- Neue Rundschau - https://rundschau-hd.de -

Deniz Yücel : „Meine Gefangennahme werte ich als Auszeichnung“

[1]Deniz Yücel sitzt heute seit genau einem Jahr ohne Anklageschrift in einem türkischen Gefängnis.
Während die „WELT“ zu diesem „Jahres -Tag“ (14. Februar) Mut machende Worte für ihren Korrespondenten, auf einer Doppelseite politische Gefangene „verschiedener Zeiten und Länder“, erzählen läßt, wie sie ihre Haft „erlebt und überlebt“ haben, setzt (à la bonne heure) das „Mediemagazin DWDL“ – siehe Erklärung links – heute die Berichterstattung aus.
Wir hingegen nehmen dies zum Anlaß, unseren Lesern seine in der „WELT“ am bereits veröffentlichte Rede zur Verleihung eines an ihn verliehenen Medienpreises im Wortlaut auch zur Kenntnis zu bringen; die Auszeichnung nahm seine Schwester Ilkay in Leipzig entgegen, die auch seine im türkischen Knast geschriebene Rede vortrug.

Die Rede im Wortlaut

Es ist mir eine Ehre, mit dem Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien ausgezeichnet zu werden. Und eine ganz besondere Ehre ist es, diese Auszeichnung mit Asli Erdogan zu teilen, der ich herzlich gratuliere. Ich hoffe, dass sie den Preis trotz aller Querelen um ihren Reisepass persönlich in Empfang nehmen kann.

Auch ich wäre gern selber gekommen, so wie ich von meinem ersten Besuch – ich glaube, 1993, natürlich Connewitz – bis zum vorläufig letzten, zur Präsentation meines Buches „Taksim ist überall“ auf der Leipziger Buchmesse 2014, stets sehr gerne nach Leipzig gekommen bin, was ich nicht guten Gewissens für jeden anderen Ort in Sachsen behaupten könnte.

[3]Glauben Sie mir bitte: An mir liegt es nicht, dass ich an diesem Abend nicht bei Ihnen sein kann. Aber das hat Gründe. Und über diese Gründe möchte ich im Folgenden ein wenig sprechen – und zwar anhand einer Geschichte, die sich am 14. Februar 2017 zutrug, an dem Tag, an dem ich meine Freiheit verlor.

Über meine wundervollen Anwälte hatte ich in Erfahrung gebracht, dass man mich zur Fahndung ausgeschrieben hatte. Daraufhin beschloss ich in Rücksprache mit meinen Anwälten, meiner Redaktion und meiner geliebten Dilek, mich den Ermittlungsbehörden zu stellen. Allerdings betonten die Anwälte, wie wichtig es sei, dass ich mich freiwillig stellen würde. Selbst wenn ich vor der Tür des Polizeipräsidiums zufällig in eine Personalienkontrolle geraten sollte, würde dies meine Lage verändern.

Darum bat ich Georg Birgelen, den deutschen Generalkonsul in Istanbul, mich auf meinem Weg zur Polizei zu begleiten, was er dankenswerterweise auch tat. Und da ich in Begleitung des Generalkonsuls kam, bestand Mustafa Caliskan, der Polizeipräsident von Istanbul, darauf, uns persönlich in seinem Büro zu empfangen.

Erst einmal Tee mit dem Polizeipräsidenten

Das hier ist die Türkei, weshalb man bei solchen Urteilen vorsichtig sein sollte, aber ich glaube, selbst für türkische Verhältnisse ist es eher ungewöhnlich, dass jemand zuerst einen Tee mit dem Polizeipräsidenten trinkt, ehe er gleich im Anschluss für 13 Tage in die Gewahrsamszelle gesperrt wird.

Auf das Glas Tee mit dem Polizeipräsidenten folgten mehrere Gläser mit dem Leiter der Abteilung für organisierte Kriminalität, der sich, aus welchen Gründen auch immer, um meine Akte kümmerte. Als ich zum Verhör aufgefordert wurde, war es bereits Abend geworden. Im Beisein meiner Anwälte erklärte ich, dass ich von meinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch machen würde, aber dazu bereit sei, eine Aussage bei der Staatsanwaltschaft zu machen.

