In Istanbul erschießt ein islamischer Dschihadist 39 Menschen in einem Nachtclub; erstes von rund sechzig Attentaten der Terrormiliz „Islamischer Staat“. – Nur vier Großkonzerne bestimmen siebzig Prozent des Welthandels mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen. – Donald Trump 45. Präsident der Vereinigten Staaten. – Der philippinische Staatspräsident Rodrigo Duterte prahlt damit, ein Mörder von Drogenkriminellen zu sein. – Nachträgliche Reue: In Chile bitten sechs ehemalige Militärs, die während Pinochets Diktatur Verbrechen verübten, die Opfer um Vergebung.
Februar
Gegen angebliche Gülen-Anhänger: Imame des türkischen Moscheeverbands Ditib bespitzeln in Deutschland Landsleute. – Für die Mülltonne gekocht: Ein Viertel der Speisen für Schulkantinen, insbesondere von Ganztagsschulen, wird weggeworfen. – In England wurden im letzten Jahr 10000 Fälle angezeigt, in denen Kinder Sexualverbrechen gegen Kinder verübten. – Evangelischer Vorschlag: Kinder sollten häufiger vor der Konfirmation zum Abendmahl gehen dürfen. – Das Interesse von Ehepaaren, Kinder zu adoptieren, ist in Deutschland gesunken. Die künstliche Befruchtung erlebt einen Boom. – Eine der großen Bikerwallfahrten Lateinamerikas hat 40000 Motorradfahrer zum Schwarzen Christus am Kreuz im guatemaltekischen Esquipulas geführt.
März
Das Leipziger Bundesverwaltungsgericht urteilt: Schwerkranke Menschen, die sich selber töten wollen, haben ein Recht darauf, unter gewissen Bedingungen von einer staatlichen Behörde Gift zu erhalten. Kritiker sagen, der Staat mache sich zum Handlanger einer Selbsttötung. – Hindunationalisten gewinnen Wahlen in fünf indischen Bundesstaaten. – Papst Franziskus bittet um Vergebung für die Mitschuld der Kirche am Völkermord in Ruanda 1994.
April
Religiöse Menschen engagieren sich stärker für Flüchtlinge als nichtreligiöse, zeigt eine Studie. – Die Türken geben Staatspräsident Erdogan autokratische Vollmachten. – Ungläubiges Staunen über eine Meldung aus der Schweiz: Pro Jahr wenden sich 1300 Personen an die katholische Kirche und an die Heilsarmee mit der Bitte um Teufelsaustreibung.
Mai
Emmanuel Macron wird neuer Staatspräsident in Frankreich: Er will die Beziehung zu Deutschland verbessern und die Europäische Union reformieren. – Polens Bischöfe kritisieren vorsichtig nationalistische Töne in Volk und Politik. – Um den Missbrauch religiöser Ideen für Hetze und Gewalt zu erforschen, gründen fünfzehn arabische Universitäten ein Netzwerk. – Radikalisierung: In Indonesien entscheiden Blasphemievorwürfe gegen den christlichen Politiker Basuki Tjahaja Purnama, der bei Gouverneurswahlen antrat, über den Ausgang. Purnama verliert und muss für zwei Jahre ins Gefängnis.
Juni
„Auch die orthodoxe Kirche und Theologie müssen endgültig akzeptieren, dass die Menschenrechte eine Errungenschaft der Moderne sind und dass sie säkularen Charakter haben“, erklärt der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. – Beginnende Diskussion im französischen Sprachraum und große Debatte unter Lesern des CIG: Im Vaterunser soll es nicht mehr heißen „Führe uns nicht in Versuchung“, sondern „Lass uns nicht in Versuchung geraten/in die Versuchung eintreten, gelangen.“ – Dänemark schafft den Gotteslästerungs-Paragrafen ab, Deutschland führt die „Ehe für alle“ ein.
Juli
Gründung einer liberalen Moschee in Berlin: Nach anfänglich großem Interesse Besucherschwund. Die Initiatoren erhalten von radikalen Muslimen Morddrohungen. – Der oberste Gerichtshof Südafrikas verbietet öffentlichen Schulen, sich zum Christentum zu bekennen. In einem Vielvölkerstaat dürfe kein Glaube über den anderen gestellt werden. – Weltkulturerbe „Valongo-Kai“, der einstige Sklavenmarkt in Rio de Janeiro. – Die Australier erklären sich mehrheitlich für nichtreligiös. – Rebellen ziehen ab, Drogenbarone kommen: Schwächelnder Friedensschluss in vielen Regionen Kolumbiens. – Öffentliches Entsetzen nach dem aufklärenden Abschlussbericht über Kindesmissbrauch einst bei den Regensburger Domspatzen.
August
Luxemburg schafft den Religionsunterricht an öffentlichen Schulen ab. – Von militanten Buddhisten verfolgte muslimische Rohingya fliehen zu Hunderttausenden aus Myanmar nach Bangladesch. – In den Niederlanden mehren sich kritische Stimmen gegen die freizügige Praxis der Sterbehilfe.
September
Unionsparteien und SPD verlieren: Ratlosigkeit nach der Bundestagswahl, bei der die große Koalition ein deutliches Misstrauensvotum der Bürger erhält. – Papst Franziskus verlangt, dass Priester, die zum Zölibat verpflichtet sind, aber Kinder gezeugt haben, zu ihrer Verantwortung als Väter stehen.
Oktober
Katalonien will weg von Spanien, darf aber nicht. – Die Machtposition von Xi Jinping als starker Mann Chinas ist beim Parteitag der Kommunisten nochmals gefestigt worden; Verschärfung der Politik gegen die Religionen. – Der Tübinger Theologe Jürgen Moltmann bemängelt, dass die reformatorische Rechtfertigungslehre zu „opfervergessen“ sei, weil sie vor allem die Gnade für den Sünder im Blick hat. Hier klaffe eine „Lücke in der christlichen Gnadenlehre“. – Reformation für alle: ein freier 31. Oktober. – Der französische Schriftsteller Michel Houellebecq sieht die Zukunft des Katholizismus in Frankreich positiv. Eine Religion, ein wahrer Glaube, sei „sehr viel mächtiger in der Wirkung auf die Köpfe“ als eine Ideologie.
November
Mauer der Trauer: Ein Gedenkort in Moskau erinnert an die Opfer des Stalinismus und Kommunismus, hundert Jahre nach der Oktoberrevolution. – Hügel der Trauer mit Gräberfeld und neugestaltetem Museum: Am Hartmannsweilerkopf im Elsass gedenken Deutsche und Franzosen der Toten des Ersten Weltkriegs. – Robert Mugabe wird in Simbabwe entmachtet; die katholischen Bischöfe sagen über den Despoten: „Wir danken dem früheren Präsidenten für seine gute Arbeit während des Freiheitskampfs. Und wir vergeben ihm Versäumnisse während seiner langen Amtszeit.“ – Wird der Jesuit, Paläoanthropologe und Mitentdecker des Peking-Menschen Pierre Teilhard de Chardin kirchlich rehabilitiert? Kardinal Gianfranco Ravasi, päpstlicher Kulturminister, schlägt das vor.
Dezember
Buße für Schweigen: Die evangelische Kirche in Mitteldeutschland bittet die Opfer des SED-Regimes um Vergebung für unzureichende Unterstützung. – Größere öffentliche Aufmerksamkeit findet ein Vorschlag des Papstes, die befremdliche Vaterunser-Bitte „Führe uns nicht in Versuchung“ zu ändern, wie es bereits im Juni die Mehrheit der CIG-Leser wünschte.