Budgets sind ausgereizt, egal, was Redaktionen unternehmen, sie werden den Auflagenschwund kaum stoppen können. Kostendeckendes Arbeiten für Verlage und Redaktionen scheint nicht möglich zu sein.
Gleichzeitig müssen sie in die Qualität investieren und die Wünsche ihrer Leser berücksichtigen – mit inhaltlichen und innovativen Angeboten. Tun sie dies nicht, besteht die Gefahr, dass sich der Auflagenschwund eher beschleunigt“, sagt Susanne Marell von der Agentur CEO Edelman.ergo.
Feb. 2018 | Allgemein, In vino veritas, Junge Rundschau, Sapere aude, Senioren, Wirtschaft | Kommentieren