Der zuständige Staatsanwalt ließ wissen, dass er mich an diesem Tag nicht mehr verhören werde. Ich würde also die Nacht im Gewahrsam verbringen – dass es am Ende 13 Tage und Nächte werden würden, nur geringfügig weniger als das Maximum, das der Ausnahmezustand zu diesem Zeitpunkt noch erlaubte, ahnte ich da noch nicht.  Polizeipräsidium Vatanstraße. Ich kenne Menschen, die noch in den Neunzigerjahren hier gefoltert wurden. Gonca zum Beispiel, die ungefähr 1995 auf einer Studentendemonstration festgenommen worden war und der noch Jahre später beim Lachen die Brust schmerzte, weil die Wunde nie richtig verheilt war.
Ich wusste zwar, dass die systematische Folter trotz einiger befremdlicher Meldungen insbesondere nach dem Putschversuch vom Juli 2016 – unter der AKP-Regierung abgeschafft worden war, was man freilich auch anders interpretieren kann:

Die alte Justiz, auch die Militärjustiz, ließ foltern, weil sie Geständnisse, also Beweise wollte. Die Justiz von heute verzichtet auf Folter, weil sie auf Beweise verzichtet.

Doch so oder so, ganz sicher fühlte ich mich jedenfalls nicht. Und es waren ja nicht allein die Polizisten: Auf welchen Schlag Menschen würde ich treffen, wie würden die auf mich, den deutschen Journalisten, den vermeintlichen Agenten und Terroristen reagieren. Kurz: Ich hatte doch ein etwas mulmiges Gefühl, als hinter mir die Gittertür ins Schloss fiel.

Mulmiges Gefühl beim Betreten der Zelle

Die Zelle: sieben Quadratmeter groß, kein Fenster, nur durch das Neonlicht auf dem Korridor beleuchtet. Durch meinen Zellengenossen wurde dieses mulmige Gefühl nicht besser. Dieser zwielichtig wirkende Mittdreißiger – ein ehemaliger Polizist und Angehöriger der Antiterrorabteilung, wie er später erzählte – lag auf einer der beiden Matratzen und lugte nur einmal kurz unter der Bettdecke hervor, als ich die Zelle betrat. Eher um mich zu mustern, denn zu begrüßen.

Doch gleich darauf rief jemand aus der Nebenzelle nach mir – da die Frontseiten der Zellen vom Fußboden bis zur Decke aus Gitterstäben bestanden, konnte man sich leicht von Zelle zu Zelle verständigen.

Mein Nachbar hieß Cesim, war Anfang vierzig, Makler von Beruf und in einer Istanbuler Vorstadt Aktivist der linken und prokurdischen HDP, der drittgrößten Fraktion des türkischen Parlaments. Gemeinsam mit etwa 25 Mitstreitern war er unter Terrorverdacht festgenommen worden – drunter machen sie es ja hier nicht mehr – wenngleich die Aktivisten später alle freigelassen werden sollten.

Cesim erzählte ein bisschen von sich und fragte mich aus. Und kaum dass die entscheidenden Stichwörter gefallen waren, fragte er: „Bist du etwa der ausländische Journalist, der Davutoglu in der Livesendung nach Cizre gefragt hat?“

Deniz`s Kollegen von der „WELT“ bieten an:

Cesim spielte auf eine Begebenheit an, die sich ziemlich genau ein Jahr zuvor zugetragen hatte. Damals war Angela Merkel [5] nach Ankara gereist; es war die Zeit, in der sie im Zusammenhang mit diesem politisch falschen und moralisch fragwürdigen Abkommen ständig in die Türkei reiste und auch nicht davor zurückscheute, Wahlkampfhilfe für Erdogan [6] zu leisten, während sie sich nach dem Putschversuch monatelang nicht blicken ließ.

