Zu einer Aufführung von Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium“ lädt die Camerata Carolina am Sonntag, 3. Dezember 2017, ein. Mit dem Kammerchor des Internationalen Studienzentrums der Universität Heidelberg unter der Leitung von Prof. Franz Wassermann musiziert das Orchester der Camerata Viva aus Tübingen. Als Gesangssolisten konnten Doris Döllinger (Sopran), Regina Grönegreß (Alt), Marcus Ullmann (Tenor) und Thomas Herberich (Bass) gewonnen werden.
Das Konzert findet in der Heidelberger Peterskirche (Plöck 70) statt und beginnt um 17 Uhr.

„Die Weihnachts- und Adventszeit ist für viele Musikfreunde ohne dieses Werk undenkbar. Der Glanz der prächtigen Chorsätze, die Arien sowie der festliche Klang von Pauken und strahlenden Barocktrompeten gestalten die vertonte Weihnachtsgeschichte mit spannungsvoller Vielfalt und großem Ausdrucksreichtum“, so Prof. Wassermann über Bachs mehrteiliges Werk. Im Konzert werden die Teile I, II, V und VI zu hören sein.

Das „Weihnachtsoratorium“ führt heute weniger zum Glauben, sondern vielmehr zur wehmütigen, von Verlustgefühlen gekennzeichneten Erinnerung an ihn. Anständige Atheisten, das heißt jene Zeitgenossen, die nicht mehr glauben können, aber das zivilisatorische und kulturelle Erbe des Christentums keineswegs leugnen, anständige Atheisten also, erleben das Werk durchaus mit ähnlich großer Rührung wie gläubige Protestanten, Katholiken oder Juden. Obgleich es nicht an Versuchen mangelt, die christliche Botschaft ins humanistisch Spirituelle umzudeuten, muss ihnen Bachs Bekenntnis letztlich unbegreiflich bleiben. Bestenfalls könnte man sich noch zu einem emphatischen Als-ob entschließen im Sinne Immanuel Kants – die biblischen Märchen sind zwar entzaubert, aber aus ethischen Gründen halten wir der Tradition die Treue.

Das ästhetische Phänomen der Erschütterung

 Aber wie erklärt sich nun die enorme, ständig wachsende Popularität des „Weihnachtsoratoriums“? Allein aus der Musik? Sie ist in der Tat gewaltig genug und übrigens auch zärtlich genug; lediglich in der „Echo-Arie“, Teil IV, rutscht Bach auf das süßliche Niveau der Verse ab. Die großen Chöre, „Jauchzet, frohlocket“ und „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“, inszenieren das Geburtsmysterium mit maximaler Pracht. Und rufen uns ins Gedächtnis, was wir verloren haben. Ohne Erschütterung geht es dabei selten zu. Kant erklärt, bildlich sehr treffend, das ästhetische Phänomen der Erschütterung aus einem gleichzeitigen Angezogen- und Abgestoßenwerden. Das Paradoxe fasziniert die Menschen, sicher auch noch in hundert Jahren.

Karten sind für 23, 17 und 12 Euro (ermäßigt 15, 10 und 7 Euro) im Vorverkauf bei Zigarren-Grimm Heidelberg, Sophienstraße 11, erhältlich oder online unter www.capellacarolina.de.
Die Abendkasse öffnet um 16 Uhr.

Nov 2017 | Heidelberg, InfoTicker aktuell, Kirche & Bodenpersonal | Kommentieren