Facebook hat in einem Bericht den Vorwurf der amerikanischen Geheimdienste bestätigt, im Präsidentschaftswahlkampf von Russland für Manipulationen und Meinungsmache missbraucht worden zu sein. Es ist dies ein in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerter Vorgang:
„Erstens ist es immer noch ungewöhnlich, dass sich ein US-Unternehmen derart zu Angelegenheiten geopolitischen wie dem Thema Wahlbeeinflussung äußert und dabei – wenn auch nur indirekt – Namen nennt.
Anders als eine Regierung, die vielleicht auf ein Zusammenrücken der Bevölkerung im eigenen Land hoffen kann, hat Facebook dabei nämlich nichts zu gewinnen. Zweitens geht mit dem Satz wie auch mit dem ganzen Dokument ein Eingeständnis einher: Facebook wird von staatlichen oder staatlich unterstützten Akteuren als geeignete Plattform für den Informationskrieg angesehen. Drittens räumt Facebook damit ein, dass es die Versuche der Wahlbeeinflussung nicht habe unterbinden können.“
Das weltgrößte soziale Netzwerk hat jetzt im Weißbuch „Information Operations and Facebook“ ein stärkeres Vorgehen gegen Fake News angekündigt – und erstmals eingeräumt, im US-Wahlkampf „Muster von Informationsfeldzügen“ festgestellt zu haben – über verdeckte Propaganda hatte es seit dem Sieg Donald Trumps immer wieder Spekulationen gegeben. Darüber hinaus will das Unternehmen mit Hilfe intelligenter Software die Beeinflussung durch gefälschte Konten verhindern.
Facebook formuliert in dem gestern vorgelegten Weißbuch „Information Operations and Facebook“ zu den zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen, um Manipulationen der öffentlichen Meinung zu bekämpfen, drei wesentliche Ziele: die „gezielte Datenerhebung“, um jene Manipulationen zu lokalisieren und einzudämmen, die Verbreitung von gefälschten Informationen (Fake News) sowie ihre Vervielfältigung durch gefälschte Facebook-Konten oder Bots, etwa, um die politische Diskussion zu beeinflussen und zu verfälschen.
Dabei soll intelligente Software und neue Analyse-Techniken zum Einsatz kommen, wie die Nachrichtenagenturen AFP und Reuters berichten. Demnach würden verdächtige Facebook-Konten überprüft, wenn sie etwa dieselben Beiträge mehrmals verbreiten oder „Gefällt mir“-Angaben für eine bessere Sichtbarkeit generiert werden – und im Zweifel gesperrt und gelöscht werden. Damit sollen koordinierte und schwerer nachweisbare Manipulationen durch staatliche und nicht-staatliche Akteure verhindert werden.
Im Rahmen der angekündigten Sicherheitsmaßnahmen hat Facebook unterdessen erstmals ein „Muster von Informationsfeldzügen“ im US-Wahlkampf zwischen Hillary Clinton und Donald Trump eingeräumt. Facebook ist unter Druck geraten, zu wenig gegen Fake News unternommen zu haben. Der Konzern distanziert sich allerdings weiterhin von dem Vorwurf, während des US-Wahlkampfes zu der Verbreitung von gefälschten Informationen beigetragen zu haben: Man habe „keinen Beweis“ dafür, dass Facebook-Konten im Zuge der Aktivitäten „beeinträchtigt“ worden seien.
Zu den Akteuren, die hinter den Manipulationen im US-Wahlkampf stecken – etwa durch gefälschte Facebook-Konten – könne Facebook keine konkreten Angaben machen. Damit bleibt weiter unklar, ob etwa Kreml-nahe Kreise mit falschen Nachrichten oder gehackten E-Mails gezielt die Wahl Trumps begünstigt haben.
Intelligente Software und neue Analyse-Techniken sollen nun (zusätzlich) Abhilfe schaffen. So habe das Unternehmen vor der ersten Runde der französischen Präsidentenwahl bereits 30.000 verdächtige Facebook-Konten gesperrt.