Doch um die Jahreswende 2015/2016 kam sie oft – so oft, dass ich damals, ich weiß nicht mehr, ob in einem Kommentar in der WELT oder einem launigen Spruch auf Twitter, scherzte, dass es für den deutschen Steuerzahler billiger wäre, wenn sich die Bundeskanzlerin eine Zweitwohnung in Ankara mieten würde.

Auch ich fuhr im Auftrag meiner Zeitung von Istanbul nach Ankara, um diesen Besuch der Kanzlerin und die gemeinsame Pressekonferenz mit dem damaligen türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu [7] zu verfolgen.

Auf dieser Pressekonferenz ergab sich für mich die Gelegenheit, eine Frage an Angela Merkel zu richten. Aus heutiger Sicht mögen die Verhältnisse in der Türkei zu Beginn des Jahres 2016 noch als halbwegs erträglich erscheinen. Doch damals schienen sie es nicht.

Kritische Frage vor großem Publikum

Also fragte ich die Bundeskanzlerin, warum sich ihre Regierung und sie sich persönlich im Gegensatz zu früher, etwa im Zusammenhang mit der gewaltsamen Niederschlagung der Gezi-Proteste 2013, mit Kritik an Menschenrechtsverletzungen in der Türkei so zurückhalte, und verwies auf zwei zu jenem Zeitpunkt aktuelle Fälle: Da waren die „Cumhuriyet“-Journalisten Can Dündar [8] und Erdem Gül, die in eben diesem Hochsicherheitsgefängnis Silivri Nr. 9 einsaßen, in dem heute andere Mitarbeiter dieser Zeitung [9] und auch ich eingesperrt sind.

Und da waren die Vorgänge in der kurdischen Kleinstadt Cizre. Dort hatten sich zum Ende des von der PKK angezettelten Häuserkrieges etwa 130 Menschen – Kämpfer und unbewaffnete Zivilisten – in drei Kellergewölben verschanzt. Menschenrechtsorganisationen befürchteten eine Katastrophe, gar ein Massaker, zu dem es, obwohl sich die Regierung zwischenzeitig um eine humanitäre Lösung zu bemühen schien, wenig später, dafür sprechen zahlreiche Indizien, wohl auch tatsächlich kam.

Doch meine Frage blieb nicht allein in diesem Saal. Da in der Türkei wie in jeder Demokratie mit zweifelhaftem Leumund sämtliche öffentliche Auftritte des Staats- oder des Ministerpräsidenten von einem halben Dutzend oder mehr Fernsehsendern live übertragen werden, hörte sie auch ein großes Publikum. Doch dass bei diesen Gelegenheiten kritische Fragen gestellt werden, ist das türkische Publikum nicht oder nicht mehr gewohnt.

Und wie die Staatsmacht auf kritische Fragen reagiert, hatte ich bereits einige Monate zuvor am eigenen Leibe erfahren: Damals, Im Juni 2015, war ich unmittelbar nach einer improvisierten Pressekonferenz an der türkisch-syrischen Grenze zusammen mit einer Kollegin von der „Cumhuriyet“ und einem Kollegen von der „Evrensel“ kurzzeitig festgenommen worden, weil dem Gouverneur, also dem obersten Regierungsbeamten der Provinz, unsere Fragen nicht gepasst hatten.

Am Tag nach der Pressekonferenz mit Merkel und Davutoglu fand ich mein Gesicht auf den Titelseiten der Regierungszeitungen, verbunden mit Etiketten wie „Provokateur“ und „Terroranwalt“. Wer weiß, vielleicht hätte schon diese Sache für mich strafrechtliche Folgen haben können, wenn mir nicht ein Übersetzungsfehler zu Hilfe geeilt wäre: In seiner Aufregung hatte der Simultandolmetscher meinen Hinweis auf den Platz der Türkei [10] im internationalen Ranking der Pressefreiheit falsch übersetzt – als „Platz 195“ nämlich, wo es doch auf der Erde nur 193 Staaten gibt.

