Eines konnte man der „Bild“ noch nie vorwerfen: Dass sie irgendjemanden kalt lässt. Die meisten Menschen in Deutschland haben eine Meinung zur „Bild“. Viele eine schlechte, denn Boulevard-Journalismus gilt als unethische, voyeuristisch, niederträchtig. Interessant allerdings, dass die gedruckte „Bild“ und deren Online-Auftritte angesichts eines solch schlechten Rufes immer noch dermaßen viele Leser haben.
Ein Widerspruch, den Kritiker gerne damit erklären, dass dieses Land eben genauso bigott sei wie die Zeitung mit den knalligen Überschriften. Freunde der „Bild“ halten sie deshalb für die wahre Stimme des Volkes.
„Bild“-Gründung als Antwort aufs TV
Nun wird „Bild“ 65 Jahre alt. Axel Springer hat die Zeitung 1952 gegründet und setzte mit dem Aufkommen des Fernsehens ebenfalls auf große Bilder – daher angeblich auch der Name „Bild“. Eine alte Tante will „Bild“ aber nicht sein. Sie will sich vielmehr immer wieder neu erfinden. Julian Reichelt, seit Januar neuer Chef, bringt die sogenannte rote Gruppe digital weiter nach vorne und hat im Februar zudem erstmals einen Ombudsmann installiert, der ein Ansprechpartner für Kritiker und Leidtragende der Berichterstattung gleichermaßen sein soll. Überhaupt will „Bild“ endlich glaubwürdiger wirken.
Platz 1 im Rügen-Ranking des Presserats
In demselben Interview, in dem Reichelt den Ombudsmann ankündigte, wies er darauf hin, dass „Bild“ schon sehr lange gründlich recherchiere. Wer die Zeitung regelmäßig lese, wisse das. Ein Blick auf die Statistik bestätigt diese Aussage allerdings nicht. Die „Bild“ ist immer noch die Zeitung mit den meisten Rügen des deutschen Presserats. Aber immerhin: Die Zahl der Rügen wegen manipulativer oder falscher Berichterstattung ist dieses Jahr noch extrem niedrig. ZAPP sagt: Herzlichen Glückwunsch!