Wir selbst greifen immer seltener zu Papier und Tinte, aber Briefe aus vergangenen Zeiten sind auch heute noch wichtige Zeugen und spiegeln oft Charakter und Weltsicht ihrer Verfasser wider.
Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung präsentiert nun im Ausstellungskatalog »Humboldt dankt, Adenauer dementiert« Originalbriefe von Politikern, Wissenschaftlern, Künstlern und Industriellen des 19. und 20. Jahrhunderts aus den Beständen des Historischen Archivs Krupp.
Der Katalog ist im Verlag Philipp von Zabern erschienen und im Bichhhandel erhältlich.
Kaiser Wilhelm II. drückt die Feder kräftig und impulsiv aufs Papier, die Papierfabrikantin Maria Zanders schreibt quer über ihre eigenen Zeilen, um nicht ein neues Blatt verwenden zu müssen und die Unterschrift des Dirigenten Herbert von Karajans ist fast so hoch wie der übrige Brieftext. Die handgeschriebenen oder eigenhändig unterschriebenen Dokumente, die im Katalog »Humboldt dankt, Adenauer dementiert« zu sehen sind, stammen unter anderem von Persönlichkeiten wie Otto von Bismarck, Max Liebermann, Thomas Alva Edison, Andrew Carnegie, Max Planck, Albert Schweitzer, Willy Brandt und der letzten Fürstäbtissin von Essen, Maria Kunigunde von Sachsen.
Der rote Faden, der die Schriftstücke zusammenhält, ist weder Entstehungszeit, Inhalt oder Form, noch Absender oder Adressat. Es ist der Ort, an dem sie heute alle gemeinsam aufbewahrt werden: das Historische Archiv Krupp. In der Villa Hügel arbeitet das Archiv seit nunmehr 112 Jahren kontinuierlich. Heute befindet sich das Archiv im Eigentum der gemeinnützigen Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die nun erstmals bedeutende Schriftstücke aus dem reichen Bestand zeigt.
Die Dokumente atmen puren Zeitgeist: Industrialisierung, soziale Frage, Kolonialismus, Kalter Krieg, wissenschaftlicher Fortschritt, Entdeckungen und Erfindungen, die gesellschaftliche Rolle der Frau, die Funktion von Geld und Kapital – all das wird thematisiert. Oft geht es aber auch um Alltäglicheres: Die Schreiber danken für Glückwünsche, kondolieren zum Tod von Angehörigen, laden freundlich nach Hause oder zur Jagd ein oder leihen einem guten Bekannten das eigene Flugzeug für einen Kurztrip.
Der Band zeigt über Zeit und Raum hinweg die Vielfalt von Verbindungen, Beziehungen und Netzwerken, die den Werdegang der Familie Krupp prägen, und lädt so zu einer Entdeckungsreise in die Vergangenheit ein. Die Handschriften hängen mal direkt, mal eher lose oder zufällig mit der Krupp-Geschichte zusammen und illustrieren dabei politische, ökonomische, soziale und kulturelle Ereignisse oder Strukturen in schwungvoller Schönschrift, auf eng beschriebenem Papier, mit Wappen auf Büttenpapier oder auf hauchfeinen Blättern für die Luftpost, beschrieben mit Tinte oder Schreibmaschine.
Der ganz überwiegende Teil der 66 Dokumente wird im Katalog erstmals veröffentlicht, ergänzt um vier einleitende Artikel sowie erläuternde Texte zu den Dokumenten, welche auch die spannende Geschichte hinter den jeweiligen Schriftstücken beleuchten. Der Katalog enthält sogar zusätzliche Briefe, die nicht Teil der Ausstellung sind.
Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
Ralf Stremmel (Hrsg.)
Humboldt dankt, Adenauer dementiert. Briefe aus dem Historischen Archiv Krupp
Verlag Philipp von Zabern – WBG2017. 248 S.
mit 149 farb. und 37 s/w Abb.
geb. mit SU.
Preis: € 24,95 [D]
ISBN 978-3-8053-5071-6
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Über die Ausstellung
Erstmals zeigt die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung bedeutende Schriftstücke aus dem reichen Bestand des Historischen Archivs Krupp in einer Ausstellung. Die 44 Dokumente – handgeschrieben oder eigenhändig unterschrieben – stammen von Politikern, Wissenschaftlern, Künstlern und Industriellen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 8. Oktober 2017 in der Villa Hügel in Essen.
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