Auf diesen vermeintlichen Fehler wies auch Davutoglu in seiner ausführlichen Antwort auf die Frage, die ich ihm gar nicht gestellt hatte, hin. Und so konnten die Regierungszeitungen am folgenden Tag nicht nur berichten, wie ich provoziert hätte, sondern auch, wie der Ministerpräsident mich „abgewatscht“ oder „blamiert“ habe.

Donnernder Beifall in den Katakomben

Doch nicht allein im Regierungslager hatte man diese Pressekonferenz verfolgt. Erdem und Can erzählten mir nach ihrer Freilassung, wie sehr sie sich in ihrer Gefängniszelle gefreut hätten, als sie im Fernsehen meine Frage hörten.

Und auch mein Zellennachbar Cesim konnte sich an diese Geschichte erinnern. Kaum dass ich seine Frage bejaht hatte, ob ich dieser Journalist gewesen sei, wandte er sich in die andere Richtung des Korridors und rief: „Freunde, wir begrüßen unter uns den Journalisten, der Davutoglu live nach Cizre gefragt hat.“

Donnernder Applaus! Erst die kurdischen Aktivisten, dann, glaube ich, auch einige andere.

Ich erzähle Ihnen diese Geschichte nicht allein deshalb, weil ich sie lustig finde – erst Tee beim Polizeipräsidenten, dann Beifall in den Katakomben, dieses Land hat schon einen sehr eigenwilligen Humor. Auch nicht bloß deshalb, weil Cesim mit diesem Applaus dafür sorgte, dass sich all meine Ängste mit einem Male verflüchtigten, wofür ich ihm immer dankbar sein werde.

Ich erzähle Ihnen diese Geschichte vor allem deshalb, weil ich auf diese Weise gleich in den ersten Minuten eine Bestätigung erhielt, weshalb ich meiner Freiheit, meiner Liebsten und meiner Arbeit beraubt worden bin. Und die Gewissheit, dass ich genug Texte geschrieben habe, für die diese kurdischen Aktivisten vermutlich keinen Beifall geklatscht hätten, macht die Sache nur noch besser.

Seit jenem Tag sind – es ist Freitag, der 22. September, an dem ich das hier niederschreibe – 221 Tage vergangen, ohne dass man eine Anklageschrift vorgelegt hätte. Dennoch ist es keineswegs so, dass es mir so ergehen würde wie Josef K., der sich am Ende seinem Schicksal fügt, ohne je zu erfahren, was ihm eigentlich vorgeworfen wird.

Denn ganz gleich, wie lange sich das hier noch hinzieht, und ganz gleich, welche Fantasieerzeugnisse die Staatsanwaltschaft irgendwann in etwas niederschreiben wird, das sie sich „Anklageschrift“ zu nennen trauen wird – ich weiß, warum ich hier bin: Nicht nur, weil ich meinen Beruf als Journalist ausgeübt habe. Sondern weil ich meine, mir einbilden zu können, dass ich meine Sache recht ordentlich gemacht habe. So wie mein Freund Ahmet Sik, so wie Murat Sabuncu, Tunca Ögreten, Zehra Dogan, Kemal Özer und so viele andere Kolleginnen und Kollegen in diesem Land und in so manchen anderen Ländern.

Das bedeutet in der Umkehrung natürlich nicht, dass diejenigen Kolleginnen und Kollegen in der Türkei, die nicht in Haft sitzen, ihre Sache nicht gut machen würden. Aber es bedeutet, dass jeder Journalist, der seinen Job gut macht, der also von Dingen berichtet, von denen die Mächtigen nicht wollen, dass über sie anders berichtet wird, als es ihnen angenehm ist, der die Mächtigen kritisiert und ihnen Fragen stellt, die sie nicht hören möchten, in einem teilzeitfaschistischem Regime wie diesem jederzeit Gefahr läuft, hinter Gittern zu verschwinden.

