nach_der_fAZ_polemikZahlreiche Nutzer bei Twitter sind (links) empört und aufgebracht über einen Gastbeitrag in der FAZ zur Ehe für alle

Die FAZ veröffentlichte zum Thema Ehe für alle am heutigen Freitag einen Gastbeitrag des homosexuellen Philosophen Johannes Gabriel. Dieser lehnt die Ehe für alle ab und bezeichnet sie als „Selbstverrat“ an der schwulen Community. Außerdem stellt er in den Raum, dass Kinder homosexueller Paare einem höheren Missbrauchsrisiko ausgesetzt sein könnten. Der Beitrag zog einen veritablen Shitstorm nach sich.

Der Medienjournalist Stefan Niggemeier twitterte, der FAZ-Beitrag sei „zum Fürchten und zum Schämen“: Unter Niggemeiers Tweet finden sich (siehe oben) zahlreiche Reaktionen, die den FAZ-Text als hetzerisch, ekelhaft und widerlich brandmarken.

Der Berater Thomas Knüwer hat entdeckt, dass der Beitrag wortgleich auch bei „Philosophia Perennis“, dem Blog des umstrittenen homosexuellen Theologen und Publizisten David Berger, veröffentlicht wurde.

Wobei nicht klar ist, ob der Text tatsächlich, wie von Knüwer behauptet, von der FAZ aus Bergers Blog übernommen wurde oder umgekehrt. Hier der Text, so wie er in der FAZ veröffentlicht wurde:

Der verantwortliche FAZ-Redakteur für die Seite, auf der der Gastbeitrag von Johannes Gabriel erschien, ist Reinhard Müller, der selbst auch immer wieder scharfe Kommentare gegen die Ehe für alle in der FAZ veröffentlichte. Den Beschluss zur Ehe für alle sieht er als eine Verbiegung der Verfassung.

In dem vielfach kritisierten Gastbeitrag in der FAZ heißt es unter anderem:

Was ist das überhaupt für ein „Kinderwunsch“? Wird euch das Kind nicht zur Ware narzisstischer Selbstbefriedigung? Oder eine soziale Verkleidung, hinter der wir uns nun wieder verstecken sollen? – Kinder kriegen – wie denn? Mit der Post aus der Gebär- und Besamungsmaschine? Ein bloßes „Ding“, ein „Bio-Ding“, wie eine Plastikpuppe, um daran Hetero-Papa-Mama zu spielen?

Habt Ihr noch Anstand, Charakter & Ethos im Leib? Oder meint ihr, das Unrecht, das uns widerfahren ist, gäbe uns nun das Recht, es ins Unrecht an anderen: eben den Kindern – umzukehren? Ist das nicht ein schändlicher „Wiedergutmachungskitsch“?

Diese Passage brachte besonders viele Nutzer auf. Auch eine weitere Passage des Textes wurde harsch kritisiert, in der Johannes Gabriel die Frage aufwirft, ob Kinder, die bei homosexuellen Paaren aufwachsen, einem größeren Missbrauchsrisiko ausgesetzt sind:

Und ist es wirklich so abwegig, was manche Gegner der Homo-Ehe behaupten, dass adoptierte Kinder ungleich stärker der Gefahr sexuellen Missbrauchs ausgeliefert sind, weil die Inzest-Hemmung wegfällt, und diese Gefahr bei homosexuellen Paaren besonders hoch sei, weil die sexuelle Outsider-Rolle eine habituelle Freizügigkeit erotischer Binnenverhältnisse ohne alle sexual-ethischen Normen ausgebildet habe?

Eine Stellungnahme der FAZ zur Debatte um den Gastbeitrag ist angefragt und wird nachgereicht.

Jul 2017 | Allgemein, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude | Kommentieren