Dabei geht es um weit mehr als Parks und Grünanlagen. „Grüne Architektur“ kann durch Begrünung von Fassaden und Dächern Stadträume und Gebäude neu gestalten. Sogar Brachen und Baulücken tragen auf ihre Weise zu urbaner Wildnis bei. Mit „Urban Gardening“, Gemeinschaftsgärten, bepflanzten Baumscheiben und Aktionstagen zur Parkpflege bringen sich die Anwohner aktiv in die Gestaltung und Pflege ihrer Umgebung ein.
Auch Verantwortliche in Politik und Verwaltung erkennen zunehmend: Städtische Grünanlagen sind ein wert- und imagesteigernder Faktor im Wettbewerb um die Ansiedlung von Bewohnern, Unternehmen und Beschäftigten. In vielen Kommunen ist die Lage der Haushalte jedoch angespannt. Nötige Investitionen in die Anlage, Entwicklung und Pflege urbaner Grünflächen werden häufig hinter Ausgaben für andere Positionen, zum Beispiel für Straßen und Verkehrswege, zurück gestellt.
Häufiger Grund ist das weit verbreitete Vorurteil, Investitionen in Grün würden keinen bzw. zumindest keinen direkten ökonomischen Nutzen generieren, sondern einseitig Belastungen von kommunalen Investitions- und Verwaltungshaushalten verursachen.
Der Forschungsstand zur ökonomischen sowie zur ökologischen und sozialen Wirkung (hier sehen wir, dass es auch anders geht!): von urbanem Grün für eine nachhaltige Stadtentwicklung ist sehr lückenhaft, insbesondere im internationalen Vergleich uneinheitlich und aktualisierungsbedürftig. Hintergrund für diese Defizite ist unter anderem, dass sich die deutsche und europäische Forschungsförderung beispielsweise zum Klimaschutz in erster Linie auf industrielle Entwicklungspotentiale konzentriert.
Sowohl Bürgern als auch Unternehmen werden in der Regel zu wenig finanzielle Unterstützung und zu wenige fiskalische Investitionsanreize geboten, um die Nachfrage nach „grünen“ Lösungen, zum Beispiel im Bereich der Dach- oder Fassadenbegrünungen, der Wasserrückhaltung und -wiederverwendung, zu stimulieren. Auch bürokratische Hemmnisse stehen privatwirtschaftlichem bzw. privatem Engagement vielfach entgegen.
Wenn es um die Realisierung von „grünen Städten“ geht, spielt städtisches Grün in Relation zu technischen Lösungen – Maßnahmen zur energieeffizienten Gebäudesanierung, zur Nutzung erneuerbarer Energien oder zur Verbreitung von Elektromobilität – zurzeit nur eine untergeordnete Rolle.
Es gilt, die Planung, Ausführung und die Pflege von urbanen Grünflächen als Grundanliegen der Daseinsvorsorge und Baukultur anzuerkennen. Ihr Stellenwert ist mit anderen öffentlichen Belangen wie der sozialen Wohnraumversorgung, leistungsfähigen Verkehrssystemen, einer modernen Telekommunikations- und Energieinfrastruktur oder guten Bildungs- und Sozialeinrichtungen abzuwägen. Qualitätvoll angelegte, entwickelte und gepflegte Grün- und Freiflächen sind in hohem Maße geeignet, die Attraktivität eines Standorts zu steigern und damit die Basis für eine wirtschaftlich gesunde kommunale Entwicklung zu schaffen.