In die Fänge einer politischen Justiz geraten

Darum werte ich meine Gefangennahme als Auszeichnung, wenngleich als eine, auf die ich lieber verzichtet hätte – so wie dieses Land immer schon seine ganz besonderen Journalisten-, Literatur-, Musik- und Wissenschaftspreise zu verleihen wusste; so wie ich es im vergangenen Jahr als Auszeichnung gewertet habe, als mir zusammen mit einer deutschen Kollegin und einem deutschen Kollegen die Akkreditierung verweigert worden war.

Und darum, sehr geehrte Jury, erlaube ich mir, den Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien nicht allein als Zeichen der Solidarität zu interpretieren, sondern auch als Anerkennung meiner journalistischen Arbeit.

Doch zu wissen, warum man in die Fänge einer politischen Justiz geraten ist und darauf sogar stolz sein zu dürfen, sich also in einer weit besseren Lage als Josef K. zu befinden, reicht nicht aus, wenn man zugleich wie Gregor Samsa in einem Verlies dem Vergessenwerden überlassen wird.

Darum bin ich allen unendlich dankbar, die mich nicht vergessen und sich für mich einsetzen. Den Menschen, die mir Briefe schreiben [4], selbst wenn nur einige davon zu mir durchdringen. Den Menschen, die neulich in Berlin am Autokorso zu meinem Geburtstag teilgenommen haben oder sich in anderer Form engagieren – gerade und insbesondere jenen, die mich gar nicht persönlich kennen.

Dankbar bin ich Daniel-Dylan Böhmer, Ulf Poschardt, Thomas Exner und Mathias Döpfner, persönlich und stellvertretend für meine Zeitung, DIE WELT, und meinen Verlag, den Axel-Springer-Verlag. Meiner WELT-Kollegin Paula Leocadia Pleiss, die seit meiner Verhaftung an jedem Arbeitstag ein „FreeDeniz [11]“-T-Shirt trägt.

Meinen Ex-Kollegen von der „taz“, die mir eines ihrer berühmten Knast-Abos spendiert haben; den Kollegen und Kolleginnen in anderen deutschen und türkischen Redaktionen, die mich und die anderen in diesem Land eingesperrten Journalisten nicht vergessen.

Meiner Schwester Ilkay Yücel, meinen wundervollen Nichten Aylin und Defne.

Doris Akrap, Imran Ayata, Tilman Clauß, Stefan Rudnick, Mustafa Ünalan, Özlem Topçu, Mely Kiyak und dem ganzen „Freundeskreis Free Deniz“. Meinen Anwälten Ferat Cagil, Veysel Ok, Refik Türkoglu und Cihan Özgünes Güngör. Dem deutschen Generalkonsul Georg Birgelend und dem deutschen Botschafter Martin Erdmann, die mich regelmäßig besuchen. Der Bundesregierung sowie Politikerinnen und Politikern der Opposition in Deutschland wie in der Türkei.

Symphonie aus Stahl, Beton und Draht

Diesem zauberhaften Menschen in Dublin, der mir seit meiner Verhaftung mit einer bewundernswerten Hartnäckigkeit (und Zärtlichkeit) jeden Tag eine Postkarte schreibt, und dessen Namen ich leider nicht kenne, weil mir bislang noch keine einzige dieser Karten ausgehändigt wurde. Und vor allen anderen natürlich meiner Dilek [12], meiner geliebten Dilek, die wie eine Löwin um mich kämpft und meine Hand fest umklammert.

Und natürlich danke ich Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig und liebe Mitglieder der Jury herzlich dafür, dass Sie Ihren Beitrag dazu leisten, dass mir das Schicksal Gregor Samsas erspart bleibt und ich nicht in dieser Symphonie aus Stahl, Beton und Draht vergessen werde.

Und ich danke Ihnen, meine Damen und Herren, dass Sie an diesem Abend zur Verleihung des Preises [13] für die Freiheit und Zukunft der Medien gekommen sind, an der ich, wie gesagt, nur zu gerne selbst teilgenommen hätte.

Danke, Leipzig!

Deniz Yücel, Hochsicherheitsgefängnis Silivri Nr. 9,

22. September 2017